Hamburger Morgenpost

UKE klärt auf: So viel Sex haben die Deutschen

Auch Praktiken wurden abgefragt

- Von ANNALENA BARNICKEL

Wie sexuell aktiv ist Deutschlan­d? Und vor allem: Wie aufgeklärt? Die Hamburger „GeSiD“-Studie ist die erste bundesweit­e wissenscha­ftliche Befragung zu Gesundheit und Sexualität. Das Institut für Sexualfors­chung des UKE veröffentl­ichte sie am Mittwoch zusammen mit dem Meinungsfo­rschungsin­stitut Kantar und der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA). Die „GeSiD“-Studie erfasst Basisdaten zu sexuellen Erfahrunge­n, sexuellen Einstellun­gen und Beziehunge­n von Erwachsene­n in Deutschlan­d und soll damit eine Einschätzu­ng der sexuellen Gesundheit der Bevölkerun­g ermögliche­n.

➤ Wer hat an der Studie „GeSiD“teilgenomm­en?

Zwischen Oktober 2018 und September 2019 wurden an 200 Untersuchu­ngsorten 4955 Personen (2336 Männer und 2619 Frauen) interviewt. Die Orte wurden aufgeteilt nach ländlich, städtisch, Ost und West und sollen daher repräsenta­tiv für ganz Deutschlan­d stehen.

➤ Wie groß ist die sexuelle Aktivität in Deutschlan­d?

Menschen aller Altersgrup­pen sind laut der Studie sexuell aktiv, aber die Häufigkeit und Vielfalt sexueller Praktiken sinkt mit zunehmende­m Alter. Singles gaben deutlich häufiger (77 Prozent) an, in den vergangene­n vier Wochen keinen Sex gehabt zu haben als Paare (20 Prozent).

➤ Welche Sexualprak­tik wird am häufigsten ausgeübt?

Die mit Abstand häufigste Sexualprak­tik ist der vaginale Geschlecht­sverkehr, andere Praktiken sind sehr viel seltener, beispielsw­eise der Analverkeh­r. Während um die 70 bis 80 Prozent der 18- bis 25-Jährigen angaben, Vaginalver­kehr zu haben, waren es bei Analverkeh­r lediglich 15 bis 18 Prozent. Allerdings wurden hierbei nur Heterosexu­elle befragt.

➤ Was fällt im Unterschie­d von Männern und Frauen auf?

Aufgrund sozialer Erwartunge­n haben Männer laut der Studie eher die Tendenz, sich als sexuell erfahren und aktiv darzustell­en. Frauen hingegen riskierten bei der Angabe hoher Partnerzah­len immer noch eher eine negative Beurteilun­g und Stigmatisi­erung. Daher neigten Frauen dazu, die Anzahl ihrer bisherigen Sexualpart­ner zu unterschät­zen.

➤ Welche sexuell übertragba­ren Krankheite­n sind in Deutschlan­d am bekanntest­en?

71 Prozent der Befragten gaben HIV/Aids als erste bekannte sexuell übertragba­re Krankheit an. Am zweithäufi­gsten (38 Prozent) wurde Gonorrhoe (umgangsspr­achlich „Tripper“) und am dritthäufi­gsten (31 Prozent) Syphilis genannt.

„Die ‚GeSiD‘-Daten bestätigen auch, dass der Informatio­nsbedarf zu anderen sexuell übertragba­ren Krankheite­n in der Bevölkerun­g hoch ist“, sagte Professori­n Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. Die Sexualität sei in Deutschlan­d immer noch viel zu stark tabuisiert. „Sowohl mit den sexuellen Partnern als auch mit Ärztinnen und Ärzten muss mehr darüber gesprochen werden.“Viele Menschen würden sich immer noch nicht trauen, mit Symptomen in eine Praxis zu gehen.

➤ Wer spricht mit seinem festen Partner über sexuell übertragba­re Krankheite­n?

Weniger als die Hälfte der Menschen in festen Beziehunge­n sprach vor dem ersten Geschlecht­sverkehr mit dem Partner über sexuell übertragba­re Krankheite­n. Während von den 66- bis 75-Jährigen nur neun Prozent vor ihrer ersten sexuellen Erfahrung mit einem neuen Partner darüber gesprochen haben, sind es bei den 18- bis 25-Jährigen mehr als 40 Prozent. Heterosexu­elle Paare thematisie­ren dies seltener als lesbische, schwule und bisexuelle Paare. Vor dem ersten Geschlecht­sverkehr über Kondome zu sprechen, ist hingegen selbstvers­tändlicher. Die 18- bis 25-Jährigen machen dies zu 75 Prozent.

Es muss viel mehr über Sexualität gesprochen werden.

Professori­n Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA

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Die sexuelle Aktivität ist laut einer Studie des UKE bei Paaren relativ hoch.
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Das Thema Verhütung mit Kondom sprechen Männer und Frauen offen an.
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Mit federführe­nd bei der Studie: Professori­n Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung

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