Spielen, bis der Arzt kommt
DEBATTE DFB-Kick trotz Corona-Fällen beim Gegner. Löw: „Wir können ja nicht im Hotel bleiben“
„Könnt ihr halt nicht ernst meinen“, twitterte der Bonner Basketball-Profi Benjamin Lischka empört. Oh doch, die Stadt Leipzig und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft haben es ernst gemeint und das Länderspiel am Samstag gegen die Ukraine trotz fünf (!) Corona-Fällen beim Gegner durchgezogen (3:1). Frei nach dem Motto: Spielen, bis der Arzt kommt ...
Während diverse Basketballund Handball-Bundesliga-Partien wegen positiver Corona-Tests bei Spielern abgesagt wurden, der Amateurfußball im November sogar komplett ruht, lässt man sich bei UEFA und DFB nicht beirren. Die Nations League, ein sportlich nahezu bedeutungsloser Wettbewerb, soll wie geplant Geld in die Kassen spülen. Zur Not dann eben auch auf Kosten der Gesundheit der Spieler. Dass sich auch in der Fußball-Bundesliga CoronaFälle häufen, dass das Hygienekonzept der DFL seine Grenzen hat – offenbar egal.
„Wir halten uns an die Vorgaben. Wenn Spiele angesetzt sind, können wir nicht im Hotel bleiben“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw dazu. „Ich kann aber verstehen, dass die Leute im Moment andere Gedanken und Sorgen haben“, so der 60-Jährige. „Wichtig ist, dass jeder gesund bleibt und UEFA und das Gesundheitsamt wissen, was sie machen“, sagte Leroy Sané.
„Ich halte die Entscheidung, das Spiel gegen die Ukraine stattfinden zu lassen, für mindestens problematisch“, kritisierte indes Dagmar Freitag (SPD), die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses. „Während Dienst- und Urlaubsreisen praktisch auf null sinken, reisen die Nationalmannschaften weiter durch Europa. Ohne zu wissen, welche Folgen das Spiel gegen die Ukraine aufgrund der mehrtägigen Inkubationszeit möglicherweise hat.“
Morgen steigt für die DFBElf übrigens das nächste Nations-League-Spiel – in Sevilla, einem Corona-Hotspot im Risikogebiet Spanien.