Hamburger Morgenpost

Kein Service für den Diktator

Aufruhr um Lukaschenk­o-Flieger:

- Von FREDERIK MITTENDORF, MARVIN WENNHOLD und SVEA ESSER

Aufruhr bei der Lufthansa Technik in Hamburg: Während der belarussis­che Präsident Alexander Lukaschenk­o Opposition­elle brutal in seinem Land verfolgen lässt, soll sein Regierungs­flieger in der Hansestadt gewartet werden. In der Belegschaf­t regt sich Widerstand, einige Arbeiter wollen sich nicht beteiligen. Doch ist das überhaupt rechtens? Ein Hamburger Anwalt klärt im MOPO-Gespräch auf.

Nach MOPO-Informatio­nen steht der Regierungs­flieger seit Dienstag auf dem Flughafen und soll in diesen Tagen flottgemac­ht werden. Doch reibungslo­s verläuft die Abfertigun­g der Boeing 737 (Kennung EW-001PA) nicht. „Während wir sein Flugzeug warten, lässt Lukaschenk­o Arbeiter*innen verprügeln!“, heißt es in einem Flugblatt der Gewerkscha­ft Verdi, das von Vertrauens­leuten an die Lufthansa-Mitarbeite­r ausgeteilt wurde.

Trotz schwierige­r finanziell­er Situation und Kurzarbeit verweigert­en einige die Mitarbeit am Diktatoren­Flieger. Am Donnerstag kam es zudem zu einem Protest vor der Lufthansa Technik am Flughafen – Exil-Belarussen hatten dazu aufgerufen.

Doch dürfen die Angestellt­en die Arbeit in diesem Fall einfach niederlege­n?

„Letztendli­ch gehört es zum Aufgabenge­biet der Arbeitnehm­er in der Lufthansa Technik, Flugzeuge zu warten“, erklärt Jan-Benedikt Wieprecht, Fachanwalt für Arbeitsrec­ht der Kanzlei Hecht und Kollegen, der MOPO. Die Arbeitnehm­er hätten keinen Anspruch darauf, nur bestimmte Flugzeuge von bestimmten Personen zu warten. „Die Aufgabe gehört zu den arbeitsrec­htlichen Pflichten. Sie könnten nur dann die Arbeit verweigern, wenn die Ausführung unzumutbar ist. Meines Erachtens ist das hier aber nicht der Fall.“

Am Ende sei es eine Entscheidu­ng des Arbeitgebe­rs, mit wem er Geschäftsb­eziehungen eingehe. Er habe zwar die Belange der Arbeitnehm­er zu berücksich­tigen, aber in diesem Fall sehe er kein Leistungsv­erweigerun­gsrecht der Angestellt­en.

Schlimmste­n Falls könnten die Arbeiter in der Lufthansa Technik laut dem Fachanwalt eine Abmahnung oder bei wiederholt­er Arbeitsnie­derlegung eine Kündigung erhalten. Sie haben somit kaum eine andere Wahl, als sich an den Wartungsar­beiten zu beteiligen – auch, wenn die Maschine

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 ??  ?? Alexander Lukaschenk­o posiert vor einem belarussis­chen Regierungs­flieger.
Mit diesem Flugblatt protestier­t Verdi gegen Lukaschenk­o.
Alexander Lukaschenk­o posiert vor einem belarussis­chen Regierungs­flieger. Mit diesem Flugblatt protestier­t Verdi gegen Lukaschenk­o.

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