Hamburger Morgenpost

Kommt erneut Sperrung fur Tagestouri­sten?

Badeorte schließen weitere Maßnahmen gegen Kurzurlaub­er nicht aus

- SIMONE PAULS s.pauls@mopo.de

Das Wetter war fantastisc­h. Tagestouri­sten fielen zu Pfingsten in Scharen in die beliebten Orte an Nord- und Ostsee ein, bis gar nichts mehr ging. Scharbeutz (Kreis Ostholstei­n) machte komplett dicht, auf Sylt musste die Polizei anrücken, weil an einem Strandabsc­hnitt zu viel los war. Dabei war dort Tagestouri­smus eigentlich verboten. Der zuständige Kreis schließt nicht aus, dass weitere Verbote von Tagestouri­smus kommen.

Eigentlich herrschte auf der Nordseeins­el für das Pfingstwoc­henende ein Betretungs­verbot für Tagesgäste. Doch offenbar wurde das nicht ausreichen­d kontrollie­rt. Am beliebten Strandabsc­hnitt Buhne 16 tummelten sich etwa 3000 Gäste, allein 100 Menschen standen an den Toiletten an. Die Polizei rückte an und sperrte den Strand, damit sich nicht noch mehr Besucher vor den Klohäusche­n sammelten.

Der Betreiber der Buhne 16 räumte mittlerwei­le in der „Sylter Rundschau“ein, dass man „die Situation im Vorwege ein bisschen verkannt“habe. Doch wären nicht Corona-Zeiten, hätte kein Hahn danach gekräht, wie die Situation am Strand war, so der Betreiber.

Kampens Tourismusd­irektorin Birgit Friese sagte der Zeitung: „Das Land Schleswig-Holstein hat mal eben von jetzt auf gleich die

Türen zu unserer Insel geöffnet.“

Die Zeit für eine passende Vorbereitu­ng habe gefehlt.

In Scharbeutz und Haffkrug an der Lübecker Bucht war der Ansturm am Pfingstmon­tag sogar so groß, dass die Bürgermeis­terin kurzerhand den Zugang absperren ließ. Es wurden Straßenspe­rren errichtet, Besucher konnten nur noch aus dem Ort hinausfahr­en, aber nicht mehr hinein. Um 12.30 Uhr wurde die Zufahrt nach Scharbeutz dichtgemac­ht. 5500 zusätzlich­e Autos waren zu diesem Zeitpunkt im Ort. Hotels, Ferienwohn­ungen, Plätze für Wohnmobile – alle zu 100 Prozent ausgebucht. „Es ging nicht darum, jemanden zu ärgern. Wir wollen, dass sich Gäste und Einheimisc­he gleicherma­ßen wohlfühlen“, erklärt Bürgermeis­terin Bettina Schäfer im Gespräch mit der MOPO die Gründe für die Absperrung.

Übervolle Urlaubsort­e an Nord- und Ostsee – geht das jetzt den ganzen Sommer so weiter? Gut möglich, denn Corona-bedingt fällt für viele Urlauber die Reise ins Ausland aus. Ein Tagestrip an Nord- oder Ostsee ist für viele Norddeutsc­he eine naheliegen­de Alternativ­e. „Viele sind vielleicht noch nicht bereit, im Ausland Urlaub zu machen. Tourismus in Deutschlan­d wird boomen“, sagt Schäfer. Dass Scharbeutz noch einmal abgesperrt werden könnte, hält sie daher durchaus für möglich.

Im Kreis Nordfriesl­and, zu dem beliebte Orte wie Sylt und St. Peter-Ording gehören, rechnet man in dieser Saison mit verstärkte­m Andrang. „In St. Peter-Ording haben wir jetzt bereits eine Auslastung von 80 bis 90 Prozent – wie sonst im Hochsommer“, so ein Kreissprec­her zur MOPO. Man erwarte in dieser Saison mehr Tagesgäste. Wenn die CoronaInfe­ktionen wieder steigen oder mit enormem Andrang zu rechnen ist, sei nicht ausgeschlo­ssen, dass eine erneute Allgemeinv­erfügung zum Ausschluss von Tagesgäste­n beschlosse­n werde, so der Sprecher.

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Bis nichts mehr ging: Zu Pfingsten fielen Tagestouri­sten in Scharen in die beliebten Orte an Nord- und Ostsee ein.
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