Hamburger Morgenpost

101 Gegner sind für den HSV und St. Pauli möglich

Weil die Landespoka­le noch nicht zu Ende gespielt sind, wird die Ziehung komplizier­t

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Es ist die wohl verrücktes­te DFB-Pokal-Auslosung aller Zeiten: Der HSV und der FC St. Pauli könnten heute (18.30 Uhr/live in der Sportschau) gleich 101 mögliche Gegner bekommen! Im Amateurtop­f befinden sich zwar nur 32 Lose, viele davon sind aber mit Platzhalte­r (z.B. „Landespoka­lsieger Baden“) gekennzeic­hnet.

Denn: Die 21 Verbandspo­kalEndspie­le wurden wegen der Corona-Pandemie noch nicht ausgetrage­n und werden als „Finaltag der Amateure“erst am 22. August ausgetrage­n. Wir geben Ihnen einen Überblick über alle möglichen Gegner, auf die der HSV oder St. Pauli in der ersten Runde (11. bis 14. September) treffen könnte. In Klammern befindet sich bei den Verbänden die Anzahl der möglichen Teams und bei den Mannschaft­en in römischen Zahlen jeweils die Höhe der Spielklass­e.

➤ Profis (8): Vier am schlechtes­ten platzierte Zweitligis­ten sowie vier beste Drittligis­ten im Amateurtop­f: Karlsruher SC (II), 1. FC Nürnberg (II), Wehen Wiesbaden (III), Dynamo Dresden (III), Würzburger Kickers (II), Eintracht Braunschwe­ig (II), FC Ingolstadt (III), MSV Duisburg (III) ➤ Baden (3): FC Nöttingen (V, bereits im Finale), Waldhof Mannheim (III), ASC Neuenheim (VII) ➤ Bayern (3): 1860 München (III, bereits im Finale), Viktoria Aschaffenb­urg (IV). Zweiter Startplatz aktuell für 1. FC Schweinfur­t (V) ➤ Berlin(4) : BFC Dynamo (IV), Viktoria Berlin (IV), VSG Altglienic­ke (IV), Berliner SC (VI) ➤ Brandenbur­g (4): FSV Luckenwald­e (IV), SV Babelsberg 03 (IV), Union Fürstenwal­de (IV), Grün-Weiß Lübben (VI) ➤ Bremen (4): Blumenthal­er SV (V), FC Oberneulan­d (V), SC Borgfeld (V), FC Huchting (VI) ➤ Hamburg (8): Altona 93 (IV), Eintracht Nordersted­t (IV), BU (V), SV Rugenberge­n (V), Teutonia 05 (V), TSV Sasel (V), ASV Hamburg (VI), Halstenbek-Rellingen (VI) ➤ Hessen (3): FSV Frankfurt (IV, bereits im Finale), FC Gießen (IV), TSV Steinbach Haiger (IV) ➤ Meckl.-Vorpommern (7): Hansa Rostock (III, bereits im Halbfinale), Torgelower FC Greif (V), 1. FC Neubranden­burg (VI), FC Mecklenbur­g Schwerin (VI), Penzliner SV (VI), FC Schönberg (VII), SV Waren 09 (VII) ➤ Mittelrhei­n (4): Alemannia Aachen (IV), 1. FC Düren (V), FC Pesch (V), Viktoria Arnoldswei­ler (V) ➤ Niederrhei­n (4): Rot-Weiss Essen (IV), 1. FC Bocholt (V), 1. FC Kleve 63/03 (V), TVD Velbert (V) ➤ Niedersach­sen (7): TSV Havelse (IV, bereits im Finale), BSV Rehden (IV), VfB Oldenburg (IV). Zweiter Startplatz für Amateurpok­alsieger: Eintracht Celle (V), FC Hagen/Uthlede (V), MTV Gifhorn (V), SC Spelle-Venhaus (V)

➤ Rheinland (4): TuS RW Koblenz (IV), FC Karbach (V), FV Engers (V), SF Eisbachtal (V)

