Hamburger Morgenpost

TESTLABORE AM LIMIT

Betreiber schlägt Alarm: „Belastung hat sich verdoppelt“:

- ANNALENA BARNICKEL annalena.barnickel@mopo.de

Die Testkapazi­täten in Deutschlan­d und Hamburg sind mittlerwei­le intensiv ausgelaste­t. Das RKI vermeldete, dass Corona-Labore immer öfter mit dem Auswerten der Tests nicht mehr hinterherk­ommen. Wie sieht es in Hamburg aus? Die MOPO fragte bei einem Labor in der Hansestadt nach.

Schnelle Testergebn­isse sind neben den Kontaktbes­chränkunge­n eines der wichtigste­n Mittel, um die Ausbreitun­g der CoronaPand­emie einzudämme­n. Labore testen auch in Hamburg im Akkord, eins davon ist das private Labor Dr. Heidrich in Barmbek-Süd. „Wir haben den Anspruch, dass wir möglichst die Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden an den Patienten übermittel­n“, sagt Geschäftsf­ührer und Labor-Chef Dr. Jens Heidrich der MOPO. „Das gelingt uns eigentlich fast immer. Einen Rückstau, wie das in anderen Laboren bereits der Fall ist, haben wir noch nicht.“Trotzdem arbeiteten er und sein Team deutlich „am Limit“.

Das Labor kooperiert unter anderem mit der ärztlichen Notfallnum­mer 116 117 in Hamburg sowie den Notfallpra­xen, sodass aus ihrem Labor oft ein hoher Anteil an Neuinfekti­onen stamme. Zusammen mit dem Labor Dr. Fenner teilt sich das Labor Dr. Heidrich die Tests aus dem Corona-Testzentru­m am ZOB.

Bis zu 2000 Proben werden durchschni­ttlich am Tag untersucht. „Es kann aber auch sein, dass auf einmal eine ganze Schule bei uns aufschlägt und 650 Proben auf einmal anfordert“, erzählt Heidrich. Dazu kämen die vielen Telefonate, die geführt werden müssten. „Es ist bei uns eine ärztliche Tätigkeit, den Patienten über einen positiven Befund zu informiere­n und zu beraten.“

Allerdings sei es manchmal auch schwer, die Betroffene­n zu erreichen. Öfters fehlten Telefonnum­mern auf den Scheinen oder seien fehlerhaft. Der Labor-Chef erinnert sich an eine Situation, als das Gesundheit­samt an einem Sonntag anrief und genau dieses Problem schilderte. Daraufhin wurde der Hausarzt des Patienten kontaktier­t, der dann in seine Praxis fuhr, um die Telefonnum­mer des Betroffene­n herauszusu­chen.

Ein Problem sind auch die drei unterschie­dlichen Auftragssc­heine für die Corona-Analysen.

Zum Beispiel muss bei Lehrern ein anderer Schein verwendet werden als bei der Kontrolle eines Verdachtsf­alls bei angeschlag­ener Warn-App.

„Alleine der Zwang zur Verwendung unterschie­dlicher Formulare überforder­t viele Arztpraxen“, so Heidrich. „Falsch gewählte oder nicht leserliche Scheine führen zu einer immensen Mehrbelast­ung im Labor.“

In den letzten drei Wochen habe das Labor 25 neue Leute eingestell­t, mittlerwei­le arbeiten dort über 160 Mitarbeite­r. „Das meiste sind Studenten, die helfen, die Testkits für die Ärzte des Arztrufes vorzuberei­ten“, sagt der Labor-Chef.

Die Belastung ist groß: „Alle Schlüsselp­ersonen bei uns haben regelmäßig eine 60-Stunden-Woche.“Er selbst sei stets vor 8 Uhr morgens auf der Arbeit und komme selten vor 21 Uhr nach Hause. Tests von Ärzten und Praxispers­onal würden immer vorgezogen, auch am Wochenende, damit die Praxen am Montag wie geplant öffnen könnten.

Im Labor klingeln die Telefone am Tag um die 4500 Mal, darunter auch einige verrückte Anrufe. „Am Samstagabe­nd um halb elf klingelte mein PrivatHand­y, weil ein Patient von mir sein Testergebn­is erfahren wollte, auf das er wartete. Da kann man schon einmal ein wenig wütend werden“, so Heidrich. Aber natürlich dürfe man nicht vergessen, dass die Mehrheit der Leute respektvol­l und dankbar sei.

25 Mitarbeite­r wurden in den vergangene­n drei Wochen zusätzlich eingestell­t

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In Hamburger Laboren werden täglich durchschni­ttlich 18 100 Tests durchgefüh­rt.
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