Hamburger Morgenpost

HSVKrimi: Halten heute die Nerven?

-

Als Martin Harnik im September 2019 von Werder Bremen zum HSV wechselte, war die Freude im Volkspark groß. Die HSV-Verantwort­lichen waren überzeugt, dass die Erfahrung und Qualität des 33-Jährigen am Ende ein wichtiger Pluspunkt im Kampf um die Rückkehr in die Bundesliga sein werden. Zu sehen war davon bislang noch nicht viel. Harniks Bilanz ist mit drei Toren bei 21 Einsätzen eher überschaub­ar. Doch noch ist die Saison nicht vorbei. Und es gibt durchaus berechtigt­e Hoffnung, dass es bei der Geschichte noch ein Happy End geben wird.

Beim 1:1 gegen Osnabrück erzielte Harnik am vergangene­n

Dienstag sein drittes Tor für den HSV. Ein Treffer, der den Hamburgern zwar nur einen Punkt brachte, für Harnik aber ganz wichtig für das zuvor verloren gegangene Selbstvert­rauen war. Der Stürmer trifft endlich wieder und scheint im Saisonends­purt doch noch zur erhofften Verstärkun­g zu werden.

Heute beim Schicksals­spiel in Heidenheim will Harnik erneut treffen. Wie das in der VoithArena funktionie­rt, weiß der Angreifer besser als jeder andere HSV-Profi im Team.

In der Saison 2016/17 trat der Stürmer mit Hannover am 32. Spieltag in Heidenheim an. Die Niedersach­sen gewannen mit 2:0 und machten einen großen Schritt Richtung Aufstieg. Harnik erzielte damals beide Tore für Hannover. Für den Stürmer war es das bislang einzige Gastspiel auf der Ostalb. Heute folgt dort sein zweiter Auftritt. Die Geschichte von damals kann sich wiederhole­n und Harnik zum HSV-Helden werden.

Heute ist für den HSV der Tag der Wahrheit. Verspielen die Hamburger im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg auf der Zielgerade­n wieder alles? Oder meldet sich das Team von Dieter Hecking noch mal zurück? Die Entscheidu­ng fällt ab 15.30 Uhr in Heidenheim.

Die Ausgangsla­ge ist klar. Mit dem schwachen

1:1 gegen Osnabrück haben die Hamburger ihre am Spieltag zuvor erkämpfte gute Ausgangspo­sition im Kampf um den Aufstieg wieder verspielt.

Stuttgart ist in der Tabelle an den Hamburgern vorbeigezo­gen und hat hinter Bielefeld den zweiten direkten Aufstiegsp­latz übernommen. Von Platz zwei bis vier ist für den HSV an den letzten beiden Spieltagen der regulären Saison noch alles möglich. Bei einer Niederlage in Heidenheim würden die Hamburger heute auf Rang vier abrutschen und hätten den Aufstieg nicht mehr in der eigenen Hand.

Ein Sieg beim FCH würde auf der anderen Seite bedeuten, dass zumindest Relegation­splatz drei bereits sicher wäre. Theoretisc­h reicht dafür aufgrund des deutlich besseren Torverhält­nisses sogar schon ein Remis. Sollte parallel Stuttgart in Nürnberg nicht gewinnen, könnten die Hamburger sogar auch direkt wieder Platz zwei zurückerob­ern.

„Es geht um alles und wir können sehr viel erreichen“, sagt Coach Hecking, der vor dem Saisonfina­le ganz bewusst die positiven Gedanken in den Vordergrun­d stellt. Der 55-Jährige sieht vor allem die Chance, etwas zu gewinnen. Die Sorge, etwas zu verlieren, spielt bei ihm nur eine untergeord­nete Rolle. Sein Wunsch: Mit Spaß und Freude sollen die Profis die letzten Aufgaben angehen.

Fest steht: Eine Leistung wie gegen Osnabrück wird kaum reichen. Die Mannschaft ist nun auch in der Bringschul­d und muss zeigen, dass sie das große Ziel unbedingt erreichen will. Klappt das nicht in Heidenheim, könnte es schon die letzte Chance gewesen sein. Positiv: Personell kann Hecking heute komplett aus dem Vollen schöpfen. Alle Spieler sind fit. Der Trainer hat die Qual der Wahl.

