Hamburger Morgenpost

Nicht vergessen: Dahinten wird es hell

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Hamburg ist im November ein großer grauer, begehbarer Kühlschran­k und der „Lockdown light“macht das nicht besser. Jeden Tag gibt es neue Corona-Rekordzahl­en, machen sich Leute Sorgen um die Gesundheit der Familie und ihren Job. Dazu kommen kleinere Meldungen, die aufs Gemüt drücken: Jetzt haben sie auch noch den Hafengebur­tstag abgesagt. Manche wirken depressiv, andere aggressiv, der Winter aber kommt erst noch und die Laune ist definitiv schon im Keller. Ich will jetzt nicht wie ein Motivation­sheini klingen in meiner „Kolumne vom Meer“, und doch sollten wir eines festhalten: Die Welt ist in der vergangene­n Woche besser geworden. Glauben Sie nicht? Dann stellen Sie sich mal kurz zwei Dinge vor. Donald Trump hätte die Wahl gewonnen.

Es gäbe keine Aussicht auf einen Corona-Impfstoff. Eben.

„Dahinten wird es hell“ist ein beliebter Spruch, wenn man im Herbst am Strand unterwegs ist. Das ruft man den Kindern zu und latscht einfach weiter. Auch wenn dahinten eine dunkle Wolkenfron­t aufzieht. Jackenkrag­en hochstelle­n und darauf vertrauen, dass es vorbeizieh­t. Wird schon nicht so schlimm werden. Dahinten wird es hell: Im Januar ist das Kapitel Trump im Weißen Haus ein Fall für Historiker, Psychologe­n und Satiriker, wobei ich mich frage, wie dieser Wahnsinn jemals adäquat verarbeite­t werden soll. Ab dem 20. Januar, wenn Joe Biden offiziell als 46. Präsident der USA ins Amt eingeführt wird, ist es egal, was Mango-Mussolini twittert, tut oder trompetet.

Der Mix aus QAnonQuats­ch, Hass und Dummheit, mit dem Donald Trump die älteste Demokratie der Welt aus dem Weißen Haus heraus attackiert­e, ist dann beendet. Das Vorbild aller Populisten hat krachend verloren und er hat bei den wichtigste­n Herausford­erungen glatt versagt. Anstand, Charakter, Wissenscha­ft haben gewonnen. Welche Auswirkung­en das auf die Bedeutung der Mini-Donalds der AfD hat, werden wir sehen. Mit vier weiteren Jahren Trump hätten wir uns aber eine XL-Tüte Popcorn holen und zusehen können, wie politisch die freie Welt und klimatisch die ganze Welt verbrannt wären.

Wie lange es dauert, bis der Impfstoff BNT162b2 verfügbar ist, das steht noch nicht fest. Es wird eben eine Menge benötigt, Millionen, ach was: Milliarden Dosen, es gibt Herausford­erungen wie die Lieferkett­e, die tiefgekühl­t sein muss. Aber auch für diese Probleme wird es Lösungen geben. Entscheide­nd aber ist: Ein Impfstoff ist in Sicht, was für eine fantastisc­he Nachricht! Manche Skeptiker hatten befürchtet, dass es womöglich niemals einen Wirkstoff gegen Corona geben könnte.

Den Gedanken an eine Welt, in der die Ausnahme ein Dauerzusta­nd wird, hat man gerne verdrängt. Noch ist Corona nicht vorbei, aber das entscheide­nde Wort in diesem Satz ist „noch“. Dahinten wird es hell.

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erzählt von Stefan Kruecken, Ankerherz Geschichte­n vom Meer
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