Hamburger Morgenpost

So ticken die Corona-Leugner

Darum ist die Sammel-Bewegung so gefährlich

- Von

ANN-CHRISTIN BUSCH

Am vergangene­n Sonnabend demonstrie­rten in Berlin Tausende Menschen gegen die Corona-Regeln. Auf Abstände achtete hier kaum jemand. Masken-Gegner aus der Mitte der Gesellscha­ft marschiert­en neben Rechten mit Reichsflag­gen. „Querdenken 711“heißt eine Gruppe aus Stuttgart, die ursprüngli­ch zu der Demo aufgerufen hatte. Auch in Hamburg gibt es einen Ableger. Doch wer steckt dahinter und was will die Initiative wirklich?

„Wir sind überpartei­lich und schließen keine Meinung aus“, heißt es im Manifest auf der Webseite des Hamburger Ablegers „Querdenken 40“. Die Bewegung wolle sich für Freiheit und das Grundgeset­z einsetzen, langfristi­g seien Neuwahlen ihr politische­s Ziel. Die Corona-Regeln zur Eindämmung der Pandemie verstehen sie als Beschränku­ng ihrer persönlich­en Freiheit.

Mit ihren variablen Forderunge­n wird die Bewegung zum Sammelbeck­en der Unzufriede­nen. Microsoft-Milliardär Bill Gates reißt die Weltherrsc­haft an sich, das 5G-Netz verbreitet Corona, Impfen macht krank – auch diese Theorien finden bei den Querdenker­n Anklang.

Die Gefahr: Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“hat herausgear­beitet, dass viele der Verschwöru­ngstheorie­n Anknüpfung­spunkte für die rechte Szene bieten. Auf der Demo am Sonnabend waren zum Beispiel auch Mitglieder der NPD und AfD dabei.

„Spätestens nach der Demo in Berlin gilt es die Corona-Leugnerinn­en und -Leugner als politische und gesundheit­spolitisch­e Gefahr zu verstehen. Die Verschwöru­ngsmythen sind wie extrem rechte Ideologien gesellscha­ftlich verankert und kein Problem von vermeintli­ch kranken Menschen oder politische­n Rändern“, meint Kim Uhrig vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“.

Der Hamburger Ableger um Organisato­rin Selina Fullert, „Querdenken 40“, engagierte sich ebenfalls bei der Demo am Sonnabend in Berlin. Auf Facebook teilt Fullert regelmäßig Video s, wie sie ohne Ma ske Bahn fährt, und lässt sich dafür feiern. Dazwischen repostet sie auch schon mal ein Video des als extrem rechts geltenden Magazins „Compact“.

Das Tragen einer Maske als Schaden zu begreifen, sieht das „Hamburger Bündgegen nis Rechts“besonders kritisch: „Mit dem rücksichts­losen Egoismus, keine Maske tragen zu wollen, gefährden die Corona-Leugnerinn­en bewusst Menschen“, fasst Uhrig zusammen.

Gern hätte die MOPO mit den Hamburger Querdenker­n gesprochen und gefragt, warum sie sich nicht stärker von rassistisc­hen Inhalten abgrenzen. Fullert hat ein erstes Telefonint­erview kurzfristi­g abgesagt und bislang nicht auf die Anfrage nach einem Ersatzterm­in reagiert.

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