...Reisen: Wie machen wir 2021 Urlaub?
URLAUB 2021 Die meisten Deutschen wollen versäumte Reisen nachholen – am liebsten im eigenen Land
Im kommenden Jahr wird unser Urlaub noch von Vorsicht geprägt sein – statt exotischer Ziele ist Deutschland gefragt, statt Hotels boomen Ferienhäuser. In Zeiten wie diesen ist neben dem Wunsch, gesund zu bleiben, kaum eine Sehnsucht größer als die, endlich wieder unbeschwert verreisen zu könnten. Wohin werden die Reisen 2021 gehen? Wie werden wir in den Urlaub fahren? Was wird sich bei Geschäftsreisen und auf dem Reisemarkt verändern? Die MOPO hat mit Unternehmern aus der Reisebranche gesprochen und sich Prognosen von Veranstaltern angesehen.
Corona zum Trotz: 70 Prozent der Deutschen planen, in den kommenden zwölf
Monaten zu verreisen – das ist das Ergebnis einer Umfrage der Ferienhaus-Suchmaschine „Home To Go“. Die meisten Befragen planen, ihren Urlaub in die Sommermonate zu legen. Besonders beliebt sind dabei Reiseziele in Strandnähe oder in der Natur. Hotels verlieren an Beliebtheit. Die große Mehrheit der Reiselustigen (63 Prozent) möchte 2021 in einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung übernachten.
Das Reiseportal wertete Suchanfragen seiner User aus – als beliebtestes ausländisches Reiseziel zeichnete sich Kroatien ab, gefolgt von Italien, Spanien und Dänemark. Auch für Urlaubsziele wie die griechischen Inseln oder die Schären in Schweden ist das Interesse groß. Der Gesamt-Gewinner als Ferienziel ist mit 44 Prozent aller Suchanfragen für das Jahr 2021 Deutschland. Das ist ein Plus von rund 61 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Von den 100 am häufigsten gesuchten Reisezielen bei „Home To Go“liegen 48 in Deutschland. Ganz vorn dabei sind die Inseln in Ost- und Nordsee.
Der Ferienhausanbieter „FeWo-direkt“hat sogar einen neuen Trend für 2021 ausgemacht: „Cottagecore“beschreibt die neue Sehnsucht nach einem ruhigen idyllischen Landleben in einem romantischen Ferienhaus fernab der hektischen Großstadt – weit weg in der Natur mit entschleunigenden Aktivitäten wie Wandern und Angeln.
Im Vergleich zu 2019 brach das Flugaufkommen nach Informationen des Verbraucherportals „Flightright“um 60 Prozent ein. Waren es 2019 noch rund 895 000 Flüge ab Deutschland, so waren es im Krisenjahr 2020 nur noch knapp 356 000 Flüge.
„Wir gehen davon aus, dass sich der Flugverkehr ab der zweiten Hälfte 2021 langsam erholen und circa 70 bis 80 Prozent des Vor-Corona-Levels erreichen wird“, prognostiziert Philipp Kadelbach, Gründer von „Flightright“. „Eine Normalisierung des Flugvolumens auf das Level von 2019 werden wir aber vermutlich erst im Jahr 2024 sehen.“
Die Fluggesellschaften haben in diesem Jahr viele Interkontinental-Verbindungen gestrichen. „New York gab es nicht in den letzten Wochen“, sagt Veit Blumschein, CEO der Businessplattform „Lanes & Planes“.
Die meisten deutschen Urlauber werden mit dem Auto verreisen, prognostiziert Reiseforscher Christian Laesser, Touristikprofessor an der Schweizer Universität St. Gallen. „Man bleibt dann dort, wo man einigermaßen sicher ist, beziehungsweise man fährt dorthin, von wo man schnell ganz selbstständig auch innerhalb von 24 Stunden wieder nach Hause kommen kann. Sprich: Reisen mit dem Auto, durchaus auch ins Ausland, bleiben aufgrund der damit verbundenen Flexibilität attraktiv.“
Wie sieht es mit Geschäfts- und Dienstreisen aus?
„Lanes & Planes“-Chef Veit Blumschein geht von einer Normalisierung von Geschäftsund Dienstreisen erst gegen Ende des kommenden Jahres aus. „Alles wird neu geordnet, Covid-19 wirkt wie ein Katalysator. Viele Reisebüros müssen schon jetzt Insolvenz anmelden. Digitale Plattformen mit ganzheitlichen Reiselösungen für Firmen wie unsere profitieren auf lange Sicht, aber auch wir müssen jetzt durch ein Jammertal gehen. Wegen Corona sind vor allem die Hotelpreise massiv gefallen – Tiefpreisangebote
wie 100 Euro für ein Doppelzimmer im ,Ritz Carlton‘ wird es sicher noch einige Monate geben. Aber ich bin ganz sicher: Die Reisen und auch die Geschäftsreisen kommen zurück. Es lässt sich eben keine Maschine über ,Zoom‘ reparieren und kein Kundenkontakt durch ,Teams‘ ersetzen.“
Worauf müssen wir bei der Buchung achten?
Für alle, die ein bestimmtes und günstiges Angebot suchen, sind die Tage vor Weihnachten zum Stöbern und Buchen ideal. Viele Urlauber nutzen die Zeit nach den Feiertagen zum Buchen, dann sind die Schnäppchen schnell weg. Ganz wichtig: Unbedingt darauf achten, dass Sie die Reise stornieren können und dass Sie das Geld zurückbekommen, falls die Reise doch nicht stattfinden kann.
Nach Auskunft von Stiftung Warentest können Kunden Pauschalreisen kostenfrei stornieren, wenn am Urlaubsort „unvermeidbare und außergewöhnliche Umstände“auftreten. Voraussetzung ist hierbei, dass diese außergewöhnlichen Umstände die Durchführung der Pauschalreise oder die Beförderung von Personen an den Zielort erheblich beeinträchtigen.
Veit Blumschein rät, keine großen Anzahlungen im Voraus zu leisten, weil Reisewillige derzeit leider auch mit Insolvenzen von Hotels und Veranstaltern rechnen müssen. „Jeder sollte außerdem auf eine Storno-Möglichkeit bis zu einer Woche vor der Anreise achten. Das akzeptiert jedes Hotel“, so der Reise-Experte.