Hamburger Morgenpost

Wasserschu­tzpolizei: Neuer Chef will Hamburg sicherer machen

Mehr Kontrollen, neue Technik, größere Flotte

- DANIEL GÖZÜBÜYÜK daniel.goe@mopo.de

Die Hamburger Wasserschu­tzpolizei hat einen neuen Chef: Olaf Frankowski, früher selbst Seefahrer, heute Polizeidir­ektor, übernimmt den Posten von Ex-Leiter Karsten Witt. Und der 57-Jährige hat einiges vor. Der MOPO stellte er drei Punkte vor, die er sich auf die Agenda geschriebe­n hat – „für ein sicheres, besseres Hamburg“.

➤ Demografis­cher Wandel: „Früher kamen Leute zu uns, die waren 30 Jahre alt und vorher lange Jahre zur See gefahren. Heute haben wir junge Menschen, die sich direkt nach der Schule für die Wasserschu­tzpolizei entscheide­n, auch viele Frauen“, sagt Frankowski. Und er stellt klar: Das ist gut! „Und wichtig. So entsteht Innovation. Die jüngeren Kollegen haben oft einen anderen Blickwinke­l auf Dinge. Das fördert den Diskurs.“

➤ Digitalisi­erung: Das sei eine Herausford­erung, der sich viele Firmen stellen müssten, auch die Wasserschu­tzpolizei. „Wir haben jährlich zwischen fünf und sechs Millionen Container, die im Hamburger Hafen umgeschlag­en werden, in rund 190000 davon befinden sich Gefahrgüte­r.“Die Frage: Wie will man die alle kontrollie­ren? Frankowski: „Mit Rechentech­nik. Wir brauchen und entwickeln einen Algorithmu­s, der die Kontrolle nicht nur vereinfach­t, sondern verbessert.“

Auch ein Problem: In vielen Containern sei Gefahrgut drin, obwohl es so gar nicht im Vorwege deklariert wurde. Als Beispiel führt Frankwoski hier die „CCNI Arauco“an. Auf dem Containers­chiff war

2016 bei Schweißarb­eiten ein verheerend­es Feuer ausgebroch­en, das 300 Feuerwehrl­eute rund 48 Stunden beschäftig­t hielt. „Risiken müssen besser erkannt und Gefahren beseitigt werden, damit es zu solchen Vorfällen in Zukunft nicht mehr kommt. Nicht nur die Sicherheit der Menschen in der Stadt ist wichtig, sondern auch die der Seeleute, die bei uns in Hamburg auf Schiffen arbeiten.“ ➤ Modernisie­rung: In den kommenden drei Jahren bekommt die Flotte der Wasserschu­tzpolizei Zuwachs – drei neue Dienstboot­e sollen es sein, alle gebaut nach höchsten technische­n Standards. Dazu kommen mehr Schlauchbo­ote. „Im Zuge dessen wollen wir auch unsere Einsatztak­tiken modifizier­en, um noch effiziente­r zu sein“, erklärt Frankowski.

Beim dritten Punkt „Modernisie­rung“spielt aber auch die fortdauern­de Stadtentwi­cklung eine Rolle. „Die HafenCity ist fertig, auf dem Kleinen Grasbrook entsteht ein neuer Stadtteil, in dem die Wasserschu­tzpolizei zuständig sein wird“, sagt Frankowski und ergänzt: „Wir werden uns wie die Schutzpoli­zei auch um Handtasche­ndiebe und Räuber kümmern, Verkehrsun­fälle aufnehmen und nicht nur die maritimen Aufgaben wahrnehmen.“

Übrigens: Dass die Hamburger Wasserschu­tzpolizei – aufgeteilt auf drei Wachen mit 520 Beamten – sich nicht nur um Elbe und Alster kümmert, sondern auch bei Demonstrat­ionen aushilft, gegen Umweltfrev­ler und bei Tierschutz­delikten ermittelt, ist deutschlan­dweit einzigarti­g. Allein ihr Einsatzgeb­iet ist riesig und geht über die Landesgren­zen Hamburgs hinaus: Es erstreckt sich von der Geesthacht­er Schleuse (SchleswigH­olstein) bis zur Elbmündung in Cuxhaven (Niedersach­sen). Und natürlich kümmern sie sich auch um die kleine Nordseeins­el Neuwerk, die zu Hamburg-Mitte gehört.

Und das sagt der Ex-Chef: „Nach 35 Jahren bei der Polizei glaubt man, alles zu kennen. Dann kommt man zur Wasserschu­tzpolizei

und lernt jeden Tag etwas Neues“, so Karsten Witt, der sich nach viereinhal­b Jahren als Leiter in den Ruhestand verabschie­det. „Die Kollegen hier haben eine solche Expertise, das glaubt man kaum. Sie wird übrigens auch immer wieder von Kollegen aus Deutschlan­d und ganz Europa in Anspruch genommen. Ich wünsche ihnen alles Gute.“

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Freuen sich beide wie Bolle: Karsten Witt (l.) geht in den Ruhestand, für ihn übernimmt Olaf Frankowski – der hat ambitionie­rte Ziele.
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