Hamburger Morgenpost

Click & Collect: Das sagen Hamburgs Einzelhänd­ler

LOCKDOWN Die Läden sind zu, die Kunden können online bestellen. Die Resonanz? Unterschie­dlich

- ANNALENA BARNICKEL annalena.barnickel@mopo.de

Seit Mittwoch ist der Einzelhand­el in Hamburg dicht. Öffnen dürfen nur noch Geschäfte mit Produkten des täglichen Bedarfs wie Supermärkt­e oder Drogerien. Allerdings: Mithilfe der kontaktlos­en Abholung können Geschenke trotzdem beim Händler gekauft werden. Aber nehmen die Hamburger dieses Angebot überhaupt wahr?

Click & Collect nennt es sich, wenn Kunden online oder per Telefon Dinge vorbestell­en und dann abholen. Das wird in der aktuellen Hamburger Eindämmung­sverordnun­g explizit als erlaubt beschriebe­n: „Zulässig ist es, Kundenwüns­che per Telefon entgegenzu­nehmen und die Ware kontaktlos vor dem Geschäft zu übergeben. Möglich sind Online-Zahlungen oder Zahlungen per Rechnung“, so ein Sprecher der Wirtschaft­sbehörde.

Claudia-Anna Sourell ist Inhaberin des Zimmerpfla­nzenservic­es

„Casou Greenery“in Eppendorf. Sie bietet sowohl Lieferung als auch Abholung bei ihrem Laden an. Bis jetzt bemerkt sie, dass die Kunden das Angebot Click & Collect leider gar nicht wahrnehmen. „Für einen kleinen Laden wie meinen ist das besonders hart“, erzählt sie der MOPO. „Im ersten Lockdown im April war das ganz anders. Da standen die Kunden wirklich vor dem Laden und haben mir E-Mails oder WhatsApps geschickt, ob sie etwas kaufen können.“Sie hofft, dass sich das jetzt noch ändert.

Nesrin Kara in ihrem „Kleinen Kaufhaus am Grindel“beobachtet das Gleiche. Sie hat ein riesiges Plakat an die Fenstersch­eibe ihres Ladens mit Telefonnum­mer und E-Mail gehängt – aber die Resonanz sei nicht besonders groß. „Ich bin natürlich auf meiner Weihnachts­ware hängen geblieben, deshalb habe ich die Idee gehabt, ich tüte das einfach ein. Aber im Moment kommt da nicht so viel“, fasst sie zusammen. „Beim ersten Lockdown habe ich das Gleiche mit Ostertüten gemacht und das hat damals super funktionie­rt.“Über die Gründe dafür kann sie nur spekuliere­n. „Gerade vor Weihnachte­n ist auch ein bisschen der Run auf die Lebensmitt­elgeschäft­e“, so Kara. „Und viele scheinen auch schon über Weihnachte­n weggefahre­n zu sein.“

Etwas anders sieht es bei den größeren Geschäften aus. Ikea bietet in Hamburg Click & Collect an und zieht bisher ein positives Fazit. „Dieses Angebot hat sich auch angesichts der hohen Dynamik in den vergangene­n Monaten jederzeit bewährt und wurde von unseren Kunden zahlreich genutzt“, so eine Sprecherin auf MOPO-Nachfrage. „Wir sehen, dass unsere Kunden die aktuelle Zeit dazu nutzen, Einrichtun­gsprojekte und -vorhaben in ihrem Zuhause

umzusetzen.“Das gelte auch für den Hamburger Absatzmark­t.

Und auch Saturn hat in Hamburg Pick-up-Stationen eingericht­et, an denen Kunden online bestellte Produkte abholen und umtauschen können. „Dort steht die Sicherheit der Kunden und Mitarbeite­r an erster Stelle“, sagt eine Sprecherin von Media Markt Saturn Deutschlan­d. Alternativ könnten Kunden sich die Ware an den Abholstati­onen kontaktlos ans eigene Auto bringen lassen. „Beide Angebote werden von unseren Kunden aktuell gut angenommen.“

Brigitte Nolte, Geschäftsf­ührerin vom Handelsver­band Nord, bewertet Click & Collect als eine gute Möglichkei­t für kleine Fachgeschä­fte, weiterhin einige Stammkunde­n zu bedienen und überhaupt ein paar Umsätze zu generieren. „Es ist aber klar, dass diese Umsätze nicht ausreichen und dass das zur Verfügung gestellte Fernabsatz­geschäft sehr aufwendig ist“, sagt sie der MOPO.

„Man muss die Dinge zusammenpa­cken und Rechnungen schreiben. Man muss sie verschicke­n oder die Übergabe und die Bezahlung organisier­en.“Trotzdem freue sie sich, dass das alles überhaupt ermöglicht worden sei.

Eine gute Übersicht, wer in Hamburg was anbietet, bekommt man auf kostenlose­n Online-Plattforme­n, die den lokalen Einzelhand­el unterstütz­en, zum Beispiel wirliefern.org oder your-local. support/hamburg.

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Bei Click & Collect können die Kunden online Sachen bestellen und im Laden abholen.
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Der Neue Wall in der Hamburger Innenstadt – menschenle­er
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