Mit Mut ein Tabu-Thema weggeräumt
Zuletzt war die Bundeswehr vor allem mit ExtremismusSkandalen in den Schlagzeilen. Diese wird Verteidigungsministerin KrampKarrenbauer trotz ihrer angekündigten „Null Toleranz“-Politik nicht in Monatsfrist lösen können. Dass sie aber den Willen zur Veränderung der Truppe hat, darf man ihr schon abnehmen. Ihr Vorhaben, homosexuelle Soldaten für Unrecht aus der Vergangenheit zu entschädigen, ist ein Beleg dafür. Nachhaltige Veränderungen beginnen auch im Privaten, bei den persönlichen Einstellungen. Und was wäre persönlicher als der Blick auf Sexualität?
Das angekündigte neue Gesetz ist ein richtiger Schritt und darf in der Truppe als Signal verstanden werden. Ein Signal der Stärke, denn AKKs Vorgänger im Amt hatten nicht den Mut, das Tabu-Thema ernsthaft in Angriff zu nehmen.
Interessant ist das Vorhaben aber auch deshalb, weil es ein Schlaglicht auf den Politikbetrieb wirft: Zu Beginn ihrer Zeit als CDUChefin stand AKK wegen eines schlechten KarnevalWitzes zum 3. Geschlecht massiv in der Kritik. Sie galt als Inbegriff der erzkonservativen Hardlinerin. Inzwischen kämpft sie für eine eigenständige Organisation der Schwulen und Lesben in ihrer Partei und macht solche Gesetze. Das zeigt: Manchmal machen Menschen Fehler. Manchmal lernen sie daraus. Und manchmal täuscht der erste Eindruck. Es schadet nicht, sich das in unserer aufgeregten und politisch oft gnadenlosen Zeit immer mal wieder ins Gedächtnis
zu rufen.