Hamburger Morgenpost

ST. PAULIS NEUER

In Sandhausen gereift und in Southampto­n gekrönt

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Manchmal reicht ein Satz, um Dinge komplett auf den Punkt zu bringen. „Ich lache auf Fotos nicht so gerne, aber ich glaube, dass ich ein ganz sympathisc­her Kerl bin“, sagt Leart Paqarada über sich. Den Eindruck kann bestätigen, wer sich mit St. Paulis neuem Linksverte­idiger unterhalte­n durfte.

Wortgewand­t, witzig, den Schalk im Nacken und trotzdem fokussiert, um – im Gegensatz zu ihm – mal einen Trendbegri­ff aus der ProfiWorth­ülsenkiste zu benutzen: Es scheint, als habe der Kiezklub mit dem 25-Jährigen menschlich einen Glücksgrif­f betätigt. Aus sportliche­r Warte bringt er Dinge vom SV Sandhausen mit, die man auf dem Kiez seit Jahren vermisst.

„Ich habe lernen müssen, dass in Sandhausen Mentalität und Einstellun­g zum Fußball ganz, ganz großgeschr­ieben wurde, dass man quasi davon leben kann“, erklärte Paqarada. „Das ist ein Punkt, den man sich von Sandhausen abgucken kann:

Jedes Spiel anzugehen, als ob es um Leben oder Tod geht.“Das mag martialisc­h klingen, beschreibt aber die Defizite St. Paulis exakt.

Mit seiner Einstellun­g hat es der gebürtige Bremer, der am 17. Februar um 1.48 Uhr stolzer Papa einer Tochter wurde, in die Nationalma­nnschaft der Heimat seiner Eltern geschafft. 19 Länderspie­le für den Kosovo hat er bereits absolviert, stand unter anderem beim 3:5 in der EM-Quali in Southampto­n im vergangene­n September gegen England auf dem Platz. „Das war schon mit das größte Spiel, was ich bis jetzt bestritten habe“, schwärmt Paqarada, der sich das Trikot von Raheem Sterling sicherte. „Ich habe ihn noch während des Spiels in einer Unterbrech­ung gefragt, ob das okay wäre“, erzählt er schmunzeln­d. „Gegen so einen spielt man ja nicht alle Tage.“

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