Der Punk-Pastor mit dem Weihnachtsfahrrad
Pfarrer und Rantanplan-Mitglied Ulf Werner will Hoffnung in die Stadt tragen
Corona-Beschränkungen und Sitzplatzreservierungen in Kirchen: Für viele wird Weihnachten dieses Jahr anders als sonst. Doch das ist kein Grund, den Kopf in den
Sand zu stecken, findet Pastor Ulf Werner. Mit dem „Weihnachtsfahrrad“und einem akustischen Potpourri aus weihnachtlichen Klängen und Orgelmusik will der Geistliche, der auch Mitglied der Punkband Rantanplan ist, in seinem Stadtteil festliche Stimmung verbreiten.
Mit bunt geschmücktem E-Bike und großer Musikbox wird er am Vormittag des 24. Dezember an drei öffentlichen Orten in der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde zum „WeihnachtsWarm-up“rufen: einer zehnminütigen Andacht mit Weihnachtsgeschichte und Segen, bei der der Pastor von einer eigenen, vorproduzierten Geräuschkulisse begleitet wird, dem „Urban Christmas Prayer“.
Dabei wird der Weg von zu Hause in eine Kirche akustisch nachgeahmt und auch Orgelspiel mit „O du fröhliche“wird zu hören sein. Für den Klangteppich „Urban Christmas Prayer“hat er über Instagram nachgefragt, welche Geräusche Menschen mit Weihnachten verbinden. So sind prasselndes Kaminfeuer, unter den Füßen knirschender Schnee, raschelndes Geschenkpapier und der Zimbelstern (ein Effektregister der Orgel) zu hören.
Das „Weihnachtsfahrrad“ist eines von mehreren Events der drei Kirchen in der Gemeinde Meiendorf-Oldenfelde. So sind auch Krippenspiele, die klassische Christvesper und ein OpenAir-Gottesdienst für Weihnachten geplant. Das „Weihnachtsfahrrad“steht dabei im Dienst der Kampagne „Hoffnungsleuchten“von der Nordkirche, die Zuversicht und Hoffnung zu den Menschen tragen soll.
Und warum sind Töne und Musik für Ulf Werner das Mittel der Wahl? „Mit Musik erreicht man Orte, an die man mit Worten nicht kommt“, sagt der Pastor der
MOPO. Manchmal gebe es bei Konzerten einen besonderen Moment, in dem ein Funke überspringe, so der Wahl-Hamburger. „Man kann es gar nicht richtig greifen. Für mich ist das ein Gottes-Moment.“
Die Musik war für Werner schon immer wichtig. Seit elf Jahren ist er Mitglied der Hamburger Punkband Rantanplan, mit der er auf hunderten Konzerten durch Deutschland getourt ist. Auch vorher hat er in Bands gespielt. Werner hat schon in einer Musiker-Kommune auf St. Pauli gelebt und in Kneipen gearbeitet, außerdem das Theologiestudium für ein Studium der Sozialen Arbeit unterbrochen und im sozialpsychiatrischen Dienst gearbeitet. Nun ist der 37-Jährige seit zweieinhalb
Jahren Pastor.
Und Punk und Pastor passen gut zusammen: Seine Erfahrungen helfen ihm nun, erzählt Werner – besonders bei seinem zweiten Job: Denn neben der Arbeit in der Gemeinde entwickelt der Pastor für die Nordkirche auf der Onlineplattform „Dock III Records“neue Formate für Andachten und Liturgien. Vom Deichkind-Mash-up bis zum „Urban Evening Prayer“mit chilligen Elektro-Vibes ist alles dabei. Die Klangwelten gibt es auf YouTube und Spotify – und der neuesten Kreation kann man am Weihnachtsmorgen live lauschen. Von 10 bis 11.30 Uhr ist der Pastor beim Spielplatz am Wildschwanbrook, beim Seniorenzentrum Nordlandweg und bei der U-Bahn-Station Oldenfelde unterwegs.