Hamburger Morgenpost

GRÜNES WUNDER-HAUS

Das „Moringa“in der HafenCity produziert sogar Sauerstoff:

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Ein Haus wie ein Baum – das wird das neue „Moringa“Hochhaus in der HafenCity. Das Mietshaus am Baakenhafe­n, das im Sommer 2024 fertig sein soll, hat nicht nur Blätter wie ein Baum, es produziert auch Sauerstoff und wenn es irgendwann in ferner Zukunft einmal ausgedient hat, dann zerfallen seine Reste zu Humus.

Moringa – der Name ist Programm. Der tropische Wunderbaum Moringa olifeira ist in Afrika und Lateinamer­ika eine Heilpflanz­e. Das Haus, das in Hamburg nach dem Baum benannt wird, soll die grüne Lunge des Quartiers im Osten der HafenCity sein und wird Deutschlan­ds erstes 100 Prozent biologisch abbaubares Wohngebäud­e.

So werden beim Bau ausschließ­lich Materialie­n verwendet, die entweder kompostier­bar oder recycelbar sind. Die Fassadenel­emente sind aus Holz oder Keramik, die Wände aus Lehm. An den Außenwände­n wachsen Ranken empor, das Dach ist eine grüne Wiese mit Urban-Gardening-Flächen, sodass horizontal und vertikal mehr Grünfläche entsteht, als am Boden überbaut wird.

„Pro Jahr produziert das Haus 42 Tonnen Sauerstoff – das entspricht einem Volumen von 1,3 Millionen Luftballon­s“, erzählt Architekt Gerhard Wittfeld vom Architektu­rbüro Kadawittfe­ldarchitek­tur stolz. Außerdem binde die Fassade jährlich 6,5 Tonnen CO2. Im Keller werde eine Zisterne Regenwasse­r und Abwasser auffangen, wiederaufb­ereiten und über ein zweites Leitungssy­stem in Umlauf bringen - zum Beispiel für die Toilettens­pülungen und die Bewässerun­g der Grünfläche­n.

Vanja Schneider, Geschäftsf­ührer

der neugegründ­eten Moringa GmbH, betont: „So verstehen wir Moringa: ein Gebäude wie eine heilbringe­nde Pflanze. Das ist unser Verspreche­n an Hamburg: Wir entwickeln das gesündeste Haus der Stadt!“

Damit die 190 Mietwohnun­gen mit Elbblick in den drei Gebäudetei­len nicht zum Luxus-Ding werden, sind ein Drittel von ihnen gefördert und damit sozial schwächere­n Bewohnern vorbehalte­n. Bei den übrigen Wohnungen liegt die Miete dafür bei saftigen 20 Euro pro Quadratmet­er – kalt.

Wichtig war es den Entwickler­n, das Haus nicht nur ökologisch nachhaltig zu gestalten, sondern es auch zu einem sozialen Ort zu machen. Viele Wohnungen sind WG-tauglich gestaltet. Es gibt Gemeinscha­ftsflächen für private Partys, Terrassen und Küchen, die für alle zugänglich sind. Bewohner, die im Homeoffice arbeiten, können ihr Laptop in extra vorgesehen­en Co-Working-Spaces aufklappen. Im Unter- und Erdgeschos­s wird eine Kita einziehen. Außerdem gibt es Flächen für Gastronomi­e und Einzelhand­el.

Im Frühjahr 2021 soll der Bauantrag gestellt werden. Die Fertigstel­lung ist für den Spätsommer 2024 geplant. Zu den Investitio­nskosten wollen die Moringa-Macher vorerst nichts sagen. Nur so viel: Die Baukosten liegen zwischen zehn und 30 Prozent höher als bei konvention­ellem Hausbau.

Sorge, dass es angesichts des aktuellen Handwerker­mangels zu Verzögerun­gen kommen könnte, haben die Bauherren nicht. Vanja Schneider: „Das Projekt ist in seinem nachhaltig­en Ansatz so überzeugen­d, dass es sehr sinnstifte­nd wirkt. Das setzt bei allen Beteiligte­n eine große Dynamik frei.“

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Ökologisch bis ins Detail: das neue „Moringa“Hochhaus am Baakenhafe­n
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