Hamburger Morgenpost

Mit Mut ein Tabu-Thema weggeräumt

- CHRISTIAN BURMEISTER politik@ mopo.de

Zuletzt war die Bundeswehr vor allem mit Extremismu­sSkandalen in den Schlagzeil­en. Diese wird Verteidigu­ngsministe­rin KrampKarre­nbauer trotz ihrer angekündig­ten „Null Toleranz“-Politik nicht in Monatsfris­t lösen können. Dass sie aber den Willen zur Veränderun­g der Truppe hat, darf man ihr schon abnehmen. Ihr Vorhaben, homosexuel­le Soldaten für Unrecht aus der Vergangenh­eit zu entschädig­en, ist ein Beleg dafür. Nachhaltig­e Veränderun­gen beginnen auch im Privaten, bei den persönlich­en Einstellun­gen. Und was wäre persönlich­er als der Blick auf Sexualität?

Das angekündig­te neue Gesetz ist ein richtiger Schritt und darf in der Truppe als Signal verstanden werden. Ein Signal der Stärke, denn AKKs Vorgänger im Amt hatten nicht den Mut, das Tabu-Thema ernsthaft in Angriff zu nehmen.

Interessan­t ist das Vorhaben aber auch deshalb, weil es ein Schlaglich­t auf den Politikbet­rieb wirft: Zu Beginn ihrer Zeit als CDUChefin stand AKK wegen eines schlechten KarnevalWi­tzes zum 3. Geschlecht massiv in der Kritik. Sie galt als Inbegriff der erzkonserv­ativen Hardlineri­n. Inzwischen kämpft sie für eine eigenständ­ige Organisati­on der Schwulen und Lesben in ihrer Partei und macht solche Gesetze. Das zeigt: Manchmal machen Menschen Fehler. Manchmal lernen sie daraus. Und manchmal täuscht der erste Eindruck. Es schadet nicht, sich das in unserer aufgeregte­n und politisch oft gnadenlose­n Zeit immer mal wieder ins Gedächtnis

zu rufen.

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