Die Blockbuster sollen’s richten
AUSBLICK 2020 war ein verlorenes Kinojahr. Dafür warten nun umso mehr Spitzenfilme auf ihr Leinwanddebüt
Noch ist unklar, wann die Lichtspielhäuser ihre Tore wieder öffnen. Bei manchen Kinos ist der Vorhang bereits für immer gefallen. An cineastischer Ware mangelt es jedoch nicht, durch die vielen verschobenen Starttermine der vergangenen Wochen gibt es eine regelrechte Riesenwelle von Filmen. Biografisches steht traditionell hoch im Kurs. Seinen dokumentarischen Hut vor der Musik zieht der „Herr der Ringe“-Macher Peter Jackson mit „The Beatles:
Get Back“(Kinostart: 26. August), derweil „Aznavour by Charles“(Start: 18. Februar) das Leben des Chansonsängers beleuchtet. Mit Publikumsliebling Tom Hanks widmet sich der australische Starregisseur Baz Luhrmann („The Great Gatsby“) „Elvis“, gespielt wird die Rock-Ikone vom 29-jährigen Austin Butler, der schon für Jim Jarmusch und Quentin Tarantino vor der Kamera stand.
„Alien“-Vater Ridley Scott engagierte Lady Gaga, Al Pacino und Jeremy Irons für „Gucci“(Start: 25. November), ein Drama über die italienische Mode-Dynastie, bei dem es um den Auftragsmord an Maurizio Gucci geht, für den seine Ex-Frau Patrizia Reggiani 18 Jahre lang im Gefängnis saß. Einer der ersten Paläontologinnen weltweit widmet der Brite Francis Lee mit „Ammonite“(Start: 21. Januar) ein filmisches Denkmal. Oscar-Preisträgerin Kate Winslet gibt die vom Leben enttäuschte Fossilienforscherin Mary Anning, die sich im vorigen Jahrhundert in eine attraktive Besucherin verliebt – die furiose Love Story gilt schon jetzt als großer Oscar-Kandidat. Dasselbe lässt sich von
„Falling“behaupten, dem Regiedebüt von „Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen. Er übernimmt zugleich die
Hauptrolle des sensiblen Sohnes, dessen sexuelle Orientierung vom autoritären Vater nie akzeptiert wurde. Auf Action, Spezialeffekte und Superhelden setzen die Fantasy-Spektakel und Comic-Verfilmungen. Als massives Monster-Recycling treten „Godzilla vs. Kong“(20. Mai) an, der Science-Fiction-Klassiker „Dune“(30. September) von David Lynch erlebt durch „Blade Runner 2049“-Regisseur Denis Villeneuve gleichfalls eine Runderneuerung. Mit der Originalbesetzung Bill Murray und Dan Aykroyd steigen die „Ghostbusters 3“(10. Juni) in den Ring, derweil Keanu Reeves im vierten Streich von „Matrix“auftritt. Tom Cruise gibt sich gleich im Doppelpack die Ehre. Nach über 30 Jahren Pause spielt er erneut den Kampfpiloten in „Top Gun: Maverick“(8. Juli), gefolgt vom Agenten-Auftritt in „Mission: Impossible 7“(18. November). Andere Geheimdienstler geben unterdessen ihre Abschiedsvorstellung: Für Daniel Craig wird „Keine
Zeit zu sterben“(2. April) sein letzter Auftritt als James
Bond.
Das deutsche Kino setzt vor allem auf Komik. Michael Herbig und Hape Kerkeling stehen in „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“(11. Februar) vor der Kamera, dem letzten Film von Regisseur Joseph Vilsmaier. Otto gibt sich als kauziger Hexenmeister „Catweazle“(11. März) die Ehre, einem Remake der britischen Serie aus den 70ern. Mit „Stasikomödie“(23. September) bringt Leander Haußmann seine DDR-Trilogie nach „Sonnenallee“und „NVA“zum Abschluss. David Kross spielt den Spitzel, der in die Künstlerszene im Prenzlauer Berg eingeschleust wird und unfreiwillig zum gefragten Dichter aufsteigt. Gleichfalls in Berlin spielt „Nebenan“, das Regiedebüt von Daniel Brühl nach einer Vorlage von Daniel Kehlmann. Als Filmstar wird er in dieser schwarzen Komödie von seinem Nachbarn mit schockierenden Enthüllungen konfrontiert, die seine Karriere ruinieren könnten.
Der zuverlässigste Zuschauermillionär des deutschen Kinos, Sönke Wortmann, präsentiert mit „Contra“(28. Oktober) eine Komödie um politische Korrektheit mit Christoph Maria Herbst, der als rassistischer Professor Nachhilfe in Menschlichkeit bekommt. Last but not least darf auch der bayerische Provinzpolizist Franz Eberhofer alias Sebastian Bezzel wieder ermitteln. „Kaiserschmarrndrama“heißt die jüngste Verfilmung der Rita Falk-Krimis. Ein halbes Dutzend hat Regisseur Ed Herzog bereits erfolgreich auf die Leinwand und zu Kultstatus gebracht. Sein jüngster Streich erweist sich als ComedyCoup, bei dem rundum alles stimmt. Story, Timing und Dialoge sind vom Feinsten. Selbst der obligatorische Kreisverkehr-Running-Gag hält eine hübsche Überraschung bereit. Und der Weihnachtsfilm steht auch schon fest: Steven Spielberg beschert uns eine Neuauflage der „West
Side Story“.