Verständliche Bankberatung mit den Händen
Petra Schäfer nutzt bei vielen Kunden auch die Gebärdensparche
Wenn Petra Schäfer ihre Kunden in der Farmsener Haspa-Filiale an der AugustKrogmann-Straße 5 berät, sieht man sie häufig gestikulieren. Das liegt nicht am Temperament der stellvertretenden Filialleiterin. Sie beherrscht Gebärdensprache und ermöglicht so auch gehörlosen Kunden eine kompetente Beratung.
Schäfers Mutter ist gehörlos, der Vater von Geburt an schwerhörig. „Als meine Eltern zur Schule gingen, gab es eins mit dem Rohrstock auf die Finger, wenn in Gebärdensprache gesprochen wurde. Das ist heute zum Glück anders“, sagt die 38-Jährige. Sie selbst kann hören, lernte aber schon als Kind Gebärdensprache und Lippenlesen. Bei Behördengängen und anderen Gelegenheiten war sie als Übersetzerin für ihre Eltern dabei. Aus diesen Fähigkeiten einen Beruf zu machen, kam ihr nicht in den Sinn, denn ihr Traum war es ursprünglich, Archäologin zu werden. Die Empfehlung der Berufsberatung lautete Bibliothekarin; dazu hatte sie keine Lust. Eine Ausbildung bei der Hamburger Sparkasse war die bessere Alternative. Dabei entstand erstmals die Idee für eine Gehörlosenberatung, die schließlich 2003 umgesetzt wurde. „Ich spreche normal mit den Kunden, die Hände benutze ich nur zusätzlich“, betont sie. „Die Gebärdensprache weicht vom grammatikalischen Deutsch ab. Bestimmte Fachbegriffe gibt es nicht als Gebärde, deshalb muss ich sie mithilfe verschiedener vorhandener Gebärden beschreiben und erklären.“Vieles laufe zwar zum Beispiel auch per E-Mail, aber das Bedürfnis nach einer persönlichen Beratung in Gebärdensprache sei groß – und offizielle Dolmetscher meist zu teuer. Deshalb kommen ihre Kunden nicht nur aus Farmsen oder Altona, wo sie zuvor tätig war, sondern aus allen Stadtteilen und sogar aus dem Umland. „Manche wohnen außerhalb und arbeiten in Hamburg. Sie kommen dann persönlich vorbei. Andere erledigen ihren normalen Zahlungsverkehr in der örtlichen Filiale und besuchen mich, wenn es Beratungsbedarf gibt“, sagt Schäfer. „Die Kunden mögen es, sich fließend über ein Thema zu unterhalten. Anderswo werden dann Zettel hin- und hergeschoben.“Wege abnehmen kann die Haspa durch den Videochat, den auch Schäfer anbietet. „Es macht mir Spaß, den Kunden zu helfen – egal ob hörend oder gehörlos“, sagt sie. Auch wenn sie im Laufe ihres Berufslebens Filialen gewechselt hat, um sich weiterzuentwickeln, blieben ihr die meisten Kunden treu. Eine Arbeit ohne direkten Kontakt zu Menschen könne sie sich nicht vorstellen.