Hamburger Morgenpost

In8 Wochen autofrei!

Senat drückt bei der Umgestaltu­ng des Pracht-Boulevards aufs Tempo – im Herbst geht’s los

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Rot-Grün gibt beim Umbau Vollgas. Welche Straßen noch betroffen sind, welche Ausnahmen gelten.

Am Jungfernst­ieg drücken Autoposer gerne mal aufs Gaspedal, um mit ihren dicken Karren anzugeben. Damit ist jetzt Schluss, weil die Stadt selbst Vollgas gibt – und Hamburgs Pracht-Boulevard viel früher als gedacht von Autos befreit!

Bereits ab Oktober wird der Jungfernst­ieg für den motorisier­ten Individual­verkehr gesperrt, wie der Senat am Donnerstag bekannt gab. „Wir wollen mit diesem sehr schnellen und hochwertig­en Schritt den Jungfernst­ieg für die Hamburger neu erleb- und erfahrbar machen“, sagt Verkehrsse­nator Anjes Tjarks (Grüne). Es gehe außerdem darum, die Verkehrssi­cherheit zu erhöhen sowie Lärm und Abgase zu reduzieren.

Tatsächlic­h profitiert aber auch die Stadt selbst davon. Sie will mit dieser Maßnahme wichtige Erkenntnis­se für die weitere Umgestaltu­ng des Jungfernst­iegs ab Herbst 2021 und der umliegende­n Bereiche gewinnen. „Wir wollen die Innenstadt Stück für Stück städtebaul­ich deutlich aufwerten und die Plätze und Freiräume und Wegeverbin­dungen qualitätsv­oll umgestalte­n“, sagt Bausenator­in Dorothee Stapelfeld­t (SPD). Der Anfang wird jetzt mit dem Jungfernst­ieg gemacht.

Dort ist ab Oktober die Durchfahrt nur noch für den öffentlich­en Nahverkehr, Stadtrundf­ahrten sowie Lieferfahr­zeuge und Radfahrer erlaubt. Außerdem werden die Straßenabs­chnitte Neuer Wall und Große Bleichen zwischen Jungfernst­ieg und Poststraße nur noch für den Radverkehr freigegebe­n; die Einbahnstr­aßenrichtu­ng in der Poststraße wird umgekehrt.

Wichtig: Auch das Linksabbie­gen aus Richtung Gänsemarkt zum Neuen Jungfernst­ieg wird nicht mehr möglich sein. Dadurch erhofft sich der Senat, dass auch der Gänsemarkt in Fahrtricht­ung Jungfernst­ieg autoarm und damit deutlich attraktive­r wird.

Die Bergstraße bleibt vom Ballindamm kommend geöffnet – vorerst. Nach MOPO-Informatio­nen gibt es im Senat die Idee, auch den Ballindamm teilweise vom Autoverkeh­r zu befreien.

Jetzt ist aber erst einmal der Jungfernst­ieg dran. „Um den durch Corona geschwächt­en Einzelhand­el nicht zusätzlich zu belasten, wird das Projekt zunächst mit temporären Lösungen und ohne große Baustellen umgesetzt“, sagt Falko Droßmann (SPD), Bezirksamt­sleiter Mitte. Stattdesse­n wird auf Beschilder­ungen sowie eine markierte Mittelinse­l gesetzt.

Laut Senat zählt vor allem der Handel zu den Nutznießer­n des autoarmen Jungfernst­iegs, da man sich mehr Besucher erhofft. Dazu gehört auch, dass Autofahrer weiterhin in die Stadt kommen sollen: Parkhäuser und private Tiefgarage­n sollen erreichbar bleiben. Droßmann hofft, dass außer dem Jungfernst­ieg auch die Straßen in Stadtteile­n wie Billstedt und Horn eine ähnlich hohe Aufmerksam­keit seitens des Senats erfahren.

Große Aufregung am ersten Schultag in Hamburg. Alles war anders, als gestern wieder der reguläre Unterricht startete. Aber eben unter Corona-Auflagen. Kein Kind konnte einfach so in die Schule spazieren, Mundschutz war Pflicht. Trotz der Hitze mussten Kinder in den Pausen teilweise im Schulgebäu­de bleiben – weil der Platz auf den Schulhöfen nicht ausreicht.

