Obama bekennt sich als Merkel-Fan
Er schwärmt von der Kanzlerin und glaubt an ein transatlantisches Comeback unter Biden
BERLIN - Am Anfang war da Skepsis. Doch dann entwickelten der frühere US Präsident Obama und die Kanzlerin eine enge politische Beziehung. Im Interview mit dem „Stern “und RTL schwärmte Obama von der „herausragenden politischen Führungspersönlichkeit“. Bahnt sich im transatlantischen Verhältnis ein neuer Frühling unter dem neuen Präsidenten an?
Barack Obama ist medial ein gefragter Mann. Denn seine Statements – sie erscheinen wie ein Blick in die Zukunft, seit sein ehemaliger Vize Joe Biden als nächster Präsident der USA gewählt wurde. Gerade im transatlantischen Verhältnis erbt der neue Präsident von seinem Vorgänger Donald Trump eine Trümmerlandschaft. Und die Worte von Bidens ehemaligem „Chef “geben zur Hoffnung Anlass, dass es zwischen Berlin und Washington bald ein neues Frühlingserwachen gibt.
„Ich halte sehr viel von Angela Merkel. Sie war bisher eine herausragende politische Führungspersönlichkeit, nicht nur für Deutschland, sondern für Europa und die Welt“, sagte Barack Obama im Interview mit der Zeitschrift „Stern“und der Mediengruppe RTL. Je mehr er sie kennengelernt habe, desto sympathischer sei sie ihm geworden, schrieb Obama auch im ersten Band seiner jetzt erschienenen Memoiren, „A Promised Land“. „Ich empfand sie als zuverlässig, ehrlich, intellektuell präzise und auf eine natürliche Art freundlich.“
Wobei es zwischen Obama und Merkel holprig begann. „Anfangs war sie ja ein bisschen skeptisch und meinte, sie würde Leuten, die so tolle Reden halten, erst einmal misstrauen.“Auch habe es Meinungsverschiedenheiten mit Merkel über Wirtschaftspolitik gegeben. „Wir hatten also unsere Auseinandersetzungen“, sagte Obama. „Sie war aber durchgängig beständig, klug, fokussiert, instinktiv liebenswürdig, ein guter Mensch.“
Ich empfand sie als zuverlässig, ehrlich, intellektuell präzise und auf eine natürliche Art freundlich. Barack Obama über die Kanzlerin
Obama betrachtete Europa als Block und unterstützenden Partner der USA auf der Weltbühne. Nach der Wahl Joe Bidens glaubt auch Obama an einen Wandel. „Diese Wahl hat zumindest erst einmal die Blutung gestoppt“, sagte der 59-Jährige. „Jetzt können wir einen Kurswechsel vornehmen und die Welt und uns selbst daran erinnern, wofür wir stehen.“
Auch die Bundeskanzlerin sieht die Notwendigkeit einer transatlantischen Klimaverbesserung. Die EU werde sich in diese Partnerschaft mehr einbringen müssen, so Merkel in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Das gelte auch für den Beitrag zur Sicherheitszusammenarbeit in Europa und für den Beitrag zum Nato-Verteidigungsbündnis, aber auch für die Zusammenarbeit bei Innovation, Wissenschaft und diplomatischen Bemühungen weltweit. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit, die „in unserem ureigensten Interesse“sei. Merkel betonte, die Bundesregierung arbeite mit jedem amerikanischen Präsidenten zusammen, sagte aber auf eine Frage nach dem frisch gewählten Demokraten Joe Biden: „Ich glaube, dass es nicht mehr so wird, wie
es war.“