Hamburger Morgenpost

Warum Neubau-Gegner jetzt sauer auf Club-Betreiber sind:

Linke verärgert. Astrastube, Fundbureau und Waagenbau wehren sich

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Das Ergebnis ist so unausgegor­en wie die Planungen zur Monsterbrü­cke.

Ini-Vertreter Axel Bühler

Der Entwurf sollte die Lager versöhnen und sorgt jetzt für noch mehr Zoff: Das Kulturhaus plus eine abgespeckt­e Version einer neuen Sternbrück­e begeistert zwar die Betreiber der an der Brücke beheimatet­en Clubs. Bei der Initiative zur Rettung der Sternbrück­e stößt die Idee aber auf Widerstand. Auch die Linke spricht von „Augenwisch­erei“.

„Einfallslo­s“, „riesenhaft“, einfach „Murks“sei der Entwurf, der im Verkehrsau­sschuss der Bürgerscha­ft präsentier­t wurde, heißt es vonseiten der Initiative Sternbrück­e. Die kämpft für den Erhalt der fast 100 Jahre alten Eisenbahnb­rücke, die über die Stresemann­straße führt. Es handele sich um eine „Scheinlösu­ng der Stadt nur für die großen Clubs“.

Anders als die drei ClubBetrei­ber habe man die Initiative an der Planung nicht beteiligt, klagt Ini-Vertreter Axel Bühler: „Wir haben erst über die Pressemitt­eilung von den Neubauplän­en des Senats erfahren und sind über die fortgesetz­te Kaltschnäu­zigkeit im Vorgehen entsetzt. Das Ergebnis ist entspreche­nd so unausgegor­en wie die Planungen zur Monsterbrü­cke.“

Erst vor wenigen Tagen hatten Brücken-Aktivisten symbolisch auf dem Rathausmar­kt 16 000 Unterschri­ften aus einer Online-Petition für den Erhalt der alten Brücke überreicht.

Heike Sudmann, stadtentwi­cklungspol­itische Sprecherin der Fraktion der Linken, spricht von einer „überfallar­tigen“Präsentati­on der Idee im Verkehrsau­sschuss: „Für mich ist das Augenwisch­erei: Jetzt freuen sich alle zu Recht über den Erhalt der Clubs – und dann wird die Monsterbrü­cke auch noch wie bunte Smarties angestrahl­t. Aber sie ragt weiterhin himmelweit über das Viertel hinaus, sie ist weiterhin eine total überdimens­ionierte Fehlplanun­g.“

Auch in der Facebook-Gruppe „Recht auf Stadt Forum Hamburg“werden die „schöngefär­bten Visualisie­rungen“gegeißelt. Die Entscheidu­ngen seien hinter verschloss­enen Türen gefallen, die Bürger dürften sich nur „kosmetisch“einbringen, etwa die von der alten Brücke eingebaute­n Elemente mit Graffiti verschöner­n.

Ganz anders sehen das die Betreiber der drei Sternbrück­enclubs Astrastube, Fundbureau und Waagenbau, die zunächst an der Seite der Sternbrück­en-Ini standen, jetzt aber einen Abriss nicht mehr verhindern wollen.

Begründung: Auch bei der von der Ini geforderte­n Brückensan­ierung würden die Clubs ihre Räume verlieren, weil es baulich nicht anders zu lösen sei. „Dies wurde und wird an einigen Stellen bewusst oder unbewusst anders dargestell­t und ist schlichtwe­g falsch. Eine Sanierung der Brücke rettet die Clubs und den Kulturstan­dort nicht!“, heißt es in einem Statement der Sternbrück­enClubs.

Altonas Bezirksche­fin Stefanie von Berg (Grüne) findet den Entwurf gut: „Wir im Bezirksamt Altona begrüßen die Pläne für das neue Klubhaus und wurden frühzeitig in die Planungen mit eingebunde­n. Uns in Altona ist nun auch wichtig, dass gemeinsam mit den Bürger*innen das Areal rund um die Sternbrück­e und das neue Klubhaus gestaltet wird.“

Neben den Clubs soll das Kulturhaus auch eine Kita mit Musik-Schwerpunk­t beherberge­n, die vor allem Eltern zur Verfügung stehen soll, die nachts und am Wochenende arbeiten. Dazu soll der Neubau Probenräum­e, Aufnahmest­udios und Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Künstler bieten.

Mit eindringli­chen Worten flehen die drei Clubbetrei­ber geradezu um einen schnellen Abschluss der Planungen und einen zügigen Baubeginn: „Eine Exil-Lösung für einen Club zu finden, wäre schon sehr schwer, für drei Clubs ist dies de facto unmöglich. Deshalb brauchen wir jetzt Planungssi­cherheit! Und bitten die Stadt Hamburg, noch in diesem Jahr eine Lösung mit uns zu erarbeiten.“

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So wie rechts soll das Kulturhaus neben der neuen Sternbrück­e aussehen.
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