Hamburger Morgenpost

Unfallzahl durch Ablenkung hinter dem Steuer steigt

Eine aktuelle Gemeinscha­ftsstudie von ADAC und ÖAMTC weist auf die Gefahren hin

- Von MICHAEL NEHER

Die Sommerferi­en sind voll im Gange und wegen der Corona-Pandemie fahren natürlich auch die Hanseaten in diesem Sommer noch viel mehr als vor Covid-19 mit dem eigenen Auto in den Urlaub. Brisant: Viele Autofahrer begeben sich dabei in große Gefahr. Eine aktuelle Studie von ADAC und ÖAMTC (österreich­isches Pendant) zeigt: bereits kleine Nebentätig­keiten hinterm Steuer haben nahezu immer negative Auswirkung­en auf das Fahrverhal­ten. Ein kleiner Schluck aus der Wasserflas­che, ein Päckchen Taschentüc­her öffnen oder nur noch schnell eine WhatsApp lesen und beantworte­n – alles typisch, alles Alltag – auch im Auto; Tätigkeite­n, die leicht zu handhaben sind. Werden sie jedoch während der Fahrt hinter dem Steuer erledigt, führen sie fast zwangsläuf­ig zu teils schwerwieg­enden Fahrfehler­n mit hohem Unfallrisi­ko. Eine gemeinsame Studie von ADAC und ÖAMTC zeigt, dass jede untersucht­e Nebentätig­keit, so banal sie auch ist, messbare negative Auswirkung­en auf das Fahrverhal­ten hat. Im Rahmen der Untersuchu­ng waren die Teilnehmer aufgeforde­rt, auf einem gesicherte­n Testgeländ­e ablenkende Dinge während der Fahrt zu tun. So mussten die Probanden zum Beispiel ein Ziel in ein Navi eingeben, eine SMS lesen und schreiben oder ein Objekt im Straßenrau­m ausfindig machen. Ergebnis: Egal wie fit oder wie erfahren eine Person ist und unabhängig davon, wie sehr ein Fahrer von seinen Fähigkeite­n überzeugt ist – Ablenkung im Straßenver­kehr kann immer zu folgenschw­eren Fehlern führen. Trotz guter Reaktionsz­eiten, die unmittelba­r vor der Testfahrt erhoben wurden, konnten die Testfahrer unvorherge­sehenen Ereignisse­n in neun von zehn Fällen nicht rechtzeiti­g ausweichen. Grund: Der Blick war nicht auf die Straße gerichtet. Besonders gefährlich ist das Lesen oder Verfassen von Smartphone-Nachrichte­n. 20 Prozent der Teilnehmer gaben an, häufig während der Fahrt Nachrichte­n auf dem Handy zu lesen. Bei den Testfahrte­n zeigte sich, dass mehr als ein Drittel aller Tester zumindest einmal die Mittellini­e überfuhr, 20 Prozent sogar öfter. Dabei befanden sich die Fahrzeuge bis zu vier Sekunden im Gegenverke­hr. Ein Fahrer war mit seinem Wagen sogar zehn Sekunden auf einer Strecke von 130 Metern auf der falschen Spur unterwegs. Laut ADAC ist vielen Verkehrste­ilnehmern das Risiko durch Ablenkung noch immer nicht richtig bewusst. Vermeintli­che Routine-Tätigkeite­n, die den Fahrer zu Sorglosigk­eit verleiten und ihn in einer trügerisch­en Sicherheit wiegen. Auffällig ist auch die falsche Selbsteins­chätzung: Trotz zahlreiche­r Fahrfehler wie etwa dem Abkommen auf die Gegenfahrb­ahn fiel die Selbstbeur­teilung der Tester insgesamt positiv aus.

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Mit dem Auto auf großer Fahrt bedeutet häufig leider auch: mit dem Auto in großer Gefahr - wegen Ablenkung durch Handy und Co.

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