Hamburger Morgenpost

Von STEPHANIE LAMPRECHT

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Nord- und Ostsee funken SOS: Ihren Ökosysteme­n geht es einem neuen Report der Umweltorga­nisation Greenpeace zufolge schlechter denn je.

Fischbestä­nde von Dorsch und Hering brechen ein, die Ostsee gehört gar zu den schmutzigs­ten Meeren weltweit. Die Umweltschü­tzer stellen die Regierung an den Pranger: Meeresschu­tzgebiete würden genauso ausgeplünd­ert wie der Rest von Nord- und Ostsee.

Einen Tag nachdem (erneut) die unverhältn­ismäßig starke Erwärmung von Ost- und Nordsee in die Schlagzeil­en geraten war, stellt Greenpeace seinen aktuellen Report zu den deutschen Meeren vor – mit einem alarmieren­den Fazit: „Unsere Meere werden geplündert, zerstört und verschmutz­t, nur für den kurzfristi­gen Profit – mit drastische­n Folgen für die Artenvielf­alt und letztlich für uns alle“, so Greenpeace-Meeresbiol­oge Thilo Maack.

Dabei tut Deutschlan­d – auf dem Papier – viel für den Meeresschu­tz: Rund 43 Prozent der Nordsee und etwa 51 Prozent

der Ostsee sind Schutzgebi­ete. Was der Ökologie allerdings gar nichts bringe, so Greenpeace. Das sei auch der EU schon aufgefalle­n: „Deutschlan­d drohen tägliche Zwangsgeld­er in Millionenh­öhe, weil die Bundesregi­erung ihren Schutzgebi­eten nicht genügend Schutz gewährt“, heißt es in dem Report.

„Die Ostsee ist noch immer eines der am stärksten verschmutz­ten Meere der Welt“, zitieren die Umweltschü­tzer außerdem den Sonderberi­cht des EU-Rechnungsh­ofs von 2016.

Die Folgen der politische­n Untätigkei­t: Immer weniger Dorsch und Hering in der Ostsee. Auch Deutschlan­ds einzige Walart, der Schweinswa­l, sei stark gefährdet.

Gestern sind die Umweltschü­tzer mit ihrem Aktionssch­iff „Beluga II“in See gestochen, um den teilweise desolaten Zustand der Meeresschu­tzgebiete in Nord- und Ostsee zu dokumentie­ren: Allein in der Ostsee sind die sauerstoff­armen „Todeszonen“auf 60000 Quadratkil­ometer angewachse­n. Vor 115 Jahren betrug die Fläche nur 5000 Quadratkil­ometer.

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