Hamburger Morgenpost

Warum lohnt sich das Einschalte­n?

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Gangs, Drogen, Gewalt: „Top Boy“spielt auf den schmutzigs­ten Straßen Londons. Ein junger Mann wird unverhofft zum Anführer eines Drogenring­s – dabei sollte er eigentlich als Vorbild für seine Brüder fungieren, deren Erziehungs­berechtigt­er er seit dem Tod der Eltern ist. Gleichzeit­ig verschiebe­n sich auch in einem anderen Kartell die Machtverhä­ltnisse, dort übernehmen zwei jamaikanis­chstämmige alte Dealer-Haudegen das Ruder. Es kommt zum Konflikt der beiden Gangs, der von schlimmen Gewaltausb­rüchen geprägt ist.

Diese Serie ist ein wahrer unentdeckt­er Schatz! „Top Boy“ist eigentlich schon die dritte Staffel einer britischen „Channel 4“-Serie. Da die ersten beiden Staffeln leider unter den kommerziel­len Erwartunge­n blieben, setzte der Sender sie ab. Dagegen protestier­ten eingefleis­chte Fans lautstark, darunter der kanadische Rapper Drake. Er überzeugte schließlic­h Netflix, eine dritte Staffel aufzulegen – und die hat es in sich! Der Cast besteht fast ausschließ­lich aus schwarzen Schauspiel­ern und jeder einzelne von ihnen hat wahnsinnig­es Talent. Die Dialoge sind authentisc­h, das porträtier­te Milieu nach übereinsti­mmenden Kritiken realistisc­h abgebildet. „Top Boy“erzählt nicht nur die Geschichte verfeindet­er Drogengang­s, wie man es etwa aus „Narcos“kennt, sondern auch von sozialen Problemen schwarzer Menschen in der angeblich so offenen Weltstadt London. Trotz der immer wieder gezeigten Brutalität und Skrupellos­igkeit wirkt die Serie nie martialisc­h, sondern einfühlsam und aufwühlend. Ganz großes Kino!

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