Die Alpen versinken im Schnee
WETTER Stundenlanger, heftiger Niederschlag sorgt vielerorts in den Bergen für Chaos, Lawinengefahr – und kuriose Bilder
BOZEN/INNSBRUCK – Schnee in den Bergen – im Dezember könnte nichts normaler sein. Aber wenn ein bis zwei Meter auf einmal fallen, wird es doch kritisch. An vielen Orten in den Alpen herrscht teils höchste Lawinengefahr.
Große Neuschneemengen haben in Teilen der Alpen zu erheblichen Verkehrsproblemen und höchster Lawinengefahr geführt. Vielerorts fiel so viel Niederschlag, dass innerhalb weniger Stunden zwei Meter und mehr Neuschnee zusammenkamen. Die Lage war vor allem in Österreich ernst, und hier besonders in Tirol. Im Osten des Bundeslandes wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Es sei mit spontanen Lawinen, „vereinzelt auch extrem großen“zu rechnen, so die Behörden. Im Norden Tirols galt die zweithöchste Warnstufe. Lawinen könnten sogar bis ins Tal gelangen, hieß es.
In Prägraten am Großvenediger in Österreich ging am Samstag bereits ein Schneebrett ab, wie die Polizei mitteilte. Vier Häuser und ein Fahrzeug wurden beschädigt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Aber: Etwa 100 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Schneemassen brachen auch in einen Schafstall und türmten sich in einem Gasthaus. Die Menschen wurden aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. Hotels und Gastronomie sind in Österreich wegen der Corona-Pandemie noch bis zum 6. Januar geschlossen.
Allein in Tirol waren gestern rund 3500 Haushalte ohne Strom, nachdem Bäume auf Stromleitungen gefallen waren. Generell waren in Österreich viele Bergstraßen nur mit Schneeketten befahrbar oder komplett gesperrt. Größere Entspannung ist bei unseren Nachbarn erst einmal nicht in Sicht: Auch gestern wurde regional mehr als ein Meter Neuschnee erwartet.
Betroffen war auch der Brenner-Pass zwischen Österreich und Italien. Dort waren Zugverbindungen unterbrochen und die Autobahn teils gesperrt. In ganz Südtirol gebe es viele Stromausfälle, teilte der Zivilschutz mit. Rund 1400 Feuerwehrleute seien im Einsatz.
In der Region Venetien rückten die Retter in 24 Stunden mehr als 400 Mal aus. In den Dolomiten rund um Belluno türmte sich der Schnee meterhoch, Stromtrassen wurden beschädigt.
Auch in der Schweiz verursachte der Schnee Probleme: So waren Straßen und Zugstrecken gesperrt, darunter die Matterhorn-Gotthard-Bahn, die gestern zwischen Andermatt und Sedrun unterbrochen werden musste. Für Skitouren, Freeriden und Schneeschuhwanderungen abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse kritisch, hieß es. Mancherorts kam es zu Überschwemmungen durch geschmolzenen Schnee.