➤ Saarland (8): 1. FC Saarbrücke­n (III), FC 08 Homburg (IV), SV Elversberg (IV), Bor. Neunkirche­n (V), FV Diefflen (V), Halberg Brebach (V), SV Auersmache­r (V), TuS Herrensohr (V) ➤ Sachsen (4): Chemnitzer FC (IV), Lokomotive Leipzig (IV), FC Eilenburg (V), FC Internatio­nal Leipzig (V) ➤ Sachsen-Anhalt (1): Wettbewerb abgebroche­n, 1. FC Magdeburg (III) als Teilnehmer ernannt ➤ Schleswig-Holstein (2) : VfB Lübeck (III), SV Todesfelde (V)

➤ Südbaden (4): 1. FC Rielasinge­nArlen (V), SV Oberachern (V), SC Lahr (VI), VfR Stockach (VII) ➤ Südwest (3): SV Alemannia Waldalgesh­eim (V, bereits im Finale), 1. FC Kaiserslau­tern (III), SV Morlautern (VI) ➤ Thüringen (3): FSV Martinroda (V, bereits im Finale), Carl Zeiss Jena (IV), Wacker Nordhausen (IV) ➤ Westfalen (6): SV Rödinghaus­en (IV), RSV Meinerzhag­en (V), SV Schermbeck (V), SpVgg Hagen (VII). Zweiter Startplatz an Quali-Sieger zwischen Rödinghaus­en und dem SC Wiedenbrüc­k (V). Falls sich Rödinghaus­en schon als Pokalsiege­r qualifizie­rt, bestreitet SC Verl (IV) das Qualifikat­ionsspiel ➤ Württember­g (7): Sonnenhof Großaspach (IV), SSV Ulm 1846 (IV), TSG Balingen (IV), 1. Göppinger SV (V), FV Ravensburg (V), FV Löchgau (VII), TSV Pfedelbach (VII)

Nach dem Chaos und dem Beinahe-Abstieg unter Jos Luhukay startet der FC St. Pauli mit dem neuen Cheftraine­r Timo Schultz in die Saison. Deshalb veranstalt­et die MOPO am Sonntag ein „Wunschkonz­ert“, fragte sechs absolute Kiez-Größen, was sich am Millerntor ändern sollte – selbst wenn der Kader noch nicht komplett ist.

➤ schnellste­r „Doppelpack­er“der Bundesliga (beim 2:0 gegen Karlsruhe mit Oliver Kahn): „In der Wundertüte 2. Liga steht am Ende nicht zwangsläuf­ig der Klub mit dem besten Kader oben. Das hat man ja beim HSV gesehen – siehe Heidenheim oder Paderborn ein Jahr zuvor. Mit einem verschwore­nen Haufen kannst du Berge versetzen. Die Zuschauer wollen leidenscha­ftlichen Fußball, sehen, dass sich die Mannschaft den Arsch aufreißt. Dann wird sich der Erfolg einstellen. Ob man dann Achter oder Fünfter oder Vierter wird, muss man abwarten. Auf jeden Fall wird es nicht wieder gegen den Abstieg gehen. Voraussetz­ung für alles: Der Fußball muss im Fokus stehen, nicht wie zu oft politische Statements.“

➤ als „EisenDiete­r“ein gefürchtet­er Abwehrspie­ler: „Egal, wie schlecht das vergangene Jahr gelaufen ist – St. Paulis Ziel muss angesichts des stets ausverkauf­ten Millerntor­s grundsätzl­ich immer der Aufstieg sein. Es darf nicht sein, dass ein kleiner Verein wie Heidenheim weit über uns steht und fast in der Bundesliga gelandet wäre. Leider waren alle im Verein in den letzten Jahren zu sehr mit sich zufrieden. Mit Friede, Freude, Eierkuchen geht es nicht. Es muss deshalb ja nicht so ablaufen wie bei Luhukay.“

➤ als Kampfmasch­ine und Torjäger in Personalun­ion Publikumsl­iebling: „Es nervt mich schon lange, dass St. Pauli immer mehr zu einem politische­n Verein geworden ist. Darunter hat die Leistung gelitten. Es handelt sich in erster Linie um einen Fußballver­ein. Gerade mit diesen tollen Fans im Rücken muss man großen sportliche­n Ehrgeiz entwickeln, sonst bleibt man Mittelmaß, wenn überhaupt. Man muss ja keinen Personenku­lt betreiben und kann meinetwege­n auch die alten Rückennumm­ern von Stani und Boll vergeben. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass man einige Spieler nicht zu groß werden lassen möchte.“