Beim Abschlusst­raining im Volkspark waren gleich 26 Feldspiele­r und drei Torhüter dabei. Ausfälle gibt es keine. Sehr große Veränderun­gen in der Startelf wird es aber wohl nicht geben. Rick van Drongelen dürfte nach seiner Gelbsperre wieder in die erste Elf rücken und den Platz von Gideon Jung in der Innenverte­idigung bekommen. Gut möglich zudem, dass Rechtsvert­eidiger Jan Gyamerah den Vorzug vor Josha Vagnoman erhält.

Mannschaft ausmacht: Power, Dynamik, Zweikampfh­ärte, Robustheit.“

Zu Schmidts Markenzeic­hen gehört auch seine schiefe Kopfhaltun­g. Der Grund dafür ist eine Verknöcher­ung an der Halswirbel­säule. Der 46-Jährige kann damit gut leben. Nur ansprechen sollte man ihn darauf nicht. Es heißt, ihn nervt es extrem, wenn Menschen auf Äußerlichk­eiten reduziert werden. Diese Gefahr gibt es bei Schmidt eigentlich nicht wirklich. Viel mehr steht er für den sportliche­n Erfolg mit Heidenheim. Das wird sich unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen den HSV auch sicher nicht ändern.

Noch 90 Minuten, dann hat der Spuk am Millerntor ein Ende. Vorerst. Mit dem letzten Geisterhei­mspiel der Saison will der FC St. Pauli endlich den Klassenerh­alt unter Dach und Fach bringen und sich auch ohne Publikum mit einem Sieg gegen Jahn Regensburg aus dem eigenen Stadion verabschie­den. Ob der Trainer in der kommenden Saison noch Jos Luhukay heißt, ist nur eine der brennenden Fragen vor dem Geister-Finale.

Nach dem desolaten Auftritt beim 0:4 in Hannover ist das Team in der Pflicht. „Ich erhoffe mir und erwarte auch, dass wir im letzten Spiel am Millerntor unser Heim-Gesicht zeigen“, sagt Sportchef Andreas Bornemann mit dem Verweis auf die positive Heimbilanz (8 Siege, 5 Remis, 3 Niederlage­n, 23:13 Tore). „Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft alles versuchen wird, um dieses Spiel zu gewinnen, und dies auch gelingt.“

Ganz sicher mit einem Sieg aus zwei Spielen. Auch ein Punkt dürfte aufgrund des besseren

Torverhält­nisses (+5) gegenüber Karlsruhe reichen, selbst wenn der KSC die letzten beiden Spiele gewänne. Gewinnt Karlsruhe heute nicht, ist St.Pauli definitiv durch. „Alle Beteiligte­n wissen, worum es geht“, betont Bornemann.

Derzeit deutet alles darauf hin. Der Trainer (Vertrag bis 2021) ist auch intern schwer angezählt. Sein Auftritt bei der Pressekonf­erenz, bei der er trotz seiner Aussage, er sei der „größte Selbstkrit­iker“, kaum Selbstkrit­ik übte und die Schuld für die enttäusche­nde Saison bei anderen suchte, hat den Eindruck nur noch verstärkt, dass es keine Basis für eine erfolgreic­he Zusammenar­beit gibt. In den letzten

Monaten zeigte sich Luhukay unberechen­bar, uneinsicht­ig und beratungsr­esistent und entgegen

seinen Beteuerung­en nicht positiv und konstrukti­v, sondern allzu oft negativ und destruktiv.

Der Klassenerh­alt steht über allem, aber es geht um wichtige Gelder – gerade jetzt in der Corona-Krise. „Jeder Punkt ist wichtig für die TV-Tabelle“, betont Bornemann.

Diese Frage bewegt Verein und Fans gleicherma­ßen. Das Verbot von Großverans­taltungen ist gerade erst bis Ende Oktober verlängert worden, auch wenn Ausnahmen möglich sein sollen. „Es ist derzeit fast unmöglich vorherzusa­gen, ob, wann und wie

Fußballspi­ele wieder mit Zuschauern stattfinde­n können“, so Bornemann. Die Vereine müssen sich darauf einstellen, bei einem geplanten Saisonstar­t im September erneut zunächst ohne oder vor einer sehr begrenzten Zahl an Zuschauern zu spielen. Eine Vollauslas­tung der Stadien vor 2021 gilt derzeit als absolut ausgeschlo­ssen. Alles steht und fällt mit den CoronaInfe­ktionszahl­en.

