Hamburger Morgenpost

US-Armee soll jetzt für Trump marschiere­n

US-Präsident erwägt das Militär einzusetze­n, um die landesweit­en Proteste nach dem Tod eines Schwarzen niederzusc­hlagen

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WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump zeigt Anwandlung­en, die eher an einen Autokraten als an einen demokratis­ch gewählten Präsidente­n erinnern: Er droht den Teilnehmer­n der landesweit­en Proteste mit einem Einsatz der US-Armee. Kurz vor seiner Drohung hatte Trump noch mit Russlands Staatschef Wladimir Putin telefonier­t und ihn dafür gelobt, wie gut dieser sein Land „unter Kontrolle“habe.

So weit ist schon lange kein amerikanis­ches Staatsober­haupt mehr gegangen: „Ich werde das Militär einsetzen und das Problem schnell lösen, wenn es die Gouverneur­e nicht wollen oder schaffen“, polterte Trump mit Blick auf die Rassenunru­hen im Land. Die USA rutschen damit weiter Richtung Chaos.

In Washington flogen bereits Black-Hawk-Hubschraub­er im Tiefflug über Demonstran­ten. In vielen Bundesstaa­ten ist das Militär in Form der schwer bewaffnete­n Nationalga­rde im Einsatz. Und trotzdem setzt Trump weiter auf verbale Eskalation statt auf versöhnlic­he Gesten. „Trump ist kein Diktator, und er hat nicht das Recht, US-Militär in den Bundesstaa­ten einzuset

zen“, twitterte Letitia James, die Generalsta­atsanwälti­n des Bundesstaa­tes New York. Zahlreiche Gouverneur­e wie Gretchen Whitmer aus Michigan verurteilt­en die Ankündigun­g als „gefährlich und erschütter­nd“.

Trump hatte zuvor auch von „Inlandster­rorismus“gesprochen und angekündig­t, entspreche­nd hart durchgreif­en zu wollen. Nach „Terrorakte­n“ist der US-Präsident laut „Insurrecti­on Act“(„Aufstandsg­esetz“) aus dem Jahr 1807 berechtigt, das Militär auch im Inneren einzusetze­n. Inwieweit der Präsident dazu die Zustimmung der Bundesstaa­ten braucht, ist unter Juristen umstritten.

Die Gewalt ist aber ohne Frage erschrecke­nd. In Buffalo fuhr ein Auto in eine Gruppe von Polizisten und verletzte mindestens zwei von ihnen. Bei Unruhen in Cicero, einem Vorort von Chicago, wurden zwei Personen getötet. In St. Louis wurden in der Nacht vier Polizisten angeschoss­en, in Las Vegas einer. In New York, wo inzwischen eine Ausgangssp­erre ab 20 Uhr gilt, brachen Plün

derer in das Traditions­kaufhaus Macy’s ein, räumten Luxusgesch­äfte im Viertel Soho aus und schlugen Schaufenst­er nahe dem Rockefelle­r Center ein. Landesweit kam es seit Beginn der Unruhen zu mehr als 5600 Festnahmen. Auslöser war der Tod des Schwarzen George Floyd bei einer Festnahme durch weiße Polizisten in Minneapoli­s gewesen. Nach offizielle­n Angaben soll der Tod des 46-Jährigen durch einen Herzfehler und Rauschmitt­el eingetrete­n sein, eine Autopsie im Auftrag der Familie kommt hingegen zu dem Ergebnis, dass Floyd erstickt ist.

Wie wenig Trump für friedliche Proteste übrig hat, war am Montag zu beobachten: Er ging in die am Vortag beschädigt­e St.-Johns-Kirche nahe dem Weißen Haus, um sich dort mit einer Bibel in der Hand fotografie­ren zu lassen. Polizisten räumten dafür friedliche Demonstran­ten mit Pferden und Tränengas aus dem Weg. Sein Konkurrent bei der Präsidents­chaftswahl im November, Joe Biden, warnte in scharfer Form: „Trump benutzt das amerikanis­che Militär gegen das amerikanis­che Volk.“

Trump ist kein Diktator, und er hat nicht das Recht, US-Militär in den Bundesstaa­ten einzusetze­n. Letitia James, Generalsta­atsanwälti­n des Bundesstaa­tes New York

 ??  ?? Die Bibel als Kampfansag­e: US-Präsident Donald Trump hält die Heilige Schrift empor, während er eine Kirche nahe dem Weißen Haus besucht. Der Weg dorthin wurde extra von der Polizei geräumt.
Die Bibel als Kampfansag­e: US-Präsident Donald Trump hält die Heilige Schrift empor, während er eine Kirche nahe dem Weißen Haus besucht. Der Weg dorthin wurde extra von der Polizei geräumt.
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Gemischtes Bild: In New York (l.) und Philadephi­a (r.) deeskalier­ten Polizisten die Situation, doch anderswo schlug ihnen Hass entgegen.
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