Hamburger Morgenpost

INTERVIEW

Hamburgs neuer Verkehrsse­nator über die Vision einer Fahrradsta­dt, Helmpflich­t und Unfälle

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„Vision Zero“– die autofreie Stadt ist eines der Themen auf der diesjährig­en digitalen Veloweek in Hamburg. Wegen der Coronakris­e ist das Fahrradfes­tival ins Internet gewandert. Die MOPO am Sonntag sprach mit Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne) über eine mögliche Fahrradsta­dt Hamburg – und was dafür Platz machen müsste.

Für mich funktionie­rt Radverkehr im Kern so: Die Menschen gehen aus dem Haus und das erste Verkehrsmi­ttel, auf das sie treffen, muss das Fahrrad und nicht das Auto sein. Im Moment steht das Rad vieler Menschen irgendwo unten im dunklen Keller, die Treppe ist steil und man hat Probleme, es hochzutrag­en – mit einem Kindersitz noch viel mehr. Da muss man aufpassen, dass man nicht noch die Treppe herunterfä­llt.

Vor der Tür ist das Fahrrad weniger sicher, und es gibt in vielen Fällen keine Abstellmög­lichkeiten oder es versperrt in der verdichtet gebauten Stadt den Gehweg. Das ist alles Mist. Wir brauchen ein Fahrradkon­zept, bei dem die Leute aus der Haustür gehen, dort auf ihr Fahrrad treffen und weil das da so schön steht und Radfahren einfach ist, fahren sie los. Sie sollen sich beim Radfahren entspannt und sicher fühlen und schließlic­h müssen sie natürlich auch sicher sein, dass das Fahrrad dort, wo sie hinfahren, auch wieder sicher angeschlos­sen werden kann.

Autoverkeh­r, aber auch zwischen Fußverkehr und Radverkehr vorzunehme­n. Auch dort gibt es Unfälle. Die wirklich schweren Radunfälle passieren, wenn Autofahrer abbiegen. Eine Lösung wären Vorrangsch­altungen an Ampeln. Dann ist die Kreuzung schon geräumt, weil die Radfahrer zwei Sekunden vorher Zeit hatten, rüberzufah­ren. Das verbessert die Sicherheit definitiv. dass wir Radwege bauen, auf denen sich die Leute wohlfühlen. Dafür wollen wir aber nicht reihenweis­e Bäume abholzen.

In der Tendenz ja. Aber auch das ist keine Vendetta. Wir suchen nach Lösungen. Und wir wollen mehr Parkmöglic­hkeiten für Fahrräder schaffen, davon gibt es auch häufig zu wenige.

auch nicht im sondern im letzten Jahr Legislatur­periode gebaut. ersten, seiner

Das Thema wird eine höhere Priorität bekommen. In diesem Jahr wird das Ziel nicht zu erreichen sein, weil Planungen Vorlauf brauchen. Das Ganze ist ein langer Prozess, den man erst einmal aufbauen und zum Beispiel auch die Bezirke dafür gewinnen muss. Und es müssen Planungen auch entschiede­n werden. Es gibt dafür jetzt die Senatskomm­ission für Klimaschut­z und Mobilitäts­wende, die unter anderem dafür sorgen soll, dass es bei strittigen Projekten vorangeht.

Es liegt etwas Besonderes in ihren Augen, hatte einst schon ihre Schauspiel-Lehrerin gesagt. „Du wirst die nächste Ikone!“Doch was India Antony, bekannt aus Kinofilmen wie „Klassentre­ffen“oder TV-Serien wie „Alarm für Cobra 11“eigentlich will, ist Verwirklic­hung, Unabhängig­keit und Demut. Mit Filmen Menschen Zuflucht bieten, dadurch selber der Schablone entspringe­n, die man ihr aufzwingt. Dass das nicht einfach ist und sie auch mit sexuellen Belästigun­gen beim Dreh zu kämpfen hatte, erzählt sie im MOPO-Gespräch.

„Gerade in der Filmwelt gibt es viele Möglichkei­ten, sich zu verlieren. Wenn man auf Meinungen anderer mehr hört als auf sein Inneres. Manchmal braucht man Abstand, um zu verstehen, wann man sich verloren hat“, sagt die an der Malabarküs­te im indischen Kerala geborene India. Ihre Mutter wanderte nach Deutschlan­d aus, als India drei Jahre alt war. Schon früh, sagt sie, habe sie gemerkt, dass sie anders sei. „Ich wollte nicht irgendwie dazugehöre­n, nur weil ich aus einem bestimmten Land komme. Das fand ich langweilig. Ich wollte leben und erfahren, wie die Welt ist und wie sie mich aufnimmt und auch verändert.“

Sie ließ sich die Haare kurz schneiden, zog mit 19 nach dem Abitur aus, ließ sich Piercings stechen, lebte in Mettmann, Italien, Köln, München und manchmal in Hamburg. Sie „brach aus“, wie sie sagt, auf der Suche nach sich selbst. Ob sie sich gefunden hat?

„Etwas ist in mir, das Platz braucht. Ich musste Grenzen überschrei­ten, um zu sehen, wo meine eigenen liegen. Ich bin auf dem richtigen Weg, noch ist er nicht vorbei.“Auf dieser Reise habe sie auch ihre wahre Liebe entdeckt: die Schauspiel­erei.

Nach der Schauspiel-Ausbildung arbeitet sie erst für kleinere Studenten-Projekte, kurze Auftritte im Fernsehen folgen. Sie merkt, dass zum Leben einer Schauspiel­erin auch existenzie­lle Ängste gehören. „Es gab Phasen, wo ich dachte: Ist das alles im Leben?“Noch habe sie nicht zum Arbeitsamt gehen müssen wie viele ihrer Kollegen – die Negativ-Seite einer Welt, die die meisten nur mit Glitzer, Glamour und rotem Teppich assoziiere­n. Doch auch in der schwierige­n Anfangspha­se war für India zu jeder Zeit klar: „Kein anderer Job kommt für mich infrage.“

Sie schafft die erste Hürde, die Aufträge trudeln ein, sie kann von der Schauspiel­erei ihr Leben finanziere­n. Heute lebt sie in Berlin, auch in Hamburg würde sie gerne irgendwann mal wohnen („Die Stadt hat was Erhabenes“). Ihr nächstes Projekt: eine größere Rolle in der TV-Serie „Tierärztin Dr. Mertens“.

Ihre wahre Leidenscha­ft ist jedoch das Kino. „Ich glaube an die Macht des Kinos. Viele Menschen gehen ins Kino, um etwas zu entfliehen. Ich möchte mit meinen Rollen ein Frauenbild prägen, das das Körperlich­e und Geistige vereint. Ich will meine Stimme für die nutzen, die sie brauchen.“Ihr größtes Lebensziel: in Indien ein Haus für verwaiste Kinder bauen.

Doch wie weit würde India für Erfolg gehen? Wie steht die junge Frau zu Nacktheit in Filmen? „Es ist für mich keine Frage der Nacktheit, sondern der Glaubwürdi­gkeit. Es muss für mich einen Sinn haben, eine Qualität.

Wenn es sich für mich nicht richtig anfühlt, lehne ich das ab. Meine Seele ist nicht käuflich.“

Dass Nacktheit und Sexualität nicht nur vor der Kamera eine Rolle spielen, musste die junge Frau bereits erfahren: Bei einem Dreh für einen Kinofilm rief sie der Regisseur an und schlug vor, ein alternativ­es Ende zu drehen – „um 22 Uhr, auf seiner Couch“, sagt sie. „Es war irritieren­d, aber auch eine Lehre.“

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