„Finde gut, dass die Gäste zurück sind“
Der 917XFM-Kopf über Küstenurlaub, Corona-Radio und „Echt“
„Wie ist die Lage?“heißt der fast tägliche Podcast der Gute Leude Fabrik und der Hamburger Morgenpost. Darin spüren wir tagesaktuellen Fragen nach – zu Wort kommen Macher, Musikerinnen, Models, Mütter und Politiker, genau wie Helfer, Schwestern, Schweißer, Freiberufler. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. In dieser Woche macht dies das „Discovery Dock“möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In Folge 19 spricht PRProfi Lars Meier mit Gunnar Astrup von 917XFM.
Lars Meier: Herr Astrup, ist Radio ein Krisengewinner oder ein Verlierer? Gunnar
Astrup: Das ist unterschiedlich. Wir sind eher Gewinner. Gerade in den ersten Wochen sind die StreamingZahlen durch die Decke gegangen. Aber die Schattenseite ist natürlich, dass viele Kunden sich die Werbung nicht leisten konnten und abgesprungen sind. Als Privatsender sind wir natürlich abhängig von den Werbeeinnahmen. Ich glaube, die Leute
haben das Radio und auch das längere Zuhören neu entdeckt. Auf der anderen Seite haben wir mit leeren Werbeblöcken zu kämpfen und hoffen, dass es bald wieder bergauf geht.
Hat sich denn der Wortanteil seit der Corona-Krise erhöht?
In der Tat. Wir sind alle ins Homeoffice gegangen und jeder hatte zu Hause ein Mikrofon. Jeder Kollege hat Beiträge gesprochen. Viel mehr als sonst, weil es so viele spannende Aktionen in Hamburg gab. Wir haben über Solidaritätsaktionen berichtet und neue Musik vorgestellt. Der Wortanteil wurde hochgefahren. Wir strahlen ja auch „Wie ist die Lage“aus und versuchen die Hörer zu begleiten. Es gab viel positives Feedback, aber auch Stimmen, die 917XFM wegen der Musik einschalten. Denen haben wir jedoch erklärt, dass wir versuchen, die Hörer etwas an die Hand zu nehmen.
Michy Reincke hat den NDR aufgefordert, mehr Hamburger oder deutsche Musik zu spielen. Wie sehen Sie eine solche Quotierung?
Ich finde das grundsätzlich ganz gut. Es gibt viel gute deutsche Musik. Man sollte diese aber dann auch spielen. Wir spielen selbst viele Bands aus Hamburg und Deutschland. Deshalb mache ich mir da auch wenig Gedanken. Wir achten nicht auf Marktforschung, sondern spielen die Musik aus dem Bauch heraus und versuchen Titel zu bringen, die einen berühren. Ich fände es gut, wenn sich die Sender da bewegen. Sie waren mit „Echt“sehr erfolgreich. Fühlen Sie sich noch als Musiker, jetzt, wo Sie Radio-Macher sind?
Wir haben mit „Echt“damals auch an jeder Milchkanne
in Schleswig-Holstein gespielt und daher weiß ich, dass man als Musiker viel ackern und Geld aufs Spiel setzen muss, um bekannt zu werden. Ich fühle da schon mit. Ein Clueso oder Grönemeyer wird sich in der Krise keine Gedanken machen müssen, aber es gibt viele Bands, die in den kleinen Läden spielen und an denen das nagt. Wir haben daher versucht diese vermehrt zu spielen und vorzustellen. Gibt es noch eine Verbindung zu „Echt“?
Es gibt eine WhatsAppGruppe, die gegründet wurde, als unser Sänger Kim uns vor ein paar Jahren zu seiner Filmpremiere in Berlin eingeladen hat. Ab und zu schreibt jemand ein Schlagwort, und es flackern die Erinnerungen auf. Das ist nett, um Kontakt zu halten.
Fragt noch mal einer von Ihnen nach einem Comeback?
Nein. Wir sind alle in unseren Berufen verankert und haben mittlerweile fast alle Familie. Wir haben es vor ein paar Jahren versucht, als unser Grafiker verstarb. Es gab ein kleines Gedenkkonzert im Gruenspan, wo auch wir ein paar Songs spielten. Danach haben wir wieder ein bisschen geprobt, aber schnell gemerkt, dass wir bereits zu sehr in unserem Alltag verankert sind.
Sie leben bei Flensburg. Wie haben Sie jetzt das Wochenende an der Küste erlebt?
Man merkte deutlich die Zunahme an Touristen. Ich musste länger beim Bäcker anstehen. Ich finde es aber gut, dass hier oben der Tourismus wieder startet. Das ist wichtig, weil viele Menschen hier davon leben.
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