Hamburger Morgenpost

Löw vergibt zu viele Garantien

Der Bundestrai­ner verteilt eifrig Stammplätz­e in der Zentrale. Doch wer spielt, wenn Kimmich wieder fit ist?

- MARCEL SCHWAMBORN redaktion-sport@mopo.de

Trotz Corona-Wirbel verlässt die Nationalma­nnschaft heute zufrieden Leipzig und macht sich auf den Weg nach Sevilla. Zwei Siege liegen hinter der Mannschaft von Joachim Löw (60). In Spanien winkt morgen (20.45 Uhr, ARD) der Gruppensie­g in der Nations League – ein Unentschie­den reicht. „Unser Anspruch ist es, das Spiel zu gewinnen und nicht auf einen Punkt zu spielen“, sagt der Bundestrai­ner.

In ihren vergangene­n fünf Partien hat die DFB-Elf zwölf Tore geschossen. Die Offensiv-Fähigkeite­n der deutschen Mannschaft sind vorhanden, die defensiven Probleme aber ebenso. Das Duell gegen Spanien ist ein richtiger Gradmesser. Die Bilanz gegen die Top-Nationen fällt nämlich nicht so überzeugen­d aus. Elf Spiele gab es gegen die Top 15 der Weltrangli­ste in den vergangene­n drei Jahren, gewonnen wurde nur eines.

Ein anderes Problem wird Löw noch lösen müssen. Er hat ein Überangebo­t auf gleichen Positionen und sprach am Samstag gleich vier Spielern eine Stammplatz-Garantie aus. Auffälligs­ter Akteur gegen die Ukraine (3:1) war gewiss Leon Goretzka (25). „Ein super Spiel von ihm, er war unser Aktivposte­n und hat viele Läufe in die Tiefe gemacht, das Spiel nach vorne angetriebe­n, die Stürmer unterstütz­t. Im ganzen Spiel war er sehr präsent, auch defensiv“, schwärmte Löw. „Sein großer Wert liegt in der Mitte des Spiels oder auf der Halbpositi­on. Er macht die dynamische­n Läufe in den Strafraum des Gegners, ist ballsicher und arbeitet sehr gut nach hinten.“

In der Mitte des Spiels überzeugte zuletzt aber auch Ilkay Gündogan (30). Und der Manchester-Profi erhielt prompt seine Einsatzgar­antie, ebenso wie der Samstag gesperrte Toni Kroos (30). „Der Ilkay wird selbstvers­tändlich am Dienstag spielen, genau wie Toni Kroos. Ein Spieler wie Ilkay ist wertvoll“, sagte der Bundestrai­ner.

Im Zentrum des deutschen Spiels ist aber auch noch Joshua Kimmich (25) zu Hause, der nach seiner Knie-OP im März beim Länderspie­l-Dreierpack zurückkehr­en wird.

Der Bayern-Star könnte auch hinten rechts in der Abwehr – auf seiner früheren Position – aushelfen. Doch dieser Idee erteilte Löw direkt eine Absage: „Der Joshua hat es auf der Position im Mittelfeld bei uns hervorrage­nd gemacht. Rechts haben wir mit Lukas Klosterman­n, Thilo Kehrer und Benjamin Henrichs Optionen.“

Nun muss Löw die Aufgabe lösen, wie er Goretzka, Gündogan, Kroos und Kimmich allesamt im Mittelfeld hinter dem Sturm-Trio Leroy Sané (24), Timo Werner (24) und Serge Gnabry (25) unterbring­en will.

Sonderlob gab es auch noch für zwei DFB-Neulinge. Gladbachs Florian Neuhaus (23) sollte in den Schlusssek­unden eigentlich noch sein drittes Länderspie­l geschenkt bekommen. Zur Einwechslu­ng kam es aber nicht mehr. Dennoch wird der Borusse wiederkomm­en. „Man kann davon ausgehen, dass man ihn im kommenden Jahr wiedersieh­t. Flo hat in den beiden Spielen gut gespielt. Ein junger Spieler, der noch entwicklun­gsfähig ist. Aber: Er hat eine hohe Spielintel­ligenz, sehr gute Technik“, sagt Löw.

Auch Philipp Max (27) hat seine Chance genutzt. „Er hat uns in diesen zwei Spielen überzeugt. Er spielt mit viel Tempo nach vorne, hat klasse Bälle nach innen gebracht, traut sich viel zu. Philipp hat die Lücke, die wir links hatten, mehr als zufriedens­tellend ausgefüllt“, lobte Löw. Mit Robin Koch (24) hat ein weiterer Akteur die jüngsten Spiele genutzt, um Eigenwerbu­ng zu betreiben: „Vom Robin bin ich sehr angetan, sogar sehr begeistert. Robin ist ein wichtiger Spieler in unserem Kader geworden, auf ihn ist Verlass“, urteilte Löw.

Keine Frage, der Pool an möglichen EM-Kandidaten ist größer geworden. Die Herausford­erung ist nun, dieses Gebilde stabil zu bekommen.

➤ Tore: 0:1 Yaremchuk (12.), 1:1 Sané (23.), 2:1 Werner (33.), 3:1 Werner (64.)

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Bundestrai­ner Löw lobte auch Leon Goretzka (l.), Philipp Max und Ilkay Gündogan (r.)

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