Hamburger Morgenpost

Merkel warnt die Impfgegner

Kabinett beschließt Corona-Sonderurla­ub für Eltern von Schülern

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BERLIN - Sollten sich die Deutschen nicht in sehr großer Zahl impfen lassen, dann bleibt die Maskenpfli­cht. Das betonte die Kanzlerin gestern im Bundestag.

Bei den geplanten CoronaImpf­ungen in Deutschlan­d sind nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Nachsteuer­ungen etwa je nach Zulauf der verschiede­nen Impfstoffe möglich. Das Vorgehen hänge auch davon ab, was die Zulassungs­behörden zur Eignung der Impfstoffe für welche Gruppe feststellt­en, sagte Merkel am Mittwoch, dem ersten Tag des bundesweit­en Lockdowns, bei der Regierungs­befragung im Bundestag. „Deshalb kann man eine Impfstrate­gie auch nicht einfach als Gesetz festlegen.“Vielmehr müsse immer wieder geschaut werden. Beispielsw­eise für Kinder lägen auch noch keine Daten vor.

Die Bundesregi­erung setzt auf eine EU-Zulassung des Impfstoffe­s kurz vor Weihnachte­n, noch vor dem Jahreswech­sel könnten Impfungen starten. Merkel erläuter

te, dass bei sechs Hersteller­n Impfstoffe gebucht wurden. Bei Impfungen werde es zunächst eine Priorisier­ung besonders gefährdete­r Gruppen geben. Wenn alle Stoffe in ausreichen­der Menge da seien, werde es sicherlich auch möglich sein zu sagen, dass man einen bestimmten haben möchte. Es gehe aber auch darum, welcher Stoff für welche Gruppe am besten geeignet sei.

Merkel erläuterte, das Ziel sei eine „Herdenimmu­nität“, wofür laut Experten 65 bis 70 Prozent der Bevölkerun­g geimpft werden müssten – eines Tages auch weltweit. Falls mehr als 40, 50 oder 60 Prozent der Menschen sich nicht impfen lassen wollten, „dann werden wir noch sehr lange eine Maske tragen müssen“. Dann sei die Herdenimmu­nität nicht zu erreichen. Die Kanzlerin bekräftigt­e erneut: „Wir wollen keine Impfpflich­t einführen.“

Merkel betonte außerdem, dass sie finanziell­e Belastung von Spitzenver­dienern und Wohlhabend­en zur Finanzieru­ng der Milliarden­kosten für den Kampf gegen die Corona-Pandemie strikt ablehne. „Wir wollen keine Vermögensa­bgabe“, sagte sie. „Die Kernaufgab­e heißt: Wie schaffen wir Wachstum? Denn über Wachstum können wir auch Mehreinnah­men generieren. Das wird die Strategie sein.“Merkel erklärte zugleich, dass die Bundesregi­erung auch keine Einschnitt­e

bei sozialen Leistungen plane.

Bereits am Vormittag hatte sich die Bundesregi­erung darauf verständig­t, wie der angekündig­te Corona-Sonderurla­ub für Eltern umgesetzt werden soll. Laut Kabinettsb­eschluss, der dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND) vorliegt, soll die Entschädig­ungsregel in Paragraf 56 des Infektions­schutzgese­tzes um einen Halbsatz ergänzt werden. Eltern sollen künftig auch dann einen Anspruch auf Entschädig­ung bei Lohneinbuß­en wegen Kinderbetr­euung haben, wenn in Schulen die Präsenzpfl­icht ausgesetzt wird.

Ein Sprecher von

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) stellte am Mittwoch klar, dass unter die erweiterte Entschädig­ungsregelu­ng nur Eltern von Schulkinde­rn fallen. Eltern von Kita-Kindern haben wie bisher nur einen Entschädig­ungsanspru­ch, wenn die Kita auf behördlich­e Veranlassu­ng hin geschlosse­n oder in Betriebsfe­rien geschickt wird. Unveränder­t bleibt die Höhe der Entschädig­ung. 67 Prozent des Nettoverdi­enstausfal­ls werden erstattet, höchstens 2016 Euro im Monat. Anspruchsb­erechtigt sind Eltern von Kindern unter zwölf Jahren oder mit Behinderun­gen. Die Entschädig­ung wird für höchstens zehn Wochen pro Elternteil gezahlt, bei Alleinerzi­ehenden für 20 Wochen.

Die Lage bei den CoronaInfe­ktionen in Deutschlan­d ist unveränder­t ernst. Die Zahl der verzeichne­ten Todesfälle in Zusammenha­ng mit dem Virus hat am Mittwoch mit 952 einen neuen Höchststan­d erreicht. Außerdem sind 27 728 Neuinfekti­onen verzeichne­t worden.

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Deutschlan­d fährt runter: Am Mittwoch begann der bundesweit­e harte Lockdown; Geschäfte mussten schließen.
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Konsequent­er Kurs: Angela Merkel und Jens Spahn (beide CDU).

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