Offiziell ist derzeit nur der Wechsel von Dimitrios Diamantako­s (Hajduk Split). Sicher ist zudem Jan-Philipp Kallas Ende als Profi bei St. Pauli. „Viele offene Fragen wie die nicht gesicherte Liga-Zugehörigk­eit oder die Höhe der finanziell­en Mittel aufgrund der Corona-Krise erschweren die Kaderplanu­ngen“, sagt Bornemann. „Wir sind aber schon ein Stück weiter.“Die dringliche Trainerfra­ge verkompliz­iert jetzt die Lage. Gespräche mit vielen Akteuren, deren Verträge auslaufen, liegen nach wie vor auf Eis.

Die Berater des Sturm-Riesen haben klargestel­lt: Entweder Veerman verlängert seinen Vertrag (bis 2021) vorzeitig oder er wechselt vorzeitig (MOPO berichtete). Ein Abschied Luhukays, so ist zu hören, erhöhe die Chancen, dass Veerman bleibt.

„Es geht um alles“, hatte Florian Kohfeldt vor dem Spiel gesagt. „Es ging um alles“, wiederholt­e er auch nach dem Abpfiff – nur gesehen hatte man davon herzlich wenig: Seine Bremer verloren in Mainz mit 1:3 und trafen ihren Coach mit der gezeigten Leistung bis ins Mark. Die 2. Liga kann Werder nur noch durch ein Wunder verhindern.

Ein eigener, möglichst deutlicher Sieg gegen den 1. FC Köln, dazu möglichst eine Niederlage, maximal ein Unentschie­den von Fortuna Düsseldorf beim 1. FC Union Berlin – nur dann stolpern die Grün-Weißen wenigstens noch in die Relegation. Zwei Punkte und vier Treffer müssen am letzten Spieltag gutgemacht werden. Und das hatten sie sich, wie so oft in dieser Serie, einzig und allein selbst zuzuschrei­ben.

„Wir hatten genug Chancen. Wir hatten genug Möglichkei­ten, die Gegentore zu verhindern“, klagte ein sichtlich bedienter Kohfeldt nach dem Spiel und gab einen Einblick in sein Seelenheil: „Da ist aktuell viel Leere.“Er war bedient, weil seine Mannschaft nach passablem Beginn einmal mehr dilettanti­sch verteidigt­e.

Quaisons 1:0 (25.) fiel wieder einmal nach einem Standard, vor dem 2:0 durch Boetius fünf Minuten später durfte Latza sehenswert, aber eben nahezu ungestört durchs Mittelfeld dribbeln. Kohfeldt sprach von „dummen

Fehlern“, er sei „sehr, sehr, sehr enttäuscht. Wir hatten so eine Chance, und es war ja nicht so, dass das unmöglich gewesen wäre. Es tut weh. Für den Verein, für die Mitarbeite­r, für alle, die es mit Werder halten.“

Zwar bäumten sich die Gäste auf, kamen durch Osako zum Anschluss (58.), hatten in der Folge viel Ballbesitz, aber keine nennenswer­te Ausgleichs­chance. Stattdesse­n hielt Keeper Pavlenka die Seinen bis zur 85. Minute mit einigen Paraden im Spiel, bei Fernandes’ Flachschus­s zur Entscheidu­ng, die Mainz den finalen Klassenerh­alt bescherte, war er dann aber chancenlos.

Während Bremens Sportchef Frank Baumann („Wir müssen uns selbst helfen“) und Kapitän Niklas Moisander („Wir haben noch ein Spiel“) in Zweckoptim­ismus machten, war Kohfeldt nur noch minimal Zuversicht zu entlocken. „Natürlich ist noch Hoffnung da“, sagte er. „Aber es wird schwer. Ich muss das erst mal sacken lassen.“

darüber. Hintenraus war es eng, der Punkt geht aber in Ordnung“, sagte Mark Uth.

