Hamburger Morgenpost

HOH0HO-HIPHOP

Deine Freunde bringen Weihnachts­album für Kinder raus:

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Deine Freunde, die Hamburger Kinder-HipHopper, die auch von Eltern geliebt werden, haben ein Weihnachts­album herausgebr­acht. Im Interview über Zoom sprechen Florian Sump (39) und Lukas Nimscheck (32) über die Corona-Ungewisshe­it, „Klingeling­eling“im Hochsommer, ihr Weihnachts­fest und die besten Geschenke.

Die Pandemie hat etwas Gutes bewirkt: Jetzt gibt’s Weihnachts­lieder von Deine Freunde!

Lukas Nimscheck: Erst mal war Corona ganz schlecht für uns, weil wir unsere große Tour abbrechen mussten. Wir saßen danach schweigend in unserem Büro und wussten nicht, was wir machen sollten. Dann haben wir einfach aus Spaß zwei Weihnachts­lieder aufgenomme­n. Das war erst mal nur Beschäftig­ungstherap­ie.

Florian Sump: Wir wussten zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht, ob uns thematisch genügend Songs einfallen. Wir wollten nämlich kein Auf-Krampf-Konzeptalb­um. Aber zum Glück gab’s genug Sachen und Themen, die uns Spaß gemacht haben.

Nimscheck: Viele Künstler machen am Ende ihrer Karriere ein Weihnachts­album mit Cover-Songs. Aber wir wollten ein Album machen, das nicht unser Karriereen­de einläutet. (lacht) Wie lange haben Sie daran gearbeitet? Sump: Etwa vier Monate. Normalerwe­ise arbeiten wir ein Dreivierte­l-Jahr an einem Album. Aber hier hat’s einfach geflutscht. Nimscheck: Während Sommer in Hamburg war, waren wir im Keller und haben Glöckchen-Sounds gemacht und über Schnee gesungen. Aber mal ehrlich: In so einem Jahr wie diesem wünschen wir uns doch alle Weihnachte­n herbei.

Das Cover und die Pressefoto­s erinnern irgendwie an Loriots „Weihnachte­n bei Hoppensted­ts“. Verraten Sie, was Ihre „Hoppensted­tMomente“an Weihnachte­n sind? Nimscheck: Bei uns zu Hause liest meine Oma immer eine freche Weihnachts­geschichte vor – also nicht aus der Bibel, sondern zum Beispiel die Geschichte aus der Sicht des Esels. Und jedes Jahr erwartet sie, dass wir alle finden: Das war der größte Gag der Erde! Nun ja. (lacht)

Mein Bruder spielt immer den Weihnachts­mann für meine beiden Kinder. Letztes Jahr hatte er aber sein Kostüm vergessen. Da mussten wir improvisie­ren. Er konnte nur auf zehn Meter Entfernung durch den Garten schleichen, weil er keinen roten Mantel und keine Zipfelmütz­e hatte – und sein Bart war ein T-Shirt. Er hat dann auch nur schnell gesagt: „Hier ist der Sack, ich muss wieder los!“Haben Sie auch Rituale?

Sump: Bei uns gibt’s immer die Angst, dass wir zu wenig Kartoffeln haben. Mein Papa kriegt jedes Jahr Schweißaus­brüche deswegen, fährt noch mal los und besorgt einen Sack.

Nimscheck: Bei uns kriegt jeder das zu essen, was er haben will. Für mich gibt’s vegetarisc­he Würstchen mit Kartoffels­alat, für meine Mama einen Karpfen und für meinen Papa einen Salat Parisienne.

Im Song „Wann wird’s mal wieder richtig Winter“beziehen Sie sich auch auf den Klimawande­l. Viele kleine Kinder haben noch nie Schnee gesehen … Nimscheck: Ich bin in Berlin groß geworden und kann mich an sehr starke SchneeWint­er erinnern. Meine Eltern haben mehrere Jahre lang einen Weihnachts­mann gebucht, der tatsächlic­h mit einem Pferd und Schlitten bei uns vorm Haus vorgefahre­n ist. Das wäre heutzutage gar nicht mehr möglich. Es ist ja auch so, dass internatio­nal immer noch viele denken, dass hier in Deutschlan­d der „White Christmas“Traum in Erfüllung geht. Falsch gedacht

Sump: Der zweite Song, der die Thematik aufgreift, ist „Ein ganz normaler Sommertag“. Textlich geht’s da weiter mit „... im Dezember“. Uns war es trotz des ernsthafte­n Hintergrun­ds wichtig, dass man gute Laune von dem Lied bekommt. Natürlich wollen wir auch ein bisschen zum Nachdenken anregen, aber der Klimawande­l an sich macht schon traurig genug. Deswegen ist der Song sommerlich und funky. Über „Dieses Jahr schenken wir uns mal nix“singen und rappen Sie auch. Haben Sie es jemals geschafft, das einzuhalte­n? Nimscheck: Wir schaffen das eigentlich jedes Jahr! Ich hasse es, Geschenke zu besorgen. Nicht falsch verstehen: Ich mag es total, wenn ich jemandem eine Freude machen kann. Aber ich möchte mir nicht auf Krampf Gedanken machen: Was schenke ich jemandem in Deutschlan­d, der eh alles hat?

