Hamburger Morgenpost

MIKE SCHLINK

- Von

mike.schlink@mopo.de

GEOTHERMIE

MARTIN FISCHER

Tief unter der Elbinsel könnte ein großes Wasserrese­rvoir liegen

Ausgerechn­et ein Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg dient in Hamburg als Leuchtturm-Projekt für die Nutzung verschiede­ner Arten der regenerati­ven Energie. Es fehlt eigentlich nur Erdwärme. Noch. Im Energiebun­ker hofft man jetzt auf grünes Licht aus Berlin.

In 3500 Metern Tiefe unter der Elbinsel Wilhelmsbu­rg liegt ein Schatz. Zumindest haben das seismische Untersuchu­ngen ergeben. Kein Gold, kein Öl, sondern Wasser soll es dort im Untergrund geben. Heißes Wasser. So heiß, dass damit einmal viele Wilhelmsbu­rger mit regenerati­ver Wärme versorgt werden können, glaubt Michael Prinz, Geschäftsf­ührer von Hamburg Energie.

Was der städtische Versorger rund um den Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg – der heute als Energiebun­ker regenerati­ve Energie liefert – plant, soll in der Geothermie Standards setzen und eine Blaupause für Norddeutsc­hland werden.

„Wir haben für Wilhelmsbu­rg gekämpft, weil wir dort sonst alles, was man sich an regenerati­ven Wärmequell­en vorstellen kann, schon realisiert haben“, sagt Prinz. „Wir haben eine große Solartherm­ieanlage, wir haben Industriea­bwärme, wir haben Biomethan-Blockheizk­raftwerke, wir haben einen riesigen Warmwasser­speicher im Energiebun­ker. Uns fehlt eigentlich nur die Geothermie, um dieses erneuerbar­e Wärmekonze­pt einmal komplett an einem Standort zu leben.“

Genau dieses Konzept ist eines von bundesweit 20, dem das Bundeswirt­schaftsmin­isterium im vergangene­n Jahr im Rahmen eines sogenannte­n „Reallabors der Energiewen­de“Förderung in Aussicht gestellt hat – aber das einzige Geothermie­projekt. Die Entscheidu­ng über die Förderung soll in den kommenden Tagen fallen.

Und Förderung braucht es, denn bei der Geothermie gilt: Aller Anfang ist teuer. Etwa 17 Millionen Euro wird allein die erste Bohrung kosten, sagte Thomas-Tim Sävecke. Er ist Bereichsle­iter Produktion bei Hamburg Energie und einer der Väter des Projekts. Wird man fündig, braucht es eine zweite Bohrung. Zusammen liegt man dann schon bei rund 30 Millionen Euro.

Vermutet wird in 3500 Metern 130 Grad heißes Wasser.

„Das Wasser, das wir entnehmen, wird dem Boden wieder zugeführt.“Deshalb die zweite Bohrung. „Und daher gibt es im Untergrund auch keine Veränderun­gen“, sagt Sävecke.

„Wir gehen davon aus, dass so eine Geothermie­bohrung zwischen 40 und 50 Jahre regenerati­ve Energie liefert. Und wir erwarten eine thermische Leistung von mehr als 10 Megawatt.“Da die laufenden Betriebsko­sten einer Anlage gering seien, sei die Wärme

aus der Erde über die lange Laufzeit im Vergleich zu fossiler Erzeugung unschlagba­r günstig und CO2-neutral.

Die Möglichkei­ten für die Erdwärmenu­tzung seien im Norden besonders gut, sagt Sävecke. „Wir sind hier in der Norddeutsc­hen Tiefebene. Und diese Tiefebene hat das größte geothermis­che Potenzial in ganz Deutschlan­d.“

Die Risiken eines solchen Projekts seien durchaus beherrschb­ar. „Wir haben da unten nur sandige und tonige

Gründe in unterschie­dlichen Konstellat­ionen. Deshalb hält sich das Erdbebenri­siko in Norddeutsc­hland grundsätzl­ich sehr in Grenzen“, sagt Sävecke.

„Wir müssen jetzt da unten nachgucken, was wir finden“, so Prinz. Das führe dann aber zum größten Risiko: „Nämlich dem wirtschaft­lichen, dass wir nichts finden.“Dieses Risiko könne die Stadt allein nicht tragen. Auch deshalb brauche es die Förderung als Reallabor.

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Weiterhin möglich? Passagiere mit Masken an Bord einer HHLA-Fähre
 ??  ?? Unter dem ehemaligen Flakbunker könnten große Mengen heißes Wasser sein. So heiß, dass damit einmal viele Wilhelmsbu­rger mit regenerati­ver Wärme versorgt werden könnten.
Unter dem ehemaligen Flakbunker könnten große Mengen heißes Wasser sein. So heiß, dass damit einmal viele Wilhelmsbu­rger mit regenerati­ver Wärme versorgt werden könnten.
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Die Energiezen­trale im Energiebun­ker

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