Hamburger Morgenpost

Polizei verbietet Alkohol-Verkauf

„Cornern“als Corona-Risiko:

- Von MIKE SCHLINK und RÜDIGER GÄRTNER

Die Situation wird von Woche zu Woche prekärer. Immer mehr Menschen missachten bei schönstem Sommerwett­er die Corona-Regeln, treffen sich in großen Gruppen im Freien, um Alkohol zu trinken. Ganz klar, das „Corona-Cornern“wird zum Infektions­problem.

Allein am Freitagabe­nd versammelt­en sich trotz Hygieneund Abstandsvo­rschriften Hunderte in der Schanze. Viele hatten sich bei Kiosken und Straßenver­käufern mit Alkohol eingedeckt, um anschließe­nd mit Freunden und Bekannten unter freiem Himmel zu trinken und Spaß zu haben.

Dieses „Cornern“war bereits vor Corona ein Problem – es bekommt aufgrund des Infektions­risikos jedoch eine neue Dimension. Und ruft vermehrt die Polizei auf den Plan, die immer wieder mit Augenmaß auf die CoronaRege­ln aufmerksam machen muss und im Zweifel auch Bußgelder verteilt.

„Das ist eine schwierige Situation für die Polizei, die einerseits die Corona-Verfügung durchsetze­n muss, anderersei­ts natürlich aber auch den Menschen ermögliche­n möchte, ihren Bedürfniss­en nachzukomm­en“, sagt Sören Schumacher, innenpolit­ischer Sprecher der SPD. Deswegen sei es gut und richtig, dass es in Hamburg seit ein paar Wochen die Möglichkei­t gebe, Kioske zu schließen oder ein Alkoholver­kaufsverbo­t auszusprec­hen, um den massenhaft­en Alkoholkon­sum im öffentlich­en Raum zu verhindern.

Genau diese Möglichkei­t hat auch die Polizei. Überfüllte­n Kiosken und Kneipen wurde zunächst der Alkoholaus­schank, später sogar der weitere Betrieb untersagt. Zum Unmut vieler, die den lauen Abend unter freiem Himmel sorglos genießen wollten. „Dieser Sommer wird nicht wie alle anderen Sommer. Jeder ist in der Pflicht, Disziplin und Vernunft walten zu lassen, damit wir Corona in den Griff bekommen“, so Schumacher.

Was passiert, wenn die Corona-Regeln missachtet werden, zeigt sich aktuell mahnend in Israel. Das Land hatte das Coronaviru­s fast besiegt.

Seitdem unter anderem Zusammenkü­nfte wieder erlaubt sind, gibt es jedoch jeden Tag Hunderte Neuinfekti­onen. Damit das in Hamburg nicht geschieht, gibt es weiterhin die strengen Abstands-Regeln.

Andere Maßnahmen dürften in der Umsetzung auch schwierig werden. Denkbar wäre zwar – ähnlich wie in Berlin –, dass Straßenabs­chnitte gesperrt werden, um mehr Platz im öffentlich­en Raum zu schaffen, sodass Abstände besser eingehalte­n werden können. Das könnte allerdings weitere Personen zum „Cornern“bewegen. Und Zugangsbes­chränkunge­n für öffentlich­e Räume ließen sich wohl ebenso wenig durchsetze­n wie ein generelles Alkoholver­kaufsverbo­t ab einer gewissen Uhrzeit – denn dann würden sich viele wohl einfach vorzeitig mit Alkohol eindecken.

Hamburgs CDU hält von solchen Gedankensp­ielchen auch nichts, weil ihrer Meinung nach die Regeln klar sind. „Der Senat hat sie vorgegeben. Er und die Polizei sind dann auch in der Pflicht, diese durchzuset­zen“, sagt Dennis Gladiator, innenpolit­ischer Sprecher der CDU. Aber reicht das aus? Der Sommer hat gerade erst begonnen, auch an den kommenden Wochenende­n dürfte die Polizei im Dauereinsa­tz sein, um gegen Verstöße vorzugehen.

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Sieht aus wie an einer Wochenend-Nacht vor der CoronaKris­e: die Susannenst­raße
Die Beamten müssen in der Schanze immer wieder auf die Abstands-Regeln hinweisen. Sieht aus wie an einer Wochenend-Nacht vor der CoronaKris­e: die Susannenst­raße

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