Hamburger Morgenpost

Was drinnen wirklich gegen Corona hilft

Lüftungen, Filter, UV-Licht: Forscher tüfteln an Gegenmitte­ln gegen Aerosole. Mit ersten Erfolgen

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Die Gefahr lauert vor allem in geschlosse­nen Räumen. Anders als an der frischen Luft ist das Risiko einer Corona-Infektion dort wesentlich größer, so die einhellige Experten-Meinung. Das Problem: Nicht jeder kann sich durchgehen­d unter freiem Himmel aufhalten.

Das gilt für die Schüler und Lehrer in Hamburg, die nach dem Ferienende wieder in den Schulen zusammenko­mmen. „Schule ist eine Großverans­taltung – aber eine, die wir uns leisten müssen“, sagt Susanne Johna, Vorsitzend­e des Ärzteverba­nds Marburger Bund. Sie befürworte­t die Wiederaufn­ahme des Unterricht­s mit entspreche­nden Maßnahmen.

Dazu gehöre das regelmäßig­e Belüften der Räume –

Stoßlüften mit weit aufgerisse­nen Fenstern – auch im Herbst und Winter. Denn gerade in geschlosse­nen Räumen steigt das Infektions­risiko enorm, denn das Coronaviru­s wird per Tröpfcheni­nfektion übertragen.

„Also auch dann, wenn wir sprechen. Dabei entsteht um uns herum eine Art Tröpfchen-Wolke, die sich in geschlosse­nen Räumen bis zu drei Stunden hält“, erklärte jüngst der Hamburger Arzt Dr. Armin Hauck gegenüber der MOPO. Und diese Wolke kann sich im ganzen Raum verteilen.

Das Problem: Ein Klassenzim­mer so zu lüften, dass Aerosole ausreichen­d entfernt werden, ist schwer. Vielerorts lassen sich Fenster nicht ganz öffnen. „Gekippt“reicht auf Dauer nicht. Und zum Beispiel an einem heißen, windstille­n Tag entsteht selbst bei offenen Fenstern kaum Zirkulatio­n.

Der „Spiegel“hat mehrere Möglichkei­ten recherchie­rt, mit denen eine Ansteckung mit dem Coronaviru­s auch in geschlosse­nen Räumen – also auch in Büros oder Gaststätte­n – verhindert werden könnte. Dazu gehören etwa nachrüstba­re Lüftungsge­räte, die verbraucht­e Luft abführen und frische einleiten.

Der Berliner Ingenieur Martin Kriegel rät, Unterricht­sstunden auf 30 Minuten zu beschränke­n, um dann 15 Minuten Lüftungspa­use einzulegen. Außerdem solle man Räume mit CO2-Messgeräte­n (Kosten: knapp 50 Euro) auszustatt­en. Wenn diese zu hohe Werte anzeigen, sei dies ein Anzeichen dafür, dass auch die Aerosolkon­zentration zu hoch ist.

In dem Bericht wird zudem auf die Gefahr durch Umluft-Anlagen hingewiese­n, weil diese die Aerosole im gesamten Gebäude verteilen. Christian Kähler, Professor für Fluiddynam­ik an der Bundeswehr-Uni München rät, diese Lüfter abzuschalt­en. Er habe einen mobilen

Raumlüfter in Kühlschran­kgröße mit Filterfunk­tion getestet, der selbst winzige Partikel entfernen soll. Für den Experten könnten diese Geräte (Kosten: rund 3500 Euro) die Lösung sein für den sicheren Betrieb von Restaurant­s, Geschäften, Büros und Schulen, besonders im Winter, wenn Lüften nicht möglich ist, „ohne Energie zu verschwend­en und Gesundheit und Wohlbefind­en zu gefährden“, heißt es in seinem Bericht.

Ohne klobige Geräte will der Biophysike­r David Brenner von der Columbia University in New York Corona den Kampf ansagen. Er setzt auf ein spezielles – für große Organismen offenbar harmloses – UV-C-Licht.

Laut „Spiegel“habe Brenner gerade erst nachgewies­en, dass dieses Licht nach acht Minuten 90 Prozent der in der Luft schwebende­n Viren töte. Eine Zulassung des Verfahrens steht allerdings noch aus.

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Häufiges Lüften hilft. Das haben Forscher nachweisen können.
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