Löw vergibt zu viele Garantien
Der Bundestrainer verteilt eifrig Stammplätze in der Zentrale. Doch wer spielt, wenn Kimmich wieder fit ist?
Trotz Corona-Wirbel verlässt die Nationalmannschaft heute zufrieden Leipzig und macht sich auf den Weg nach Sevilla. Zwei Siege liegen hinter der Mannschaft von Joachim Löw (60). In Spanien winkt morgen (20.45 Uhr, ARD) der Gruppensieg in der Nations League – ein Unentschieden reicht. „Unser Anspruch ist es, das Spiel zu gewinnen und nicht auf einen Punkt zu spielen“, sagt der Bundestrainer.
In ihren vergangenen fünf Partien hat die DFB-Elf zwölf Tore geschossen. Die Offensiv-Fähigkeiten der deutschen Mannschaft sind vorhanden, die defensiven Probleme aber ebenso. Das Duell gegen Spanien ist ein richtiger Gradmesser. Die Bilanz gegen die Top-Nationen fällt nämlich nicht so überzeugend aus. Elf Spiele gab es gegen die Top 15 der Weltrangliste in den vergangenen drei Jahren, gewonnen wurde nur eines.
Ein anderes Problem wird Löw noch lösen müssen. Er hat ein Überangebot auf gleichen Positionen und sprach am Samstag gleich vier Spielern eine Stammplatz-Garantie aus. Auffälligster Akteur gegen die Ukraine (3:1) war gewiss Leon Goretzka (25). „Ein super Spiel von ihm, er war unser Aktivposten und hat viele Läufe in die Tiefe gemacht, das Spiel nach vorne angetrieben, die Stürmer unterstützt. Im ganzen Spiel war er sehr präsent, auch defensiv“, schwärmte Löw. „Sein großer Wert liegt in der Mitte des Spiels oder auf der Halbposition. Er macht die dynamischen Läufe in den Strafraum des Gegners, ist ballsicher und arbeitet sehr gut nach hinten.“
In der Mitte des Spiels überzeugte zuletzt aber auch Ilkay Gündogan (30). Und der Manchester-Profi erhielt prompt seine Einsatzgarantie, ebenso wie der Samstag gesperrte Toni Kroos (30). „Der Ilkay wird selbstverständlich am Dienstag spielen, genau wie Toni Kroos. Ein Spieler wie Ilkay ist wertvoll“, sagte der Bundestrainer.
Im Zentrum des deutschen Spiels ist aber auch noch Joshua Kimmich (25) zu Hause, der nach seiner Knie-OP im März beim Länderspiel-Dreierpack zurückkehren wird.
Der Bayern-Star könnte auch hinten rechts in der Abwehr – auf seiner früheren Position – aushelfen. Doch dieser Idee erteilte Löw direkt eine Absage: „Der Joshua hat es auf der Position im Mittelfeld bei uns hervorragend gemacht. Rechts haben wir mit Lukas Klostermann, Thilo Kehrer und Benjamin Henrichs Optionen.“
Nun muss Löw die Aufgabe lösen, wie er Goretzka, Gündogan, Kroos und Kimmich allesamt im Mittelfeld hinter dem Sturm-Trio Leroy Sané (24), Timo Werner (24) und Serge Gnabry (25) unterbringen will.
Sonderlob gab es auch noch für zwei DFB-Neulinge. Gladbachs Florian Neuhaus (23) sollte in den Schlusssekunden eigentlich noch sein drittes Länderspiel geschenkt bekommen. Zur Einwechslung kam es aber nicht mehr. Dennoch wird der Borusse wiederkommen. „Man kann davon ausgehen, dass man ihn im kommenden Jahr wiedersieht. Flo hat in den beiden Spielen gut gespielt. Ein junger Spieler, der noch entwicklungsfähig ist. Aber: Er hat eine hohe Spielintelligenz, sehr gute Technik“, sagt Löw.
Auch Philipp Max (27) hat seine Chance genutzt. „Er hat uns in diesen zwei Spielen überzeugt. Er spielt mit viel Tempo nach vorne, hat klasse Bälle nach innen gebracht, traut sich viel zu. Philipp hat die Lücke, die wir links hatten, mehr als zufriedenstellend ausgefüllt“, lobte Löw. Mit Robin Koch (24) hat ein weiterer Akteur die jüngsten Spiele genutzt, um Eigenwerbung zu betreiben: „Vom Robin bin ich sehr angetan, sogar sehr begeistert. Robin ist ein wichtiger Spieler in unserem Kader geworden, auf ihn ist Verlass“, urteilte Löw.
Keine Frage, der Pool an möglichen EM-Kandidaten ist größer geworden. Die Herausforderung ist nun, dieses Gebilde stabil zu bekommen.
➤ Tore: 0:1 Yaremchuk (12.), 1:1 Sané (23.), 2:1 Werner (33.), 3:1 Werner (64.)