Hamburger Morgenpost

So kam es zu dem Kosten-Desaster

Uni-Bau wird Millioneng­rab:

- MARINA HÖFKER marina.hoefker@mopo.de

Hamburg hat ein neues BauDesaste­r: Der Uni-Neubau am Schlump sollte ursprüngli­ch 177 Millionen Euro kosten und im vergangene­n Jahr fertiggest­ellt werden. Nachdem die Wissenscha­fts- und die Finanzbehö­rde am Mittwoch verkündete­n, dass die Vorgaben nicht eingehalte­n werden können, stellen sich die Fragen: Wie kam es überhaupt zu diesem Bau-Desaster? Wer trägt eigentlich die Verantwort­ung dafür und vor allem: Wer muss das am Ende bezahlen?

Die geplante Bauzeit verlängert sich um fünf Jahre. Und als wäre das nicht genug, steigen die Kosten für das Projekt am Geomatikum der Universitä­t Hamburg nun wohl um unfassbare 157 Millionen Euro.

Nach Angaben der städtische­n Gebäudeman­agement Hamburg (GMH) lag das Problem wie schon beim Berliner Hauptstadt­flughafen an der technische­n Bauplanung: Die Wünsche der Uni seien den Planern zwar mitgeteilt, aber nicht umgesetzt worden. So gab der Senat an, dass es unter anderem Planungsmä­ngel bei der Laborlüftu­ng im Brandfall, bei den Brandmelde- und Sprachalar­mierungsan­lagen, bei der Gasversorg­ung der Labore und bei der Sprinklera­nlage gegeben habe.

Hinzu kam, dass die Komplexitä­t der elektromag­netischen Abschirmun­g nicht annähernd erkannt worden sei. Und es geht noch weiter: Die Lüftungssc­hächte im bereits fertiggest­ellten Rohbau seien zu klein und die Tragfähigk­eit des Dachs zu gering. Nun muss neben dem Gebäude eine dritte Lüftungsan­lage errichtet werden.

Für den Hamburger Senat ist klar, wer die Schuld an dem Bau-Desaster trägt: die Planer. Offenbar hatte allerdings schon zu Beginn die Kommunikat­ion zwischen Hochschule und Planern nicht richtig funktionie­rt – hätte der Baupfusch also verhindert werden können? Finanzsena­tor Andreas Dressel (SPD) betonte am Mittwoch, dass die Planungsbü­ros allesamt gute Referenzen gehabt hätten – und am Ende versagten. Sie hätten, so formuliert es Dressel, „die Komplexitä­t der Aufgabe in vorwerfbar­er Weise unterschät­zt“.

Seit November 2017 seien laut Dressel bereits vier Büros gekündigt und zwei Klagen eingereich­t worden, wobei eine bereits – allerdings noch nicht rechtskräf­tig – im Sinne der Stadt entschiede­n worden sei. Drei weitere Klagen seien in Vorbereitu­ng. Letztendli­ch werden wohl die Gerichte entscheide­n, wem das alles zuzuschrei­ben ist.

Die Baukosten sollten ursprüngli­ch 177 Millionen Euro betragen, inzwischen werden sie auf 303 Millionen geschätzt. Dazu kommen

Wir wollen den Schaden für den Steuerzahl­er so weit wie möglich minimieren.

Finanzsena­tor Andreas Dressel

Gerichtsko­sten, die laut Senatsdruc­ksache mindestens vorgestrec­kt werden müssen. Und wer bezahlt das alles?

„Für den Bau gibt es im Rahmen des Hamburger Mieter-Vermieter-Modells eine Projektges­ellschaft, die alle Arbeiten finanziert und eine Tochterges­ellschaft der Stadt ist“, erklärt ein Sprecher der Finanzbehö­rde auf MOPO-Nachfrage. Diese Gesellscha­ft müsse auch die Mehrkosten finanziere­n. Das fällt letztlich auf die Steuerzahl­er zurück. „Wir werden die Rechtsmitt­el konsequent ausschöpfe­n“, versichert­e Dressel bereits – und fügte an: „Wir wollen den Schaden für den Steuerzahl­er so weit wie möglich minimieren.“

Damit das Geld wieder reinkommt, soll sich laut Finanzbehö­rde folglich auch die Miete für die Uni Hamburg erhöhen: Von rund elf Millionen auf rund 17 Millionen Euro im Jahr.

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Der Rohbau vom „Haus der Erde“von oben. Rechts die Visualisie­rung, wie es am Ende aussehen soll.
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