Wir haben nicht mal Namen für die Schilder – das ist das Problem!
Keine Plätze und Straßen mehr nach Männern benennen? Da sage ich als Frau, der an Gleichberechtigung durchaus gelegen ist: Am Ziel vorbei, liebe Grüne! Und das gleich auf zwei Ebenen:
Erstens: Der Vorstoß ist bereits in seiner Grundidee inkonsistent.
Die Initiatoren wollen Männer dort ausschließen, wo über Jahrhunderte Frauen nicht berücksichtigt wurden. Das ist vielleicht vom Ergebnis her richtig gedacht. Weil absolut nichts dagegenspricht, in Zukunft mehr Frauen diese Art der Ehrung zuteilwerden zu lassen. Weil es unserer Gesellschaft guttut, starke Frauen im Alltag sichtbarer zu machen.
Der Knackpunkt ist aber, dass die
Grünen in der Radikalität ihrer Forderung – dem Ausschluss einer ganzen Gesellschaftsgruppe – mit Ungleichbehandlung gegen Ungleichbehandlung ins Feld ziehen. Und damit ihren Grundgedanken selbst zunichtemachen.
Zweitens: Gleichberechtigung? Aber gern! Für mich bedeutet das praktisch betrachtet: Männer übernehmen die Hälfte des Haushalts, stellen ihre eigenen Karrierepläne nicht über die ihrer Partnerin. Unternehmen schieben Frauen, die Kinder bekommen, nicht aufs Abstellgleis.
Klar, da hat sich schon vieles getan. Wenn ich als Führungskraft aber Mutter werden will, ist das auch im Jahr 2021 noch kompliziert. Meine männlichen Chef-Kollegen haben es deutlich leichter.
Vielleicht konzentrieren wir uns also beim Thema Gleichberechtigung erst mal auf die Probleme in unserem Alltag. Denn wenn sich Frauen noch immer auf den Kopf stellen müssen, um Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen, dann haben sie von verkopften Debatten herzlich wenig.
Sorgen wir als Gesellschaft doch dafür, dass überhaupt genügend Frauen die Chance bekommen, sich einen Namen zu machen. Und wenn wir das geschafft haben, schreiben wir diese Namen auf Schilder. Als Beleg der echten Veränderung.