Wie gefährlich Hamburgs Salafisten sind
VERFASSUNGSSCHUTZ Hamburgs Islamisten loben Attentate nach Mohammed-Karikaturen. Morgen Demo
Verfassungsschützer warnen vor einer alarmierenden Entwicklung: Die salafistische Szene der Stadt begrüßt die Morde in Frankreich im Zusammenhang mit den MohammedKarikaturen ausdrücklich, islamistische Vereinigungen hetzen ihre Anhänger in Hamburg auf. Morgen findet erneut eine Demo mit dem Tenor „Gegen Respektlosigkeit gegenüber unserem Propheten Muhammad“statt.
„Terroristische Anschläge werden in der dschihadistischen Szene durchweg als Erfolge bewertet, gar gefeiert“, sagte Schleswig-Holsteins oberster Verfassungsschützer Joachim Albrecht. Es bestünde die Gefahr, dass radikalisierte Mitglieder der Szene die Anschläge zum Anlass nehmen, bereits vorhandene Tatüberlegungen zu konkretisieren. Solchen Tätern gehe es nicht um Nachahmung, „sondern um ihren eigenen, ganz persönlichen Beitrag im Kampf gegen die aus ihrer Sicht Ungläubigen“. Vor allem die Gefahr von allein handelnden Tätern bestehe weiter.
Auch der Ham- burger Verfassungsschutz warnt: „Die als Beleidigung des Propheten empfundenen Karikaturen wurden über alle organisatorischen Grenzen innerhalb der islamistischen Klientel beklagt und Frankreich scharf für seine vermeintliche antiislamische Politik verurteilt. Die Morde hingegen wurden kaum kritisiert, in einzelnen Fällen sogar begrüßt, als folgerichtig und für gerechtfertigt erachtet.“
Hamburgs Verfassungsschützer zählen Beispiele auf, wie Islamisten ihre Glaubensbrüder aufhetzen:
So haben Salafisten in den sozialen Medien positive Stellungnahmen zu den Anschlägen gepostet und dem Mörder des französischen Lehrers Samuel Paty gehuldigt. Der Lehrer, der im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, wurde als „Hund“verunglimpft. Außerdem wurde zum Widerstand gegen die Meinungsfreiheit aufgerufen: Der Prophet sei „wichtiger als jede wertvolle Person in unserem Leben; niemand hat das Recht ihn zu beleidigen. Niemand soll zulassen, dass jemand unsere ehrenvolle Religion mit Taten oder Worten angreift, egal was der Preis dafür ist.“
Am 18. Oktober postete ein Hamburger Salafist ein Bekennervideo des Mörders von Paty, das mit einem französischen Sprechgesang unterlegt ist. Auszugsweise heißt es in diesem Kampflied: „Wir müssen Frankreich schlagen, es ist die Zeit, sie zu demütigen. Wir wollen Leid und Todesfälle zu Tausenden sehen.“
Die grauenvollen Taten wurden aber nicht nur von Salafisten im Internet gefeiert, wie die Verfassungsschützer berichten. Auch der Leiter des islamistischen AlAzhari-Instituts in St. Georg hetzt aktiv, unterstellt der deutschen Gesellschaft eine „Islamophobie“, die jeden Tag auf die Muslime diskriminierend wirke. In Hamburg würden die Moscheen respektlos behandelt und Polizei und Verfassungsschutz würden Muslime immer wieder angreifen.
Erneut sprach der Institutsleiter sich gegen eine Integration aus und unterstrich, dass die Sharia ein zu beachtender Bestandteil des islamischen Glaubens sei, der nur von Muslimen „gedeutet“werden dürfe. Bereits am 8. November hatte er eine Demo angemeldet, an der 280 Menschen teilnahmen, darunter mehrheitlich Islamisten aus verschiedenen Organisationen.
Die islamistische FurkanGemeinschaft mit Wurzeln in der Türkei zeigte sich angesichts der jüngsten terroristischen Anschläge in Europa widersprüchlich. Während sie den Anschlag in Wien vom 2. November 2020 auf ihrer FacebookSeite verurteilte, blieb eine Distanzierung von den Messerattacken in Frankreich aus.
In einer der islamistischen Hezb-e Islami zuzurechnenden Hamburger Moschee behauptete der Imam in der Freitagspredigt am 23. Oktober 2020, dass die Ungläubigen ständig den Propheten beleidigen würden.
Selbst die bisher inaktive Tabligh-i Jamaat beteiligte sich am 2. Oktober 2020 an einer Kundgebung vor dem Französischen Konsulat in Hamburg unter dem Tenor „Demonstration gegen die erneuten provokanten Karikaturen des Propheten Muhammads“.
Die islamistisch-nationalistische Ülkücü-Bewegung griff insbesondere das Verbot der „Grauen Wölfe“in Frankreich auf und stellte den französischen Präsidenten als Schwein oder Hund dar. Insgesamt wird in vielen Postings die Überzeugung ausgedrückt, in Europa herrsche Islamfeindlichkeit und Europa starte einen „neuen Kreuzzug“.
Morgen findet erneut eine Demonstration unter dem Tenor „Gegen Respektlosigkeit
gegenüber unserem Propheten Muhammad“statt. Auch hieran dürften sich wiederum Islamisten beteiligen.
Hintergrund der mörderischen Angriffe in Frankreich ist der in Paris begonnene Prozess gegen mutmaßliche Komplizen der „Charlie Hebdo“-Attentäter vom Januar 2015. In diesem Zusammenhang wurden erneut Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Als die MOPO 2015 aus Solidarität mit den ermordeten Karikaturisten die Zeichnungen veröffentlichte, kam es zu einem Brandanschlag auf das damalige Verlagsgebäude.