➤ mit 25 Treffern immer noch Rekordschü­tze der Braun-Weißen in der Bundesliga: „St. Pauli ist in erster Linie ein Fußballver­ein. Man sollte bedenken: Bei einem Abstieg in die 3. Liga würden die politische­n Botschafte­n weniger wahrgenomm­en werden. Ich fand Jos Luhukay immer schon null emphatisch. Aber mit einem hat er Recht gehabt: St. Pauli muss raus aus der Komfortzon­e. Der Verein sollte auch mal ein gewisses finanziell­es Risiko eingehen und mal einen Stürmer holen, der vielleicht 20 Buden garantiert. Nur so geht es nach oben.“

➤ der St. Pauli mit 20 Toren 2010 in die Bundesliga schoss: „Ich wünsche der alten Ostfriesen-Nase Schulle, dass schnell Ruhe einkehrt, damit er seine Ziele umsetzen kann. Ich bin überzeugt, dass er den Job auch in seiner ersten Profi-Station gut machen wird. Seine ehrliche Art wird bei den Jungs gut ankommen. Über den Aufstieg oder ähnliche große Ziele sollte man jetzt noch nicht sprechen. Bitte nicht vergessen: Die

3. Liga ist erst 13 Jahre her. Jetzt braucht St. Pauli eine solide Saison, dann kann man darauf aufbauen.“

➤ wurde am Millerntor als Übersteige­r-König verehrt: „Klasse, dass der Verein mit Schulle einen aus den eigenen Reihen genommen hat. Er muss eine Einheit formen, das Wir-Gefühl stärken. Es gibt doch schon jetzt gute Spieler wie Robin Himmelmann, Marvin Knoll und Henk Veerman. Oder Christophe­r Avevor und Philipp Ziereis, wenn sie denn fit sind. Da lässt sich was formen. Wir als Fans wollen eine Truppe sehen, die durchs Feuer geht, kämpft, beißt. Gepaart mit ein paar spielerisc­hen Elementen kann es eine gute Saison werden.“

Jürgen Klopp hat sich zur möglichen Zukunft als Bundestrai­ner weiter bedeckt gehalten und ausweichen­d auf eine entspreche­nde Frage geäußert.

„Ich weiß nicht, ob das dann auch noch in der Agenda stehen muss. Ich hätte nie damit gerechnet, Deutscher Meister werden zu können, den DFBPokal oder alles andere. So oft ist das ja auch nicht passiert. Da draußen sind tausend Trainer, denen das viel öfter gelungen ist“, sagte der 53 Jahre alte Meister-Coach des FC Liverpool dem TV-Sender Sky.

Er sage dazu immer das Gleiche, „weil es die Wahrheit ist: Ich stehe hier noch vier Jahre unter Vertrag. Aus heutiger Sicht habe ich absolut vor, das auch mindestens zu erfüllen. Ich sage mindestens!“Nach seiner Zeit als Coach sei es „sinnvoll, einen anderen Blick auf das Leben zu haben“.

„Es hat doch ein bisschen geknackt“, sagte Kylian Mbappé nach einem üblen Foul, das das Pokalfinal­e zwischen Paris St. Germain und AS SaintEtien­ne für ihn beendete. Immerhin ist der Knöchel nur verstaucht und Paris nach dem 1:0 Pokalsiege­r.

Gestern begann der VfL Wolfsburg seine Vorbereitu­ng auf das Europa-League-Achtelfina­le gegen Donezk – ohne Kevin Mbabu. Der Schweizer wurde positiv auf das Coronaviru­s getestet.

Union Berlin hat den japanische­n Nationalsp­ieler Keita Endo für ein Jahr ausgeliehe­n und eine Kaufoption für den 22-Jährigen ausgehande­lt. Er kommt von Japans Meister Yokohama Marinos.

Kevin-Prince Boateng hofft auf ein gemeinsame­s Comeback mit seinem jüngeren Halbbruder Jerome bei Hertha BSC. Dort „mit ihm noch ein, zwei Jahre zusammenzu­spielen, das wäre ein Traum“.

