TESTLABORE AM LIMIT
Betreiber schlägt Alarm: „Belastung hat sich verdoppelt“:
Die Testkapazitäten in Deutschland und Hamburg sind mittlerweile intensiv ausgelastet. Das RKI vermeldete, dass Corona-Labore immer öfter mit dem Auswerten der Tests nicht mehr hinterherkommen. Wie sieht es in Hamburg aus? Die MOPO fragte bei einem Labor in der Hansestadt nach.
Schnelle Testergebnisse sind neben den Kontaktbeschränkungen eines der wichtigsten Mittel, um die Ausbreitung der CoronaPandemie einzudämmen. Labore testen auch in Hamburg im Akkord, eins davon ist das private Labor Dr. Heidrich in Barmbek-Süd. „Wir haben den Anspruch, dass wir möglichst die Ergebnisse innerhalb von 24 Stunden an den Patienten übermitteln“, sagt Geschäftsführer und Labor-Chef Dr. Jens Heidrich der MOPO. „Das gelingt uns eigentlich fast immer. Einen Rückstau, wie das in anderen Laboren bereits der Fall ist, haben wir noch nicht.“Trotzdem arbeiteten er und sein Team deutlich „am Limit“.
Das Labor kooperiert unter anderem mit der ärztlichen Notfallnummer 116 117 in Hamburg sowie den Notfallpraxen, sodass aus ihrem Labor oft ein hoher Anteil an Neuinfektionen stamme. Zusammen mit dem Labor Dr. Fenner teilt sich das Labor Dr. Heidrich die Tests aus dem Corona-Testzentrum am ZOB.
Bis zu 2000 Proben werden durchschnittlich am Tag untersucht. „Es kann aber auch sein, dass auf einmal eine ganze Schule bei uns aufschlägt und 650 Proben auf einmal anfordert“, erzählt Heidrich. Dazu kämen die vielen Telefonate, die geführt werden müssten. „Es ist bei uns eine ärztliche Tätigkeit, den Patienten über einen positiven Befund zu informieren und zu beraten.“
Allerdings sei es manchmal auch schwer, die Betroffenen zu erreichen. Öfters fehlten Telefonnummern auf den Scheinen oder seien fehlerhaft. Der Labor-Chef erinnert sich an eine Situation, als das Gesundheitsamt an einem Sonntag anrief und genau dieses Problem schilderte. Daraufhin wurde der Hausarzt des Patienten kontaktiert, der dann in seine Praxis fuhr, um die Telefonnummer des Betroffenen herauszusuchen.
Ein Problem sind auch die drei unterschiedlichen Auftragsscheine für die Corona-Analysen.
Zum Beispiel muss bei Lehrern ein anderer Schein verwendet werden als bei der Kontrolle eines Verdachtsfalls bei angeschlagener Warn-App.
„Alleine der Zwang zur Verwendung unterschiedlicher Formulare überfordert viele Arztpraxen“, so Heidrich. „Falsch gewählte oder nicht leserliche Scheine führen zu einer immensen Mehrbelastung im Labor.“
In den letzten drei Wochen habe das Labor 25 neue Leute eingestellt, mittlerweile arbeiten dort über 160 Mitarbeiter. „Das meiste sind Studenten, die helfen, die Testkits für die Ärzte des Arztrufes vorzubereiten“, sagt der Labor-Chef.
Die Belastung ist groß: „Alle Schlüsselpersonen bei uns haben regelmäßig eine 60-Stunden-Woche.“Er selbst sei stets vor 8 Uhr morgens auf der Arbeit und komme selten vor 21 Uhr nach Hause. Tests von Ärzten und Praxispersonal würden immer vorgezogen, auch am Wochenende, damit die Praxen am Montag wie geplant öffnen könnten.
Im Labor klingeln die Telefone am Tag um die 4500 Mal, darunter auch einige verrückte Anrufe. „Am Samstagabend um halb elf klingelte mein PrivatHandy, weil ein Patient von mir sein Testergebnis erfahren wollte, auf das er wartete. Da kann man schon einmal ein wenig wütend werden“, so Heidrich. Aber natürlich dürfe man nicht vergessen, dass die Mehrheit der Leute respektvoll und dankbar sei.
25 Mitarbeiter wurden in den vergangenen drei Wochen zusätzlich eingestellt