Was drinnen wirklich gegen Corona hilft
Lüftungen, Filter, UV-Licht: Forscher tüfteln an Gegenmitteln gegen Aerosole. Mit ersten Erfolgen
Die Gefahr lauert vor allem in geschlossenen Räumen. Anders als an der frischen Luft ist das Risiko einer Corona-Infektion dort wesentlich größer, so die einhellige Experten-Meinung. Das Problem: Nicht jeder kann sich durchgehend unter freiem Himmel aufhalten.
Das gilt für die Schüler und Lehrer in Hamburg, die nach dem Ferienende wieder in den Schulen zusammenkommen. „Schule ist eine Großveranstaltung – aber eine, die wir uns leisten müssen“, sagt Susanne Johna, Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund. Sie befürwortet die Wiederaufnahme des Unterrichts mit entsprechenden Maßnahmen.
Dazu gehöre das regelmäßige Belüften der Räume –
Stoßlüften mit weit aufgerissenen Fenstern – auch im Herbst und Winter. Denn gerade in geschlossenen Räumen steigt das Infektionsrisiko enorm, denn das Coronavirus wird per Tröpfcheninfektion übertragen.
„Also auch dann, wenn wir sprechen. Dabei entsteht um uns herum eine Art Tröpfchen-Wolke, die sich in geschlossenen Räumen bis zu drei Stunden hält“, erklärte jüngst der Hamburger Arzt Dr. Armin Hauck gegenüber der MOPO. Und diese Wolke kann sich im ganzen Raum verteilen.
Das Problem: Ein Klassenzimmer so zu lüften, dass Aerosole ausreichend entfernt werden, ist schwer. Vielerorts lassen sich Fenster nicht ganz öffnen. „Gekippt“reicht auf Dauer nicht. Und zum Beispiel an einem heißen, windstillen Tag entsteht selbst bei offenen Fenstern kaum Zirkulation.
Der „Spiegel“hat mehrere Möglichkeiten recherchiert, mit denen eine Ansteckung mit dem Coronavirus auch in geschlossenen Räumen – also auch in Büros oder Gaststätten – verhindert werden könnte. Dazu gehören etwa nachrüstbare Lüftungsgeräte, die verbrauchte Luft abführen und frische einleiten.
Der Berliner Ingenieur Martin Kriegel rät, Unterrichtsstunden auf 30 Minuten zu beschränken, um dann 15 Minuten Lüftungspause einzulegen. Außerdem solle man Räume mit CO2-Messgeräten (Kosten: knapp 50 Euro) auszustatten. Wenn diese zu hohe Werte anzeigen, sei dies ein Anzeichen dafür, dass auch die Aerosolkonzentration zu hoch ist.
In dem Bericht wird zudem auf die Gefahr durch Umluft-Anlagen hingewiesen, weil diese die Aerosole im gesamten Gebäude verteilen. Christian Kähler, Professor für Fluiddynamik an der Bundeswehr-Uni München rät, diese Lüfter abzuschalten. Er habe einen mobilen
Raumlüfter in Kühlschrankgröße mit Filterfunktion getestet, der selbst winzige Partikel entfernen soll. Für den Experten könnten diese Geräte (Kosten: rund 3500 Euro) die Lösung sein für den sicheren Betrieb von Restaurants, Geschäften, Büros und Schulen, besonders im Winter, wenn Lüften nicht möglich ist, „ohne Energie zu verschwenden und Gesundheit und Wohlbefinden zu gefährden“, heißt es in seinem Bericht.
Ohne klobige Geräte will der Biophysiker David Brenner von der Columbia University in New York Corona den Kampf ansagen. Er setzt auf ein spezielles – für große Organismen offenbar harmloses – UV-C-Licht.
Laut „Spiegel“habe Brenner gerade erst nachgewiesen, dass dieses Licht nach acht Minuten 90 Prozent der in der Luft schwebenden Viren töte. Eine Zulassung des Verfahrens steht allerdings noch aus.