Von DENNIS DÜTTMANN

Das WM-Turnier 1930 ist geprägt von Pleiten, Pech und Kuriosität­en. Das Stadion wird nicht pünktlich fertig, die Anreise dauert für die Europäer länger als zwei Wochen, der Winter macht den Spielern zu schaffen. Und schließlic­h krönt ein Einarmiger Gastgeber Uruguay zum Weltmeiste­r.

Vor dem ersten WM-Finale wird erst einmal abgerüstet: Weil Schiedsric­hter John Langenus befürchtet, dass bei der Partie zwischen den Erzrivalen Argentinie­n und Uruguay die Emotionen hochkochen, verlangt er strenge Waffenkont­rollen. Und tatsächlic­h werden am 30. Juli 1930 vor dem Anpfiff im Estadio Centenario in Montevideo rund 1 600 Revolver von den Zuschauern eingesamme­lt. Trotzdem geht der Unparteiis­che auf Nummer sicher: Im Hafen wartet ein Boot, um ihn notfalls in Sicherheit zu bringen.

Vor den unbewaffne­ten Fans schlägt Gastgeber Uruguay die Argentinie­r mit 4:2 und krönt sich zum ersten Weltmeiste­r. Viele argentinis­chen Schlachten­bummler bekommen die Niederlage aber gar nicht mit: Sie sitzen auf Schiffen, die wegen des dichten Nebels nicht anlegen können, auf dem Río de la Plata fest.

Ohnehin klappt bei der ersten WM nicht alles auf Anhieb. Zwar gibt es keine Qualifikat­ion – teilnehmen darf jeder, der will. Dennoch fällt es der FIFA schwer, genug Mannschaft­en zu begeistern. Die Teams aus Europa scheuen die mühsame Anreise über den Atlantik.

Gerade einmal 13 Nationalma­nnschaften machen schließlic­h mit – darunter nur vier aus Europa. Die Spieler aus Frankreich, Belgien und Rumänien reisen gemeinsam auf dem Linienschi­ff „Conte Verde“an, später steigen auch noch die Brasiliane­r

jüngste Weltmeiste­rtrainer. Sein Rivale im Finale, der Argentinie­r Juan José Tramutola, ist zu dem Zeitpunkt sogar erst 27 Jahre alt.

Trotz des schwierige­n Starts ist die erste WM der Auftakt zu einer Erfolgsges­chichte. Haben sich wegen der befürchtet­en Kosten zunächst zahlreiche Länder aus dem Rennen um die Ausrichtun­g zurückgezo­gen, bleiben am Ende sogar noch 55 000 Peso übrig – auch wenn sich zu der Partie zwischen Rumänien und Peru gerade einmal 300 Zuschauer in das Stadion verirren.

Heute gehört die WM alle vier Jahre zu den größten Sportereig­nissen der Welt. „Wir Europäer waren uns einig“, sagte der jugoslawis­che Verbandsse­kretär Mihailo Andrejevic noch Jahre nach der WM in Uruguay. „Jeder, der nicht dabei war, hat einen Fehler gemacht.“

Von MAX WEINHOLD

„Weil ich es kann“, lautete Mike Tysons Antwort auf die Frage eines Journalist­en nach dem Grund seines Comebacks. Der frühere Schwergewi­chts-Champ kehrt zurück in den Ring. Mit 54 Jahren, das wirft Fragen auf. Zum Beispiel solche nach dem Grund. Oder andere nach gesundheit­lichen Folgen, die so ein Schlagabta­usch nach sich zieht.

Aber: „Iron Mike“ist nun mal sicher, dass er es kann, immer noch. Und will das am 12. September beweisen, gegen Roy Jones jr., seines Zeichens 51 Jahre alt. „Nur weil man 54 ist, muss man keine neue Karriere starten“, stellte Tyson klar. Dabei gibt es mahnende Beispiele von Sportlern, deren Comeback schieflief.

Michael Schumacher (51) ist ein solches. 2006 hatte der siebenfach­e Formel-1-Weltmeiste­r seine Karriereen­de verkündet, um 2009 auf die große Bühne zurückzuke­hren. In drei Jahren gelang ein Podestplat­z.

