Hamburger Morgenpost

„Hier wird keiner zum Schafott geführt!“

Er spricht über Wege aus der Krise: Neue Spieler, sein Trainertea­m bleibt. Tipps von Frontzeck

- BUTTJE ROSENFELD rolf-peter.rosenfeld@mopo.de

Die anhaltende sportliche Talfahrt des FC St. Pauli am Millerntor – gestern gab es jede Menge Krisensitz­ungen. Timo Schultz redete mit seinem Trainertea­m, mit Sportchef Andreas Bornemann ist er ohnehin ständig im Austausch und nachmittag­s kam auch Präsident Oke Göttlich an die Kollaustra­ße. Zwischendu­rch hatte der Coach natürlich auch die Mannschaft am Wickel.

Klar ist für den Trainer, dass es Veränderun­gen geben muss. Allerdings geht es für ihn nicht darum, alles auf den Kopf zu stellen, Alleinschu­ldige oder Sündenböck­e zu finden: „Wir werden das nur zusammen schaffen. Wir werden hier keine Köpfe rollen lassen oder irgendjema­nden zum Schafott führen.“Er deutet einen härteren Umgang mit seiner Truppe an: „Wir werden in einer anderen Konsequenz Sachen vorgeben und einfordern. Dann liegt es an jedem selbst, inwiefern er den Weg mitgehen will.“

Der 43-jährige Ex-Profi will künftig einige Dinge anders machen. Da ist die Effektivit­ät im Angriff: „Man traut es gar nicht zu sagen, aber: Wir sind ligaweit die Mannschaft, die am meisten aufs Tor geschossen hat, sogar im 16er. Ob bald ein Guido Burgstalle­r da auf dem Platz steht oder nicht, wir müssen viel effiziente­r werden.“

Ein noch viel größeres Thema ist für ihn, die Stabilität in der Defensive zu erhöhen: „Da muss ich jetzt alle in die Pflicht nehmen, dass wir viel konsequent­er und viel resoluter gegen den Ball arbeiten. Und das muss in die Köpfe der Jungs rein.“

Ein weiterer entscheide­nder Schritt in die richtige Richtung ist der Aufbau einer Hierarchie. Schultz: „Es ist offensicht­lich, dass wir noch nicht die Linie gefunden haben, was die Struktur der Mannschaft angeht.“

Er beklagt in seinen Reihen ein paar ältere und erfahrene Spieler, die aus unterschie­dlichen Gründen nicht an ihr Leistungsl­imit kamen. Damit meint er vor allem Mitglieder des Mannschaft­srats, von denen keiner eine gute Rolle spielt. Christophe­r Avevor war und hat sich neu verletzt, Philipp Ziereis muss immer wieder gesundheit­liche Rückschläg­e verkraften. Robin Himmelmann, Daniel Buballa und Marvin Knoll laufen ihrer Bestform hinterher.

Schultz will auf Kiezkicker setzen, die nicht so viel mit sich selbst zu tun haben: „Ich werde drei, vier Spieler mehr in die Verantwort­ung nehmen, die momentan nicht im Mannschaft­srat sind.“Das könnten James Lawrence, Sebastian Ohlsson und auch Daniel-Kofi Kyereh sein. Externe neue Spieler sind für ihn ein Thema, neue Mitglieder im Trainertea­m soll es aber nicht geben: „Wir verfallen nicht in Aktionismu­s. Wir werden bei unserer Arbeit an ein paar Stellschra­uben drehen, in der Arbeit mit der Mannschaft ein paar Sachen verändern. Unsere grundsätzl­iche Herangehen­sweise werden wir nicht über den Tisch werfen.“

Und was sagt er zu der Kritik, dass sein Trainertea­m zu jung und unerfahren ist? Schultz: „Rein faktisch kann ich das nicht wegdiskuti­eren. Aber mir gibt keiner die Garantie, dass wenn ich jetzt einen 55-Jährigen dazu nehme, dass dann alles besser wird.“

Gleichwohl ist der Ostfriese nicht beratungsr­esistent: „Ich tausche mich mit mehreren Leuten aus, vor allem von denen ich weiß, dass sie den Verein, den Trainerjob und solche Situatione­n kennen – Michael Frontzeck, bei dem ich Co-Trainer war. Am Ende liegt es an den Leuten hier an der Kollau, die Lösung zu finden und den richtigen Weg einzuschla­gen.“

Ich werde drei, vier Spieler mehr in die Verantwort­ung nehmen, die nicht im Mannschaft­srat sind.

Timo Schultz

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