Riesenkrach bei Hagenbeck
STELLINGEN Mehrere Mitarbeiter erhalten Kündigung vor Weihnachten. Beschäftigte: „Klima der Angst!“
Der Tierpark Hagenbeck ist seit Wochen zu. Dennoch herrscht keine Ruhe hinter den verschlossenen Türen. Im Gegenteil: Zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft ist ein Streit entbrannt, der das Betriebsklima im Zoo akut gefährdet. Die Beschäftigten klagen über ein „Klima der Angst“.
Hintergrund der Auseinandersetzung ist laut einer Mitteilung der Gewerkschaft IG Bau die geplante Einführung von Kurzarbeit anlässlich des zweiten Lockdowns. Dazu hatte die Geschäftsführung dem Betriebsrat im November eine Vereinbarung vorgelegt, welche die Rahmenbedingungen für die Lohnkürzungen festlegen sollte.
Da das Dokument nicht dem entsprach, was den Mitarbeitern während des ersten Lockdowns im Frühling versprochen worden war, als ihre Kurzarbeitsbezüge auf hundert Prozent aufgestockt worden waren, meldete der Betriebsrat Verhandlungsbedarf an. Ein ganz normaler Vorgang innerhalb von Unternehmen, der vom Betriebsverfassungsgesetz abgesichert ist.
Doch der HagenbeckGeschäftsleitung passte das offenbar nicht. „Zwei Tage vor der entscheidenden Verhandlung am 21. Dezember kündigte Geschäftsführer Dirk Albrecht neun Mitarbeitern – offenbar um den Betriebsrat einzuschüchtern“, erklärt Dirk Johne, stellvertretender Regionalleiter bei der IGBau.
Die „betriebsbedingt“ausgesprochenen Kündigungen betreffen laut Gewerkschaft vor allem Mitarbeiter im Kassen- und Portier-Bereich. Sie traf es wie aus heiterem Himmel. Und dann auch noch so kurz vor Weihnachten.
Eine genaue Übersicht über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens hatte die Geschäftsführung dem Betriebsrat nach Auskunft der Gewerkschaft nicht zukommen lassen – obwohl diese Informationen bei der Einführung von Kurzarbeit zwingend offengelegt werden müssen.
Und die Sache ging noch weiter: Als der Betriebsrat am 21. Dezember zusammen mit der Gewerkschaft zum Kurzarbeit-Verhandlungstermin erschien, stellte sich Geschäftsführer Albrecht quer. Er verwies die Gewerkschaftsvertreter des Geländes und berief sich dabei auf sein Hausrecht. „Dabei waren wir Gäste des Betriebsrats. Da gilt das nicht“, betont Johne.
Die Sitzung platzte. Als der Betriebsrat die Gewerkschaftsvertreter anschließend über das Tierpark-Gelände führte, rief die Geschäftsführung die Polizei. „Plötzlich war keine Rede mehr vom Hausrecht. Jetzt wurden die Corona-Regeln vorgeschoben“, berichtet
Johne.
Doch auch das war noch längst nicht das Ende der Geschichte: Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther bekam eine Abmahnung für die GeländeBegehung mit der Gewerkschaft. Eine zweite Abmahnung für den gesamten Betriebsrat gab es eine Woche später, als die Mitglieder ihren Anwalt zur Beratung einluden und dabei, um die Corona-Regeln einhalten zu können, einen leer stehenden Sitzungsraum bezogen.
Endgültig eskaliert ist der Zoo-Zoff nun mit der Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther, der bei Hagenbeck als leitender Tierpfleger vor