„Der Lockdown ist nur eine Notbremse“
Chef der deutschen Kassenärzte fordert mehr Schutz für die Senioren
BERLIN - Seit Mittwoch befindet sich Deutschland im Corona-Lockdown – für den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, eine untaugliche Maßnahme, um die hohen Infektionszahlen zu senken. „Es bleibt dabei. Ein Lockdown ist eine Notbremse und keine geeignete langfristige Strategie, um die Zahl der Todesfälle nachhaltig deutlich zu senken. Das zeigen alle internationalen Erfahrungen“, sagt Gassen im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). So habe „Spanien mit extrem harten Beschränkungen letztlich prozentual mehr
Tote zu beklagen gehabt als die USA“.
Gassen blickt daher auch pessimistisch in die Zukunft. Er gehe nicht davon aus, „dass wir bis zum 10. Januar eine relevante Absenkung der Infektionsraten und schon gar nicht der Todesfälle erreichen werden“.
Für den Chef der deutschen Kassenärzte, der selbst als Orthopäde, Unfallchirurg und Rheumatologe arbeitet, ist vielmehr wichtig, „die verletzlichen Bevölkerungsgruppen besser als bisher zu schützen“. Ein über 80-Jähriger habe ein 3000-fach höheres Risiko, an Corona zu versterben, als ein unter 20-Jähriger, sagt Gassen dem RND. Er verlangt daher mehr Tests in Pflegeeinrichtungen. „Kein Besucher darf ein Heim ohne negativen Schnelltest betreten.“Ansonsten verlangt Gassen, mehr Busse und Bahnen einzusetzen sowie subventionierte Taxifahrten für Risikogruppen
anzubieten. „Der öffentliche Personennahverkehr ist doch derzeit ein einziger Hotspot.“Man könne auch über eine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten sprechen, um Kundenströme zu entzerren.
Für Impfgegner hat er eine klare Botschaft: „Wer sich bei Verfügbarkeit eines Impfstoffes nicht impfen lassen will, muss mit dem Risiko leben, an Covid-19 zu erkranken oder daran zu sterben. Es kann nicht sein, dass der Rest der Gesellschaft dauerhaft auf Impfverweigerer Rücksicht nehmen muss.“