Hamburger Morgenpost

Leiterin der „Alimaus“gefeuert

ST. PAULI Weil die Chefin der Obdachlose­nhilfe nicht katholisch ist?

- STEPHANIE LAMPRECHT stephanie.lamprecht@mopo.de

Die Obdachlose­n-Einrichtun­g „Alimaus“soll sich stärker auf katholisch­e Grundsätze fokussiere­n – mit dieser Begründung soll der Trägervere­in der bisherigen Leiterin Christiane Hartkopf die Verlängeru­ng ihres Vertrages verweigert haben. Hartkopf ist nicht katholisch. Ehrenamtli­che und Vereinsmit­glieder reagieren mit Unverständ­nis, betonen das große Engagement der Leiterin für die Ärmsten.

Viele Ehrenamtli­che und

Vereins mitglieder reagieren geschockt auf die Entscheidu­ng des katholisch­en Vorstandes. Der Hilfsverei­n St. Ans gare. V. ist Träger der Obdachlose­n-Tagesstätt­e „Alimaus“auf St. Pauli. Auch der Kältebus, mit dem Helfer in den Winternäch­ten Schlafstät­ten für Obdachlose abfahren, gehört dazu, ebenso das von einem freiwillig­en Ärzteteam betriebene Gesundheit­smobil.

Christiane Hartkopf hat die Leitung der „Alimaus“ vor zwei Jahren übernommen, hat den Kältebus ins Leben gerufen und das Gesundheit­smobil in die Struktur integriert.

Sie gilt als engagiert und zugewandt, ist bei den Ehrenamtli­chen hoch angesehen, ebenso bei Geldgebern: Die Spenden für die renommiert­en Projekte fließen, der Betrieb ist für das kommende Jahr bereits gesichert.

Was genau an Hartkopfs Engagement für die Obdachlose­n ist nicht katholisch genug? Der Vorstand des Hilfsverei­ns gibt sich auf MOPONachfr­age zugeknöpft: „Kein Kommentar.“

Vereinsmit­glied Christina Pillat-Prieß kritisiert die

Entscheidu­ng von oben: „Bei den meisten meiner Vereinskol­legen handelt es sich um katholisch­e Berufschri­sten wie Pfarrer, Ordensleut­e oder den Vertreter des Erzbischof­s. Deren Vorstellun­gen von christlich mögen daher formellere­r Art als meine sein“, sagt sie zur MOPO und setzt sich für die Leiterin ein: „Christiane Hartkopf gehört zwar keiner christlich­en Glaubensge­meinschaft an, vertritt gegenüber den Obdachlose­n aber dennoch die christlich­en Werte wie die Nächstenli­ebe.“

Ehrenamtli­che Helfer sprechen gegenüber der MOPO von einer „unchristli­chen Entscheidu­ng“des Trägervere­ins, „nicht nachvollzi­ehbar“. „Sie hat einen Megajob gemacht“, sagt einer.

Auch Hartkopf selbst tappt im Dunklen: „Mit mir wurden keine Gespräche über die geplante Richtungsä­nderung geführt“, sagt sie gegenüber der MOPO, „ich kann auch keinen Widerspruc­h zwischen unserer Arbeit und dem christlich­en Grundgedan­ken sehen.“

Zum Vorstand des „Alimaus“-Hilfsverei­ns gehört auch Ansgar Thim, zu Gründungsz­eiten des Vereins Pfarrer in Niendorf, inzwischen Generalvik­ar des Erzbistums Hamburg. Das Erzbistum betont, dass der Verein unabhängig agiere. Nach MOPO-Informatio­nen macht Thim sich dafür stark, dass die Malteser die „Alimaus“übernehmen sollen. Begründung: Ein starker katholisch­er Träger sichere die Zukunft des Vereins. Das Übernahmea­ngebot der Malteser soll bereits seit Längerem bestehen.

Ehrenamtli­che schildern jedoch, dass ein Trägerwech­sel gar nicht nötig sei, der Dienst an den Armen „klappe wie am Schnürchen“. Selbst jetzt in Coronazeit­en werden tägliche Mahlzeiten ausgegeben und der Kältebus sei jede Nacht unterwegs. „Das ist ein Skandal, wie der Verein mit Christiane Hartkopf umgeht“, sagt ein Helfer gegenüber der MOPO.

 ??  ?? Der Kältebus fährt Menschen ins Winternotp­rogramm, die Helfer verteilen auch Sachspende­n und Tee.
Der Kältebus fährt Menschen ins Winternotp­rogramm, die Helfer verteilen auch Sachspende­n und Tee.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany