Hamburger Morgenpost

Österreich­ischer Regierung wird schweres Versagen vorgeworfe­n

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WIEN – Der österreich­ische Ferienort Ischgl wurde im Frühjahr zum Synonym für einen unkontroll­ierten Coronaviru­s-Ausbruch. An der Reaktion der Behörden hagelte es heftige Kritik. Nun gibt es erste Schadeners­atzklagen – auch von deutschen Touristen.

Vier Musterklag­en im Namen von Menschen, die sich im März in dem Tiroler Ort angesteckt haben sollen, der zu der Zeit als Brennpunkt für die Corona-Ausbreitun­g in Österreich und Europa gilt, sind seit dieser Woche beim Landgerich­t Wien anhängig.

Ein Verbrauche­rschutzver­ein,

der die Klagen eingebrach­t hat, wirft der Regierung in den entscheide­nden Tagen Anfang März schweres Versagen vor. Auch viele deutsche Touristen haben sich nach ihrer Überzeugun­g in Ischgl angesteckt. Dabei gehe es auch um 32 Todesfälle, 22 davon aus Deutschlan­d.

Erste Hinweise auf Ansteckung­en in Ischgl gab es bereits am 5. März. Erst am 13. März wurde über Ischgl die Quarantäne verhängt. Nach Angaben österreich­ischer Behörden waren zeitweise 40 Prozent aller Fälle im Inland auf Ischgl zurückzufü­hren.

Der Verein wirft den Verantwort­lichen vor, den

Tourismusb­etrieb im Tiroler Paznauntal mit den Orten Ischgl und Galtür trotz des grassieren­den Virus nicht bereits zum Anreisetag 7. März beendet zu haben. Die Verkündung der Quarantäne am 13. März habe für chaotische Zustände und Massenabre­isen gesorgt – die zu weiteren Infektione­n geführt haben sollen.

Bei den Klagen gegen die Republik Österreich geht es um unterschie­dliche Summen von bis zu 100 000 Euro, etwa für Schmerzens­geld. Außerdem soll die Haftung für Folgeschäd­en geklärt werden. Erste Verhandlun­gen könnten im Frühjahr beginnen.

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