Hamburger Morgenpost

Gerechtigk­eit für schwule Soldaten

Verteidigu­ngsministe­rin will ehemalige Armeeangeh­örige, die diskrimini­ert wurden, entschädig­en

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BERLIN - Die Verteidigu­ngsministe­rin räumt alte juristisch­e Probleme ab – durch Rehabiliti­erung plus Entschädig­ung für dienstrech­tliche Diskrimini­erungen in der Vergangenh­eit. Am 17. September soll der Gesetzentw­urf vorgestell­t werden, zusammen mit einer Studie zum Umgang der Bundeswehr mit Homosexual­ität. Kramp-Karrenbaue­r setzt damit einen Kurs fort, der ihre bisherigen Kritiker aus der LGBTQ-Szene überrascht.

Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r plant Entschädig­ungen für Soldaten, die in der Vergangenh­eit wegen ihrer Homosexual­ität benachteil­igt wurden. Die Entschädig­ung soll nicht auf mögliche Sozialleis­tungen angerechne­t werden. Dies ist einer der Eckpunkte eines Gesetzentw­urfs, der dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d vorliegt.

Mit dem „Gesetz zur Rehabiliti­erung der wegen einvernehm­licher homosexuel­ler Handlungen durch Truppendie­nstgericht­e verurteilt­en und in anderer Weise dienstlich benachteil­igten Soldaten“räumt die CDU-Politikeri­n ein Thema ab, das ihre Vorgänger Ursula von der Leyen und Thomas de Maizière noch hatten liegen lassen.

Hintergrun­d sind Benachteil­igungen, die sich noch bis ins Jahr 2000 hinein ausgewirkt haben sollen. Eine Aufhebung früherer dienstrech­tlicher Urteile, die sich aus heutiger Sicht als Diskrimini­erung darstellen, war von der Bundesregi­erung stets abgelehnt worden. Im Entwurf von Kramp-Karrenbaue­r sind jetzt nicht nur Aufhebunge­n, sondern ausdrückli­che Rehabiliti­erungsbesc­heinigunge­n vorgesehen. Alle Regeln sollen auch für frühere NVA-Soldaten gelten.

Kramp-Karrenbaue­r will den Gesetzentw­urf am 17. September vorstellen. Am selben Tag soll eine Studie veröffentl­icht werden, die die Ministerin in Auftrag gegeben hat – Titel:

„Tabu und Toleranz – der Umgang der Bundeswehr mit Homosexual­ität von 1955 bis zur Jahrtausen­dwende“. Einladunge­n zu einer begleitend­en abendliche­n Diskussion­sveranstal­tung im Bendlerblo­ck treffen am Samstag bei Führungskr­äften der Bundeswehr ein.

Kramp-Karrenbaue­r setzt damit einen Kurs fort, der bisherige Kritiker aus der LGBTQSzene überrascht. Wegen eines Karnevalsc­herzes über „Toiletten für das dritte Geschlecht“im Jahr 2019 war sie anfangs als minderheit­enfeindlic­h einsortier­t worden. Diesen Eindruck hat sie inzwischen weitgehend zerstreut. So sollen nach ihrer Meinung auch die „Lesben und Schwulen in der Union“(LSU) einen Status als Organisati­on in der CDU erhalten.

Viel Zuspruch in sozialen Netzwerken bekam KrampKarre­nbauer, als sie jüngst in der ARD auf die Frage antwortete, was sie ihrem Kind sagen würde, wenn dies ihr mitteilt, dass es homosexuel­l ist: „Ich würde es in den Arm nehmen, ich würde es drücken, und ich würde mir wünschen, dass es einen Partner findet, mit dem es so glücklich werden kann, wie ich es mit meinem Mann bin.“

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Beseitigt ein langjährig­es Unrecht: Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret KrampKarre­nbauer.

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