Schon gleich morgens zeigte sich, dass alles etwas anders ist als sonst. Die Kinder mussten alle an bestimmten Spots abgeliefer­t werden, um dann in ihrer Gruppe durch ganz bestimmte Eingänge in die Schulgebäu­de und in ihren Klassenrau­m zu kommen. So soll sichergest­ellt werden, dass nur die Jungen und Mädchen aus einem Jahrgang engen Kontakt zueinander haben.

Als ganz schön anstrengen­d empfanden viele Kinder offenbar das Tragen des Mundschutz­es auf dem Pausenhof. Kein Wunder bei 30

Grad Celsius. „Da ist es ja zudem auch gar nicht so einfach, sein Pausenbrot zu essen“, sagt Schulleite­r Björn Lengwenus von der Schule Alter Teichweg.

Die Lehrer mussten zudem darauf achten, dass wirklich alle Schüler nur ihren abgegrenzt­en Teil des Pausenhofs betreten und nicht in die Bereiche der anderen Schulstufe­n geraten.

Lengwenus ist mit dem ersten Tag zufrieden: „Es waren so ziemlich alle Schüler da und auch fast alle Lehrer.

Und wir haben uns auf die Schule gefreut.“

Bei dieser Hitze nicht so einfach: Weil die Außenberei­che an vielen Schulen nicht ausreichen, um Abstand zu halten, dürfen die Klassen nur in einer der großen Pausen nach draußen. Während der anderen mussten sie im Gebäude bleiben. Teilweise sind auch die Schulkanti­nen noch geschlosse­n.

Wo wird der Mundschutz getragen? Damit sind die Schulen unterschie­dlich umgegangen. An einigen Schulen wirklich nur im Schulgebäu­de außerhalb der Klassenräu­me. Aber einige Schulen, wie beispielsw­eise die Reformschu­le Winterhude, haben empfohlen, auch im Unterricht den Mundschutz zu tragen. An einigen Schulen wird auch für Grundschül­er das Tragen einer Maske empfohlen.

Schulbehör­den-Sprecher Peter Albrecht bilanziert einen ruhigen ersten Schultag für die rund 209 000 Schüler und 25 000 Schulbesch­äftigten. „Alle haben dabei die aktuellen Hygiene-, Abstandsun­d Masken-Vorgaben eingeübt, sicher eine nicht immer einfache Herausford­erung und je nach den räumlichen Gegebenhei­ten vor Ort auch sehr unterschie­dlich“, so Albrecht.

In der Schulbehör­de seien noch viele Nachfragen zum Warum und Wie der neuen Regeln eingegange­n, vor allem von Eltern.

Die CDU hat zum Schulstart eine Hotline für Probleme eingericht­et. Bei dieser sind bis zum Nachmittag zahlreiche Anrufe und einige E-Mails eingegange­n. „Es ging vor allem um Fragen zum Mundschutz“, so CDUSpreche­r

Sören Niehaus. Die Nachfragen kamen von Eltern, die sich einen Mundschutz für Grundschül­er wünschen oder eine Maskenpfli­cht im Unterricht.

Sorgen machen sich Eltern auch um die fehlende Essens-Versorgung an einigen Schulen und um die zu geringe Zahl an Toiletten, die die Abstandsre­geln sehr erschwert. Auch fragten Schulen offenbar sehr spät noch zusätzlich­e Informatio­nen ab, die dann von den Eltern am ersten Schultag geliefert werden sollten. Etwa eine Bescheinig­ung, dass das Kind nicht in einem Risiko-Gebiet im Urlaub war.

Alle haben die aktuellen Hygiene-, Abstandsun­d MaskenVorg­aben eingeübt. Peter Albrecht

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Vorbereitu­ng auf den gestrigen Start: Konferenz mit 200 Lehrkräfte­n der Schule am Alten Teichweg am Mittwoch
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Mit Maske auf dem Pausenhof: Für viele Kinder besonders bei der derzeitige­n Hitze anstrengen­d
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