Während Sommer in Hamburg war, waren wir im Keller und haben GlöckchenS­ounds gemacht.

Lukas Nimscheck

Wir hoffen, dass es nicht mehr ewig dauert, bis wir diese Erlebnisse mit den Fans wieder teilen können.

Florian Sump

Sump: Wir Erwachsene­n schaffen es mittlerwei­le, dass jeder nur ein Geschenk kauft und wir darum spielen. Dann gibt es immerhin keine Geschenkes­chlacht mehr. Aber ich weiß, dass ich als Kind diesen Gedanken gehasst hätte. Deswegen finde ich es völlig okay, dass Kinder an Weihnachte­n „haben, haben, haben“wollen und Oma und Opa diesen Wunsch auch oft erfüllen.

Haben Sie überhaupt noch Lust auf Weihnachte­n in diesem Jahr? Sie haben ja quasi schon vorgefeier­t. Nimscheck: Wir feiern an Weihnachte­n dann Ostern. Wir pusten jetzt schon die Eier aus. Bei uns passiert alles drei Monate vorher.

Wie gut, dann ist Corona bei Ihnen ja auch früher vorbei!

Nimscheck: Im Ernst: Für uns ist es natürlich gut, gearbeitet zu haben und jetzt das Weihnachts­album herauszubr­ingen. Aber wir wissen nicht, ob die auf 2021 verschoben­e Tour stattfinde­n kann. Dabei ist das LiveSpiele­n unsere Lebensgrun­dlage. Die Konzertbra­nche ist in den vergangene­n Jahren viel wichtiger geworden, weil einfach nicht mehr so viele Tonträger verkauft werden. Und deswegen war es für uns gut, dass unsere Konzertloc­ations immer größer geworden sind. Bisher ist alles glimpflich verlaufen, wir konnten die Termine einfach verlegen. Aber das kann ja nicht ewig so weitergehe­n – man hat ja auch Absprachen mit Dienstleis­tern getroffen. Und es kommt ja noch hinzu, dass wir uns mit unserem Label „Sturmfreie Bude“selbständi­g gemacht haben.

Sump: Aber die Selbständi­gkeit war trotzdem die richtige Entscheidu­ng, das bereuen wir nicht.

Wie geht es Ihrer Crew und den Leuten um Sie herum?

Sump: Die haben genauso wenige Antworten wie wir. Es ist ein undefinier­ter Schwebezus­tand. Es ist fraglich, ob die Leute nächstes

Jahr überhaupt noch ihren Job ausüben können oder ob sie sich dann schon längst umorientie­rt haben.

Nimscheck: Vieleaus meinem Umfeld denken tatsächlic­h darüber nach. Meine Mitbewohne­rin ist Sängerin und Schauspiel­erin im Musical-Bereich und die bekommt bald kein Arbeitslos­engeld

mehr. Es bleibt nur zu hoffen, dass irgendwann ankommt, dass Veranstalt­ungen mit gutem HygieneKon­zept auch wirklich sicher sind. Vor dem „Lockdown Light“war es ja so, dass gesagt wurde: Man darf mit funktionie­rendem Hygiene-Konzept aufmachen, aber gleichzeit­ig warnten Politiker davor, ins Theater oder Konzert zu gehen. Das verunsiche­rt die Leute doch. Bei uns ist es natürlich noch mal etwas anderes: Wir machen Musik für Kinder. Wir gehen erst wieder auf Tour, wenn alles zu 1000 Prozent sicher ist. Wir hoffen, dass es uns dann noch gibt.

Sump: Wir wissen, dass wir ganz viele Familien und Kinder glücklich machen und dementspre­chend scharren wir natürlich mit den Hufen und hoffen, dass es nicht mehr ewig dauert, bis wir diese Erlebnisse mit den Fans wieder teilen können.

Was vermissen Sie am meisten? Sump: Konzerte!

Nimscheck: Mir fehlt dieses Gefühl, komplett machen zu können, was ich will. Das hat auch mit unserer Band zu tun. Wir fahren lustig mit dem Bus durch ganz Deutschlan­d, treffen Tausende von Leuten in Städten, wo wir noch nie waren, aber die Leute kennen uns trotzdem. Wir machen Autoammstu­nden, denen wir mit abklatsche­n. ass wir das geranicht dürfen, ühlt sich nicht an. Aber es oll ja auch niedurch Virus schlecht ➤ „Das Weihnachts­album“(Sturmfreie Bude) Mehr Tipps für Kinder auf der nächsten Seite

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 ??  ?? Weihnachte­n kann kommen – Deine Freunde sei Dank (v. l. Lukas Nimscheck, Florian Sump und DJ exel. Pauly)
Weihnachte­n kann kommen – Deine Freunde sei Dank (v. l. Lukas Nimscheck, Florian Sump und DJ exel. Pauly)
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