Hamburger Morgenpost

Was in Hamburg anders läuft als bei den Bayern ...

Keeper im MOPO-Interview über den Aufstiegsk­ampf und Verbesseru­ngspotenzi­al

- VOM HSV BERICHTET LUIS VIEIRA HEINE luis.heine@mopo.de

Im Oktober wechselte Sven Ulreich vom FC Bayern München zum HSV, wurde direkt zur Nummer eins. In elf Spielen konnte der 32-Jährige dreimal die Null halten und erlebte zugleich die aufkommend­e Unruhe nach drei Pleiten in Serie im Herbst. Vor dem Jahreswech­sel sprach die MOPO mit Ulreich über seinen Start in Hamburg, die Erwartungs­haltung – und seinen schlimmen Patzer in Heidenheim.

MOPO: Herr Ulreich, wie haben Sie die Mini-Winterpaus­e verbracht? Sven Ulreich: Wir waren in Hamburg. Es war nicht lange, aber mit der Familie die Weihnachts­zeit zu verbringen, ist immer schön. Wenn man dann mal drei, vier Tage nicht zum Training muss und was anderes erleben kann, ist das auch nett ...

Seit Oktober sind Sie nun in der Stadt. Wie haben Sie sich in Hamburg eingelebt – und beim HSV?

Durch die Corona-Pandemie habe ich in Hamburg leider noch nicht so viel sehen können. Die ersten Eindrücke sind dennoch sehr schön. Wichtiger ist auch erstmal der Start beim HSV gewesen. Im Klub wurde ich von den Jungs richtig gut aufgenomme­n. Ich fühle mich wohl hier, zudem haben wir einen guten Start hingelegt und in den ersten Wochen gut performt – bis auf ein, zwei kleinere Ausrutsche­r.

Sie haben es angesproch­en: ein, zwei Ausrutsche­r. Haben Sie gemerkt, dass die Kritik in Hamburg schnell laut wird?

Ich habe in Stuttgart und München gespielt, da ging das auch immer sehr schnell.

Klar ist es so, dass die Medien auch was schreiben müssen und nach den letzten Jahren da eher zur Kritik neigen. Aber im Team sind wir klar, wissen, dass wir eine gute Truppe sind. Viele Leute glauben, die Zweite Liga sei einfach. Aber jeder Punkt ist hart erkämpft und viel Arbeit. Der HSV ist das dritte Jahr in derZweiten Liga, man ist ein Zweitligis­t. Der HSV hat aber einen großen Namen und gehört für viele nicht in die Zweite Liga. Da ist die klare Erwartung vieler, dass die Spiele gewonnen werden.

Mit 32 Jahren haben Sie für den HSV Ihr Debüt im Unterhaus gefeiert. Wie groß ist der Unterschie­d zur Ersten Liga?

Das Niveau in der Zweiten Liga ist schon sehr gut, die Mannschaft­en haben viel Potenzial. Aber es sind auch Mannschaft­en dabei, die eher über den Kampf und weite Bälle kommen. Da ist

es schon so, dass mehr unerwartet­e Situatione­n entstehen, eben durch lange Bälle und Zufälle. Da hast du es als Mannschaft, die Fußball spielen will, ein bisschen schwerer.

In Heidenheim haben Sie so eine Situation am eigenen Leibe erfahren, als ihr Fehler zum Last-Minute-Gegentor und der 2:3-Pleite führte. Wie lange haben Sie gebraucht, um das abzuschütt­eln?

Natürlich war es enorm ärgerlich, dass sowas passiert. Es kommt vor, dass ein Torwart Fehler macht. Mich hat es aber natürlich extrem geärgert. Aber wie heißt es so schön: aus Fehlern lernt man.

Mit drei Siegen aus den letzten drei Spielen stimmten zuletzt die Ergebnisse wieder. Zu Null haben Sie in Ihren elf Einsätzen bislang aber erst dreimal gespielt. Nervt Sie das?

Als Torhüter spielt man immer gerne zu Null, keine Frage. Das ist das Ziel eines jeden Torhüters. Natürlich haben wir da Potenzial nach oben, dass wir noch aufmerksam­er werden, weniger Fehler machen, besser verteidige­n. Wir haben die Qualität dafür, vorne unsere Dinger zu machen. Wenn wir dann hinten noch ein bisschen besser stehen, wird es insgesamt noch stabiler. Aber ich bin wirklich positiv gestimmt, weil bei

uns viele gute Dinge in den letzten Wochen passieren, wir einen Schritt nach vorne gemacht haben und ich eine Entwicklun­g wahrnehme. Wo muss sich der HSV in 2021 noch verbessern?

Ich glaube, dass wir defensiv noch Potenzial nach oben haben. Da kann jeder Einzelne noch mehr Verantwort­ung übernehmen für die Situation. Wir sind auf einem guten Weg, stehen in den letzten Wochen kompakter. Aber natürlich haben wir eine junge Truppe, da passieren Fehler. Bis auf vier, fünf Ältere haben wir viele Junge, die das Potenzial haben, gute Bundesliga­spieler zu werden. Da gehören solche Erfahrunge­n zur Entwicklun­g dazu.

Wir stehen unmittelba­r vor dem Jahreswech­sel. Was wünschen Sie sich für das neue Jahr – beruflich und privat?

Persönlich wünsche ich mir einfach, dass meine Familie, meine engsten Freunde und Vertrauten gesund bleiben. Gesundheit kann man mit nichts bezahlen. Das ist für mich das Allerwicht­igste. Sportlich hoffe ich, dass wir unseren eingeschla­genen Weg weitergehe­n und wir dann eine erfolgreic­he Rückrunde spielen und unsere Ziele erreichen.

Das Ziel – auch wenn Sie und Ihre Kollegen das Wort nicht in den Mund genommen haben – ist der Aufstieg. Sie haben als Spieler so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was für einen Platz würde denn ein Aufstieg in Ihrem Trophäensc­hrank einnehmen?

Das hätte einen großen Stellenwer­t, sollte es eintreten. Die Herausford­erung und der Reiz sind groß. Mit der jungen Truppe unsere Ziele zu erreichen, wäre für mich eine sehr große Auszeichnu­ng.

Es kommt vor, dass ein Torwart Fehler macht. Mich hat es aber natürlich extrem geärgert.

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Seit Oktober ist Sven Ulreich die unangefoch­tene Nummer eins im HSV-Tor.
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In Heidenheim patzte Ulreich folgenschw­er, Christian Kühlwetter (l.) erzielte das 3:2.
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