SDS-Aktivisten von damals packen aus
50 Jahre danach gründen die Revoluzzer von einst eine spannende Homepage
Steine flogen, Fenster gingen zu Bruch, das Denkmal des Kolonialgouverneurs Hermann von Wissmann vor der Uni wurde gestürzt und das Psychologische Institut besetzt. Gewalt spielte eine große Rolle bei der Rebellion der Jugend in den 60er Jahren – nicht zuletzt, weil die Polizei mit übergroßer Härte auf die Proteste reagierte. Gewalt erzeugt bekanntlich Gegengewalt. Mit dem Bombenanschlag auf Blohm+Voss durch Uwe C. und Peter M. war 1969 der Zenit erreicht.
Die beiden Bombenleger sind nicht die einzigen, die jetzt ihre Geschichte erzählen. Rund 25 linksradikale Aktivisten des legendären „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“(SDS) aus Hamburg haben sich aus Anlass des „Jubiläums“wiedergetroffen und den Beschluss gefasst, die Deutung dessen, was damals geschah, nicht allein anderen zu überlassen. Nun gibt es eine Homepage, auf der die Beteiligten ihre Sicht der Dinge schildern. „Wir wollen Informationen auch für all jene liefern, die sich noch heute oder morgen für diesen kurzen, aber die deutsche Nachkriegsgeschichte mitprägenden Zeitabschnitt interessieren“, heißt es da. „Im besten Falle bereichert unsere Website die wissenschaftliche Forschung und beeinflusst ein gerechtes Urteil darüber in der Zukunft.“
Die Homepage ist spannend – nicht nur für Historiker. Da erzählt Karlheinz „Karlo“Roth (78), damals einer der führenden Köpfe des SDS in Hamburg, wie er 1968 untertauchte und wie er über Monate von der Polizei gesucht wurde. Er ist heute Historiker und Arzt.
Da erzählt Günter Zint (79) von der Kommune in der Annenstraße auf St. Pauli, wo alle gemeinsam das Sprachrohr der außerparlamentarischen Opposition herstellten: die Zeitung APO-Press. Heute ist Zint ein bekannter Fotograf.
Und Dr. Margret Johannsen (74) berichtet, wie sie sich durchsetzte in dieser männerdominierten Rebellion. Heute ist sie Friedensforscherin.
Und das ist die spannende Homepage: sds-apo68hh. de.