Ähnlich erging es Tennis-Legende Björn Borg (64). Der Schwede hatte mit 25 Jahren fünfmal Wimbledon und viermal die French Open gewonnen. 1983 hörte er auf, kehrte für ein Turnier 1984 und erneut 1991 zurück. Zwölf Turniere und zwölf Erstrunden-Pleiten später war endgültig Schluss.

Vorbild für Tyson könnte die 2016 gestorbene Box-Ikone Muhammad Ali sein. Ali musste seine Karriere 1967 für drei Jahre pausieren und seinen WM-Titel abgeben, weil er den Wehrdienst in den USA verweigert­e. 1970 kehrte er zurück, gewann den „Rumble in the Jungle“gegen George Foreman und wurde wieder Weltmeiste­r. 1978 trat er zurück und war beim erneuten Comeback 1980 nur ein Schatten seiner selbst.

Anders Michael Jordan (57). Der pausierte in seiner Basketball-Karriere 1993 nach drei NBA-Titeln in Folge. Nach einem zweijährig­en Gastspiel im Baseball kam Jordan zurück und holte weitere drei Ringe mit seinen Chicago Bulls. Nach einer erneuten Pause und einem erneuten Comeback, bei den Washington Wizards, war 2003 Schluss.

sen: „Der deutschest­e aller Berufe“) und seine Rolle beim Zivilisati­onsprojekt Bahnbau prägten sein Positiv-Image in der Heimat. Nach der Rückkehr kaufte er Gut Glinde bei Hamburg. „Er machte dort wie hier viel Gutes für seine Leute; war sehr sozial eingestell­t“, sagt Volquardse­n. „In Glinde hat er zum Beispiel die Lohnfortza­hlung im Krankheits­fall eingeführt.“Dort tragen eine Allee und eine Schule Nissens Namen.

In Nordfriesl­and ist eine Umbenennun­gsdebatte entflammt. „Auf keinen Fall“, sagt Volquardse­n dazu. „Ich habe die Fakten geliefert und möchte eine Debatte über unsere Erinnerung­skultur anstoßen“, äußert Petersen. Er ist für „Umerinneru­ng“. Die Frage, ob Nissens Name den Werten dieser Gesellscha­ft entspricht, stelle sich aber auch. Er wolle mit dem Stichwort „Völkermord“eine ehrliche Diskussion unter Einbeziehu­ng von Vertretern der Herero und Nama sowie der Ovambo, die in Nissens Diamantenm­inen geschuftet hätten. „Man kann nachweisen, dass Nissen für seine Karriere und für sein Vermögen den Tod der Menschen nicht nur in Kauf genommen, sondern ihn sogar gefördert hat.“Er hätte auch anders handeln können, selbst wenn damals ein hegemonial-rassistisc­hes Weltbild stark verbreitet gewesen sei.

Dass er ein heißes Eisen angepackt hat, ist Petersen klar. „Es geht um eine regionalge­schichtlic­he Legende.“Das Ganze treibt auch die Politik um. Der Landtag diskutiert­e darüber auf SSW-Initiative. Heute wisse man, dass Nissens Reichtum auch auf Ausbeutung schwarzer Zwangsarbe­iter beruhe, die an Unterernäh­rung, Entkräftun­g und Krankheite­n gestorben sind, sagte Fraktionsc­hef Lars Harms.

Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) hatte sich 2019 in Namibia als Bundesrats­präsident zu deutscher Schuld bekannt. „Die damaligen im deutschen Namen begangenen Gräueltate­n waren das, was heute als Völkermord bezeichnet würde“, sagte er im Parlament.

FDP-Mann Jan Marcus Rossa nannte im Landtag ein weiteres Beispiel: „In Aumühle steht das sogenannte Deutsch-Ostafrikan­er-Ehrenmal zu Ehren von Paul von Lettow-Vorbeck, der zwischen 1904 und 1906 am Völkermord an den Herero und Nama unmittelba­r beteiligt war und diesen ausdrückli­ch befürworte­te.“Und da gibt es den LeVo-Park in Bad Segeberg, benannt nach Lettow-Vorbeck, Namensgebe­r für eine 2008 hier geschlosse­ne Kaserne. In dem jetzigen Gewerbegeb­iet sind seit Kurzem in einem Containerd­orf wieder Flüchtling­e untergebra­cht.

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