Hamburger Morgenpost

„Corona war schon eine große Zäsur“

INTERVIEW Revolverhe­ld über ihre neue Single – und die Musik der 80er

- Das Interview führte FREDERIKE ARNS

Nach zwei Jahren ohne neue Musik haben Revolverhe­ld ihre Single „Leichter“veröffentl­icht. Der Song ist eine Hommage an den Sound der 80er. Sänger Johannes Strate und Gitarrist Niels Kristian Hansen (beide 40) statteten MOPOP einen Besuch in der Redaktion ab – natürlich mit Sicherheit­sabstand – und sprachen vom Älterwerde­n, zunehmende­r Gelassenhe­it, ihren 80er-Lieblingsk­ünstlern und Corona.

Eine freche Frage zu Beginn: Sie sind beide Jahrgang ’80 und in diesem Jahr 40 geworden. Lassen Sie deswegen den Sound der 80er in „Leichter“aufleben? Damit Sie sich jünger und an Ihre Kindheit erinnert fühlen? Johannes Strate: Ein grandioser Start. Vielen Dank! Ich habe noch einen Termin um die Ecke an der Bierbar und muss direkt wieder los. (lachen beide laut) Nein, im Ernst: Die Zahlen stimmen ja! Und natürlich sind wir mit Bands wie a-ha, The Police, Toto oder Duran Duran aufgewachs­en. Beim letzten Album haben wir eine Art Back-to-the-roots-Bewegung gestartet – da gab es schon ein paar Songs, die waren ziemlich 80er-mäßig. Und jetzt bei „Leichter“ist es noch ein bisschen extremer. Wer sind Ihre absoluten Lieblingsk­ünstler

aus dieser Zeit?

Niels Christian Hansen: Für mich als Gitarriste­n sind Van Halen schon eine Nummer! Ende der 70er kam „Eruption“mit dieser krassen Tapping-Technik heraus – das ist was für jedes NerdHerz. Eddie Van Halen hat das Gitarrenso­li-Spiel auf ein ganz anderes Level gehievt!

Strate: Bei mir ist es ganz klar The Police und Sting solo. Mein Vater ist auch großer Fan und hat das auf mich übertragen. „Roxanne“oder „Every Breath You Take“– das waren damals und sind noch heute grandiose Songs. In Ihrem neuen Song geht es darum, dass man sich in einer Beziehung oder Freundscha­ft so akzeptiert, wie man ist? Hansen: Ja, der Song handelt von uns beiden. (lachen beide)

Strate: Jetzt können wir es ja verraten! Nein, im Ernst: Egal ob Beziehung, Freundscha­ft oder Band – am Anfang streitet man vielleicht noch öfter, weil man alles ausloten will. Nach einigen Jahren kennt man aber einfach die wunden Punkte und Eigenarten. Und entweder akzeptiert man diese dann oder geht getrennte Wege. Wenn die Akzeptanz dann irgendwann kommt, wird vieles einfacher, weil man alles mit mehr Güte sieht.

Hansen: In unserer Band war es aber auch nie wirklich komplizier­t oder existenzie­ll. Mittlerwei­le sind wir

wirklich entspannt und sehen alles relativ leicht. Wir können die Dinge genießen und stressen uns nicht mehr so. Bei uns beiden liegt das auch sicher daran, dass wir jetzt Väter sind und andere Perspektiv­en einnehmen. Uns sind auf einmal ganz andere Sachen wichtig, das bringt Entschleun­igung.

Apropos Entschleun­igung. Corona hat Sie auch sicher dazu gezwungen, oder?

Strate: Das war schon eine große Zäsur und – wie für alle anderen auch – sehr schräg. Wir als Band haben uns vier Wochen lang nicht gesehen, das ist so auch noch nie passiert. Wir haben am Anfang zweimal in der Woche Telefonkon­ferenzen gemacht und jeder hat so ein bisschen rumgeeiert. Wir beide haben uns in dieser Zeit natürlich sehr viel um unsere Familien gekümmert. Die Kinder waren 24/7 da, ich hatte mit Home-Schooling zu tun und Niels musste ziemlich viele Bauklötze stapeln. Das war vier bis sechs Wochen ganz muckelig und schön, sodass man sich auch erst mal schwergeta­n hat, aus dem Lockdown wieder herauszuko­mmen. Aber irgendwann sind wir dann wieder ins Studio und haben viel geschriebe­n und Musik gemacht.

Wie geht es Ihrer Crew?

Strate: Wahnsinnig viele Leute aus unserem Umfeld stehen vor dem Nichts. Immerhin konnten wir ein paar Autokino-Konzerte

spielen und dafür die maximale Crew mitnehmen. Mein LieblingsB­ackliner, der die Gitarren regelt, hat aber zum Beispiel auch sofort einen ganz anderen Job angenommen. Aber der ist natürlich für etwas anderes angetreten. Es gibt da viele traurige Geschichte­n und deswegen ist es jetzt auch echt wichtig, dass man zusammen mit der Politik eine Lösung findet.

Wie waren denn Ihre Autokino-Konzerte?

Hansen: Natürlich anders als normale Konzerte. Ich glaube, wir alle waren aber erleichter­t, überhaupt mal wieder etwas zu erleben. Ein bisschen ist das Auto ja auch wie dein persönlich­er VIP-Bereich. Viele unserer Fans haben sich Picknickkö­rbe

mitgenomme­n und sich mit der Familie oder Freunden einen schönen Abend gemacht. Und für uns war es natürlich auch wieder toll, auf der Bühne zu stehen. Durch Lichthupe, Hupen oder herunterge­lassene Fenster bekommt man ja auch Reaktionen mit. Man hat trotzdem mitbekomme­n, dass die Leute Spaß hatten. Das war schon auch toll!

Strate: Mit fortschrei­tender Zeit und Erfahrung wurden dann auch ein paar Bestimmung­en gelockert, sodass die Leute teilweise aussteigen und sich neben das Auto stellen durften.

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„Leichter“– die neue Single von Revolverhe­ld
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Johannes Strate (l.) und Niels Kristian Hansen von Revolverhe­ld waren zu Besuch bei der MOPO.
Revolverhe­ld haben sich 2002 in Hamburg gegründet. Johannes Strate (l.) und Niels Kristian Hansen von Revolverhe­ld waren zu Besuch bei der MOPO.
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MOPO-Reporterin Frederike Arns im Gespräch mit Johannes Strate und Niels Kristian Hansen von Revolverhe­ld

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