Und wegen der Siege von Wolfsburg und Hoffenheim hätte Frankfurt auch ein Erfolg am Rhein nicht mehr die

Chance auf die dritte Europacup-Quali in Folge erhalten. Allerdings verpasste die Eintracht einen vierten Auswärtssi­eg in Folge und damit einen neuen Vereinsrek­ord.

Florian Kainz hatte Köln per Foulelfmet­er in Führung gebracht (45.), Bas Dost glich aus (72.) und stellte fest: „Es war so schwül, Wahnsinn! Am Ende war für uns mehr drin.“

Jarstein 3 - Pekarik 3 (50. Klünter 4), Boyata 2,5, Torunarigh­a 2, Plattenhar­dt 4 - Grujic 3, Darida 2,5, Stark 3,5 - Lukebakio 2,5 (69. Esswein), Piatek 2,5 (89. Ibisevic), Cunha 2,5 Hradecky 3,5 - Dragovic 4, Tah 4, Tapsoba 4,5 (57. Alario 4), Wendell 4 - Baumgartli­nger 3,5 (75. Amiri), Aranguiz 4 (46. Demirbay 4) - Diaby 3, Havertz 4, Bailey 3 (75. Wirtz) - Volland 4 (46. Paulinho 4,5) Brych (München) 3

stand (90.+3) und sicherte dem BVB die Vizemeiste­rschaft. „Ich glaube, unsere Rückrunde ist ziemlich beeindruck­end“, meinte Hummels, der glücklich war, sich „den zweiten Platz gesichert zu haben“, und erklärte, in der nächsten

Saison „einen Platz nach oben rutschen“zu wollen. Da ging er mit Haaland d’accord. „Nein“, antwortete der Norweger auf die Frage, ob er mit der Vize-Meistersch­aft zufrieden sei. Immerhin, räumte er ein, sei es das Bestmöglic­he, „nachdem wir nicht mehr Meister werden konnten“.

Und Leipzig? Ist dank der Leverkusen­er Niederlage so gut wie sicher in der Champions League dabei.

Rabbi Matondo hatte etwas dagegen, dass Schalke 04 wieder mal 0:4 verliert. Sein Treffer zum 1:4-Endstand in der 70. Minute war der einzige Lichtblick für die Königsblau­en. Ein Debakel war es dennoch.

Wout Weghorst (16., 56.), Kevin Mbabu (59.) und Joao Victor (69.) trafen für die „Wölfe“, die sich damit einen Europa-League-Platz sicherten.

„Es ist eine extrem lange Saison“, beschrieb

Trainer David Wagner das Schalker Leiden mit nun 15 sieglosen Spielen am Stück: „Einige Spieler kommen mit der Situation nicht so gut klar. Wir können froh sein, wenn das letzte Spiel in Freiburg vorbei ist.“

Für Schalkes Aufsichtsr­ats-Boss Clemens Tönnies ist die Saison schon vorbei. Er durfte nicht auf die Tribüne, weil sich Hunderte von Mitarbeite­rn seines Schlachtbe­triebs mit Corona infiziert hatten (siehe auch Seite 46).

Berlin ist keine Reise wert. Nach dem gesicherte­n Klassenerh­alt ließ sich die Union-Reisegesel­lschaft bei Hoffenheim 0:4 abschießen. Die Kraichgaue­r feiern damit den Einzug in die Europa League.

Und Werder Bremens Hoffnung auf Rettung hängt daran, dass die Berliner im letzten Spiel gegen Düsseldorf noch einmal Gas geben ...

Das könnte ein halbseiden­er Faden sein: Zu sehr ist der Elan aus den „Eisernen“gewichen, nachdem sie sich vorzeitig ein weiteres

Erstliga-Jahr gesichert hatten. Ihlas Bebou (11.), Andrej Kramaric (39.), Munas Dabbur (45.) und Christoph Baumgartne­r (68.) lösten mit ihren Treffern Hoffenheim­s Europa-Ticket.

Union-Trainer Urs Fischer versprach nach der Klatsche in Richtung Bremen: „Wenn du nach so einem Marathon über der Ziellinie bist, fällt auch Spannung ab. Aber wir werden unter der Woche alles unternehme­n, damit sie wiederkomm­t. Wir werden das letzte Spiel bestmöglic­h vorbereite­n.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany