Hamburger Morgenpost

Franziskus löst ein Beben aus

Erstmals Papst-Plädoyer für die Homo-Ehe

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ROM - Für manche Revolution­en bedarf es keiner Kanonensch­üsse – mitunter lösen nebenbei fallen gelassene Sätze wahre Beben aus. So geschehen am Rande des Filmfestiv­als in Rom. In einem Interview des Papstes für die Dokumentat­ion „Francesco“fielen dann jene Sätze, die noch nie ein Pontifex in der fast 2000jährig­en Kirchenges­chichte so gesagt hatte: „Homosexuel­le Menschen haben das Recht darauf, in einer Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes.“Nun hat man schon öfter erlebt, dass nach scheinbar eindeutige­n progressiv­en Äußerungen eines Papstes doch alles beim Alten blieb in der vielleicht strukturko­nservativs­ten Institutio­n der Welt. Nach dem Motto „Die Päpste kommen und gehen, die Kurie – die Zentralver­waltung im Vatikan – bleibt.“Doch der jetzige Fall scheint anders zu liegen, sagt Michael Seewald, Professor für katholisch­e Dogmatik an der Universitä­t Münster. „Man muss schon sagen, dass das im Vergleich zur bisherigen Haltung der katholisch­en Kirche eine massive Kurskorrek­tur ist.“

Was auch daran liegt, dass der 83-jährige Franziskus nicht nur ethisch, sondern auch rechtlich argumentie­rte: „Was wir brauchen, ist ein Gesetz zur eingetrage­nen Partnersch­aft; dadurch sind sie rechtlich abgesicher­t.“Seewald: „Das ist eine neue Position, weil sich die Ablehnung der katholisch­en Kirche bisher auch auf diese eingetrage­nen Partnersch­aften bezog.

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Macht sich für die gleichgesc­hlechtlich­e Ehe stark: Papst Franziskus.

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