350 000 Euro für Journalisten-Mord?
Ex-Wirtschaftsminister von Malta soll Auftragskiller bezahlt haben. Opfer berichtete über Korruption in der Politik
Sie berichtete über Korruption und Politik – und bezahlte dafür womöglich mit ihrem Leben. Vor drei Jahren wurde die maltesische Journalistin und Bloggerin Daphne Caruana Galizia ( ✝ 53) durch ein Attentat getötet – sie starb durch eine Autobombe. Mehrere Politiker rückten in den Fokus der Ermittlungen, einige traten bereits zurück. Nun steht Maltas ExWirtschaftsminister im Rampenlicht. Chris Cardona (48) soll den mutmaßlichen Mördern 350 000 Euro gezahlt haben. Das sagte Melvin Theuma, der zugibt, ein „Mittelsmann des Mordes“zu sein, am Montag vor Gericht aus – im Gegenzug für seine Aussagen soll ihm Straferlass versprochen worden sein.
Cordona widerspricht dieser Aussage in der Zeitung „Times of Malta“. Es sei alles erlogen, so der Politiker. Doch in einem Handy, das in der Nähe des Tatorts gefunden worden war, entdeckten Ermittler die Nummer des Ministers, berichtete der „Spiegel“.
Galizia, die zum Thema Korruption in Politik und Wirtschaft der Mittelmeerinsel recherchiert und geschrieben hatte, war im Oktober 2017 ums Leben gekommen, als unter ihrem Wagen eine Autobombe explodierte. Zuvor hatte sie mehrfach Strafanzeige erstattet, weil sie Morddrohungen erhalten hatte. Drei Männer werden beschuldigt, den Anschlag durchgeführt zu haben: Vincent Muscat und die Brüder Alfred und George Degiorgio sitzen seit Ende 2017 in Haft. Als Drahtzieher ist der Geschäftsmann Yorgen Fenech angeklagt, der in enger Beziehung zur damaligen Regierung stand. Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück.
Vor dem Hintergrund des Falls wurde die Regierung ausgetauscht und Malta bekam Anfang 2020 einen neuen Premier.