Schluss mit lustig
SPERRSTUNDE UND ALKOHOLVERBOT Ab heute gelten die strengen Corona-Regeln für Hamburg – bei Verstoß drohen 5000 Euro Bußgeld +++ Im UKE impfen Ärzte erste Probanden +++ Wie Hamburg mit allen Mitteln gegen die zweite Welle kämpft:
160 neue Corona-Fälle und ein Sieben-Tage-Inzidenzwert von 42,2 Fällen: Hamburg reagiert und zieht bei den Corona-Regeln an. Der Senat gab am Freitag umfassende Verschärfungen bekannt. Bürgermeister Peter Tschentscher appellierte eindringlich an die Bewohner der Stadt.
Alle Gaststätten der Hansestadt müssen ab Samstag bis auf Weiteres um 23 Uhr schließen und dürfen erst wieder um 5 Uhr am Folgetag öffnen, wie der Senat am Freitag mitteilte. In diesem Zeitraum gelte zugleich ein allgemeines Verkaufs- und Abgabeverbot von alkoholischen Getränken. Gleichzeitig dürfen in der eigenen Wohnung nur noch maximal 15 Menschen feiern, bislang waren es 25.
Zudem müssen Berufsschüler und Schüler an den Oberstufen der allgemeinbildenden Schulen von kommender Woche an auch im Unterricht Mund-NaseMasken tragen. Das gelte auch für Lehrer.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher appellierte angesichts der steigenden Infektionszahlen eindringlich an die Bürger, sich an die Regeln zu halten. „Wir sind in einer kritischen Phase der Pandemie und wir müssen im Interesse aller unbedingt das verhindern, was um uns herum in Europa schon eingetreten ist“, sagte Tschentscher mit Blick etwa auf die Lage in Frankreich. Diese schlimme Entwicklung müsse für Deutschland unbedingt verhindert werden. „Es kommt jetzt auf alle an.“
Ähnlich äußerte sich Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank: „Wir tragen jetzt alle die Verantwortung dafür, dass das Virus nicht noch mehr Menschen infiziert und unser Leben erneut zum Stillstand bringt.“Oberstes Ziel sei, dass Menschen gesund blieben, Schulen und Kitas offen seien und die Wirtschaft sich erhole. „Deshalb haben wir strengere Regeln beschlossen, die uns Disziplin abfordern und Verzicht zumuten“, sagte die Grünen-Politikerin. Das sei hart, aber unvermeidbar.
Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, liegt nun seit gut einer Woche über dem als kritisch geltenden Wert von 35. Bürgermeister Tschentscher sagte, im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten stehe Hamburg zwar noch sehr gut da. Gleichwohl seien wegen der Dynamik der Infektionen nun weitere Schritte nötig.
Es gebe weiterhin eine Reihe von Ansteckungen bei privaten Zusammenkünften und auch bei Gastronomiebesuchen, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard. Beispielsweise gehen auf den Corona-Ausbruch Ende September in der Bar „Katze“in der Schanze mittlerweile 13 Infektionen zurück. Deshalb gebe es auch bei Veranstaltungen ohne feste Sitzplätze, etwa bei Hochzeitsfeiern, nun strengere Regeln. Waren bislang bei derartigen Feiern mit Alkoholausschank im Freien 100 und in Räumen 50 Gäste erlaubt, sind nun den Angaben zufolge nur noch halb so viele Menschen zugelassen. Gleiches gelte für Feiern ohne Alkohol, zu denen bislang 200 beziehungsweise 100 Menschen kommen durften. Für Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen muss nun statt ab 200 bereits ab 100 Teilnehmern ein detailliertes Schutzkonzept erstellt werden.
Innensenator Andy Grote sagte, am Samstag werde mit einem hohen Personalaufwand kontrolliert, ob Gaststätten die Sperrstunde um 23 Uhr einhielten und das Alkoholverkaufsverbot eingehalten wird. Bei Verstößen gegen die Sperrstunde drohe ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro. Grote: „Es wird etwas Anlauf brauchen.“Das Thema Sperrstunde sei ein Begriff, der im St. Paulianer oder Hamburger Wortschatz so bisher nicht vorkomme. „Wir werden nicht gleich eingreifen, wenn um fünf nach elf die Stühle noch nicht hochgestellt sind und das Licht aus ist. Aber wir kommen auch nicht drei Mal“, sagte Grote.
Nicht betroffen von der Sperrstunde sind laut Senat jedoch Schnellrestaurants und Lieferdienste.