So kam es zu dem Kosten-Desaster
Uni-Bau wird Millionengrab:
Hamburg hat ein neues BauDesaster: Der Uni-Neubau am Schlump sollte ursprünglich 177 Millionen Euro kosten und im vergangenen Jahr fertiggestellt werden. Nachdem die Wissenschafts- und die Finanzbehörde am Mittwoch verkündeten, dass die Vorgaben nicht eingehalten werden können, stellen sich die Fragen: Wie kam es überhaupt zu diesem Bau-Desaster? Wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür und vor allem: Wer muss das am Ende bezahlen?
Die geplante Bauzeit verlängert sich um fünf Jahre. Und als wäre das nicht genug, steigen die Kosten für das Projekt am Geomatikum der Universität Hamburg nun wohl um unfassbare 157 Millionen Euro.
Nach Angaben der städtischen Gebäudemanagement Hamburg (GMH) lag das Problem wie schon beim Berliner Hauptstadtflughafen an der technischen Bauplanung: Die Wünsche der Uni seien den Planern zwar mitgeteilt, aber nicht umgesetzt worden. So gab der Senat an, dass es unter anderem Planungsmängel bei der Laborlüftung im Brandfall, bei den Brandmelde- und Sprachalarmierungsanlagen, bei der Gasversorgung der Labore und bei der Sprinkleranlage gegeben habe.
Hinzu kam, dass die Komplexität der elektromagnetischen Abschirmung nicht annähernd erkannt worden sei. Und es geht noch weiter: Die Lüftungsschächte im bereits fertiggestellten Rohbau seien zu klein und die Tragfähigkeit des Dachs zu gering. Nun muss neben dem Gebäude eine dritte Lüftungsanlage errichtet werden.
Für den Hamburger Senat ist klar, wer die Schuld an dem Bau-Desaster trägt: die Planer. Offenbar hatte allerdings schon zu Beginn die Kommunikation zwischen Hochschule und Planern nicht richtig funktioniert – hätte der Baupfusch also verhindert werden können? Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte am Mittwoch, dass die Planungsbüros allesamt gute Referenzen gehabt hätten – und am Ende versagten. Sie hätten, so formuliert es Dressel, „die Komplexität der Aufgabe in vorwerfbarer Weise unterschätzt“.
Seit November 2017 seien laut Dressel bereits vier Büros gekündigt und zwei Klagen eingereicht worden, wobei eine bereits – allerdings noch nicht rechtskräftig – im Sinne der Stadt entschieden worden sei. Drei weitere Klagen seien in Vorbereitung. Letztendlich werden wohl die Gerichte entscheiden, wem das alles zuzuschreiben ist.
Die Baukosten sollten ursprünglich 177 Millionen Euro betragen, inzwischen werden sie auf 303 Millionen geschätzt. Dazu kommen
Wir wollen den Schaden für den Steuerzahler so weit wie möglich minimieren.
Finanzsenator Andreas Dressel
Gerichtskosten, die laut Senatsdrucksache mindestens vorgestreckt werden müssen. Und wer bezahlt das alles?
„Für den Bau gibt es im Rahmen des Hamburger Mieter-Vermieter-Modells eine Projektgesellschaft, die alle Arbeiten finanziert und eine Tochtergesellschaft der Stadt ist“, erklärt ein Sprecher der Finanzbehörde auf MOPO-Nachfrage. Diese Gesellschaft müsse auch die Mehrkosten finanzieren. Das fällt letztlich auf die Steuerzahler zurück. „Wir werden die Rechtsmittel konsequent ausschöpfen“, versicherte Dressel bereits – und fügte an: „Wir wollen den Schaden für den Steuerzahler so weit wie möglich minimieren.“
Damit das Geld wieder reinkommt, soll sich laut Finanzbehörde folglich auch die Miete für die Uni Hamburg erhöhen: Von rund elf Millionen auf rund 17 Millionen Euro im Jahr.