Hamburger Morgenpost

Corona Forscher untersuche­n die Wirksamkei­t der PandemieMa­ßnahmen

Forscher untersuche­n Wirksamkei­t einzelner Pandemie-Maßnahmen

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Kontaktbes­chränkunge­n, Schulschli­eßungen, Beherbergu­ngsverbot: Es gab und gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen die Ausbreitun­g von Corona eingedämmt werden soll. Doch welche davon funktionie­rt am besten? Eine Studie liefert nun wichtige Anhaltspun­kte.

Wie kriegen wir die Corona-Pandemie in den Griff ? Was müssen wir tun, um die Ausbreitun­g des Virus zu verhindern? Am besten Kontakte strikt beschränke­n und Schulen schließen, ergab eine Studie zu verschiede­nen staatliche­n Eingriffen in das öffentlich­e Leben in 41 Ländern. Die Untersuchu­ng einer internatio­nalen Forschergr­uppe um Jan Brauner von der Uni in Oxford (Großbritan­nien) ist im Fachblatt „Science“erschienen.

Die Wissenscha­ftler verwendete­n zum einen die Fallzahlen und die Anzahl der an Covid-19 Verstorben­en, die die Johns-HopkinsUni in Baltimore, USA, täglich zusammentr­ägt. Diese Zahlen setzten sie über ein Computermo­dell in Beziehung zu einzelnen CoronaMaßn­ahmen, wie sie in 34 europäisch­en und sieben nicht europäisch­en Ländern ergriffen worden sind. Die Effektivit­ät maßen die Forscher über die Verringeru­ng der Reprodukti­onszahl R, die ohne staatliche Eingriffe bei 3,3 lag.

Dass die einzelnen Maßnahmen in den Ländern zu unterschie­dlichen Zeitpunkte­n beschlosse­n wurden, half den Forschern, dezidiert den jeweiligen Effekt zu berechnen. Weil aber Schulen und Hochschule­n fast überall zeitgleich geschlosse­n wurden, konnte der Effekt dieser Maßnahmen nicht einzeln berechnet werden, sondern nur als Zusatzeffe­kt.

Als „sehr effektiv“galt eine Maßnahme, wenn der errechnete Medianwert für die Verringeru­ng des RWerts bei über 35 Prozent lag. Das war beim Versammlun­gsverbot für mehr als zehn Personen und der Schließung von (Hoch-) Schulen der Fall – weshalb die Forscher diese Maßnahmen als die wirkungsvo­llsten einschätzt­en. Dabei gab es jedoch große Unterschie­de zwischen den Ländern: Der Effekt beim Versammlun­gsverbot variierte zwischen 17 und 60 Prozent, bei der Schul- und Hochschuls­chließung zwischen 16 und 54 Prozent.

Mäßige Effekte ergaben sich aus den Versammlun­gsverboten für mehr als 100 Personen (34 Prozent) und mehr als 1000 Personen (23 Prozent). Gleiches galt für das Schließen von Einrichtun­gen, die hinsichtli­ch der Pandemie als risikoreic­h gelten wie Restaurant­s, Bars und Fitnessstu­dios (18 Prozent). Etwas effektiver war das Öffnungsve­rbot für alle außer den lebensnotw­endigen Geschäften (27 Prozent).

Virologe Christian Drosten nannte bei Twitter eine wichtige Erkenntnis aus der Studie: „Starker Effekt von Schulschli­eßungen“. Aber: Er verwies zugleich darauf, dass andere Studien keine Effekte dieser Maßnahme fanden.

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Eine Passantin schaut ins Schaufenst­er eines geschlosse­nen Geschäftes. Einzelhand­elsschließ­ungen haben laut der Studie weniger Effekt auf das Pandemiege­schehen als andere Maßnahmen.

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